Die falschen Kolleg:innen können die Arbeit zur Hölle machen. Wie man mit schwierigen Teammitgliedern umgeht, verraten zwei Kommunikationsexperten in einem Interview. Ändern könne man die Menschen nicht – aber durchaus, wie sie auf einen reagieren.
Rick Kirschner und Rick Brinkman haben mehrere Bücher zum Thema Kommunikation und den Umgang mit schwierigen Menschen verfasst. In einem Interview mit dem Spiegel geben sie Tipps dafür, wie man sich gegenüber Kolleg:innen und Chef:innen verhält, mit denen man nicht gut auskommt.
Interview: Schwierige Kolleg:innen haben oft gute Absichten
Ob cholerische Führungskräfte oder manipulative Mitarbeiter:innen – bestimmte Teammitglieder können den Büroalltag erschweren. Was tun? Kommunikationsexperte Kirschner rät: Wer weiß, wie man auf unausstehliche Leute zugeht, kann das Beste in ihnen wecken. „Okay, deren Bestes ist vielleicht nicht riesig, aber es ist da.“ Die Menschen selbst könne man nicht ändern, aber die Art und Weise, wie sie auf einen reagieren.
Er und sein Kollege betonen dabei immer wieder die Rolle von Empathie. Denn oft verhalten sich andere nur deshalb unausstehlich, weil sie daran gehindert werden, ihr angestrebtes Ziel zu erreichen. Das sind oft gute oder nachvollziehbare Absichten, zum Beispiel Wertschätzung zu erhalten oder mit einer Aufgabe fertigzuwerden. Gelingt das nicht, führt das zu Stress. „Und das kann zu Mobbing führen, zu unrealistischen Versprechungen, zu Wutanfällen oder Negativität“, so Kirschner. Wer aber die eigentliche positive Absicht identifiziert und unterstützt, der stellt auf diese Weise eine gemeinsame Basis her. Leute, die die Schwächen anderer aus reinem Vergnügen ausnutzen, seien die Ausnahme.
„Die geografische Lösung ist eine legitime Bewältigungsstrategie“
Die Methode hilft natürlich nicht in allen Fällen. Merkt man zum Beispiel, dass sich Kolleg:innen rassistisch oder sexistisch äußern beziehungsweise den Klimawandel leugnen, gibt es laut Brinkman verschiedene Optionen. Darunter: Nichts tun, die andere Person zum Gehen bewegen oder selbst gehen. „Die geografische Lösung ist eine legitime Bewältigungsstrategie“, erklärt der Experte. Wer nicht gleich den Job wechseln möchte, kann versuchen, auf andere Art und Weise mit der Person in Kontakt zu treten. „Sie könnten erst einmal über Fußball sprechen oder über ein anderes Thema, bei dem Sie eine gemeinsame Basis haben.“ Der Konflikt wird also nicht gelöst, aber immerhin vermieden.
Krischner warnt zudem vor Schubladendenken. „Wenn Sie jemanden als Klimawandelleugner etikettieren, stecken Sie ihn in eine Schublade mit Ihrem Etikett“, mahnt der Experte. „Und dann bringt Ihr Etikett Sie dazu, sich nicht weiter mit dieser Person zu beschäftigen. Aber vielleicht sollten Sie lieber versuchen herauszufinden, warum sie so denkt.“
Umgang mit schwierigen Vorgesetzten
Die Experten kennen verschiedene Herausforderungen beim Umgang mit schwierigen Kolleg:innen. Deren Position spielt aber selten eine Rolle. Wichtiger sind das Verhalten und der Kontext – also wo die Begegnung stattfindet. „Manche Chefs reagieren allergisch, wenn sie sich in großer Runde kritisiert fühlen“, erklärt Brinkman. „Aber unter vier Augen sind sie dann ganz aufgeschlossen.“ Er rät, flexibel zu sein.
Ein erster Schritt: An sich selbst arbeiten
Ob man jemanden als „unausstehlich“ erlebt, oder nicht, ist sehr subjektiv. Wer durchsetzungsfähig ist, kommt vielleicht weniger mit Kolleg:innen klar, die eine Tendenz zum Jammern haben, als mit anderen Durchsetzungsstarken – so erläutern es die Experten. Und vielleicht wird man von anderen auch nicht als angenehm empfunden.
Wer an sich selbst arbeiten möchte, dem raten die Experten, Interesse an anderen zu haben. „Wenn wir voreingenommen sind, schaden wir uns selbst: Wir denken, jemand ist ein Idiot – dann haben wir es ab jetzt mit einem Idioten zu tun“, so Kirschner. „Wenn wir das nicht denken, stehen uns mehr Möglichkeiten erfreulicher Interaktionen offen.“
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