Im Oktober hatte die Weltgesundheitsorganisation vor Candida auris gewarnt. Nun melden US-Forscher:innen einen starken Anstieg an Fallzahlen. Der Hefepilz kann vor allem Menschen mit Vorerkrankung und schwachem Immunsystem gefährlich werden. Auch in Deutschland gibt es Infektionen.
Infektionen mit dem Hefepilz Candida auris sind in den USA stark angestiegen – das geht aus einer Studie hervor, die im im Fachblatt „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht wurde. In den USA wurden demnach 2021 weit mehr als 1000 Fälle gemeldet, auch in Deutschland nehmen die Fallzahlen zu.
Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zeigen sich auch Expert:innen hierzulande besorgt. „Das sind schon erhebliche Fallzahlen, dabei ist der Pilz noch nicht mal in allen Bundesstaaten verbreitet“, so Oliver Kurzai, der das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen leitet. „Das ist besorgniserregend.“
„Besorgniserregend“: US-Studie stellt starken Anstieg von Candida-auris-Fällen fest
Candida auris wurde erstmals 2009 in Japan entdeckt und hat sich seitdem international verbreitet. In den USA wurde der Pilz erstmals 2016 identifiziert, damals gab es 53 Fälle. 2020 waren es bereits 756, 2021 1471 Fälle. Zudem sind laut Studie immer mehr Regionen betroffen: 2021 waren es 28 der 50 US-Bundesstaaten. Die Zahl von Resistenzen nahm auch zu: Laut dpa waren 86 Prozent der 2020 ermittelten Stämme gegen Pilzmittel aus der Gruppe der Azole resistent, 26 Prozent der Stämme reagierten nicht auf das Reserve-Antimykotikum Amphotericin B. Manche Erreger seien sogar immun gegen sämtliche drei Gruppen von Antimykotika.
„Die Zahl der Candida-auris-Fälle und -Übertragungen hat in den letzten Jahren zugenommen, mit einem dramatischen Anstieg im Jahr 2021“, folgert das Forscher:innen-Team in der Studie. Den Anstieg von Resistenzen und die Hinweise auf eine Übertragung seien „besonders besorgniserregend“.
Hefepilz kommt auch in Deutschland vor
Auch in Deutschland ist der Pilz verbreitet: Pro Jahr gab es zuletzt circa 10-15 klinische Fälle, ohne tödlichen Ausgang, erklärt Mikrobiologe Kurzai gegenüber der dpa. „Wir sehen auch bei uns einen Anstieg„, so der Experte. Der Trend sei überall in Europa zu beobachten, auch auf anderen Kontinenten anderen, zum Beispiel in Südafrika, Indien, Brasilien und der Arabischen Halbinsel.
2021 gab es einen Ausbruch am Berliner Krankenhaus Charité, über den im Fachblatt „Mycoses“ berichtet wurde und den Kurzai ebenfalls erwähnt. Damals wurde der Erreger unter anderem über einen Spatel übertragen. Dieser wurde eigentlich desinfiziert, doch das reichte scheinbar nicht, um den Pilz abzutöten. Der Erreger kann dem Experten zufolge mitunter monatelang auf Oberflächen überleben. Auch deshalb können sich Ausbrüche länger hinziehen. Der Mikrobiologe setzt sich unter anderem für eine Meldepflicht für Nachweise des Pilzes in Deutschland ein.
Candida auris: Welche Rolle spielt der Klimawandel?
Gesunden Menschen schadet Candida auris in der Regel nicht. Doch wenn er Vorerkrankte oder Immungeschwächte infiziert, kann der Hefepilz gefährlich werden. Denn der Erreger ist schwer zu behandeln. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte 2022 in einem Bericht davor, dass der Pilz invasive Candidasis verursachen könne – eine lebensbedrohliche Krankheit mit hoher Mortalität. Zwischen 29 und 53 Prozent der Infizierten erliegen der Erkrankung. Der Erreger sei von Natur aus resistent gegen die meisten verfügbaren Antimykotika (also Medikamente gegen Pilzbefall) und eine Infektion schwer zu erkennen. Die WHO zählt Candida auris seit letztem Jahr zu „prioritären Erregern“, die eine große Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellten. Übertragen wird der Pilz über Schmierinfektionen.
Expert:innen gehen davon aus, dass die Klimakrise eine Rolle beim plötzlichen Auftreten des Erregers spielen könnte. Der Pilz könnte sich an die globale Erwärmung angepasst haben und dadurch für den Menschen gefährlich geworden sein. Heute hält Candida auris Temperaturen von bis zu 42 Grad Celsius aus. Auch der großflächige Einsatz von Antimykotika in der Landwirtschaft könnten Resistenzen gegenüber entsprechenden Mitteln begünstigt haben.
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