Auf eine Erwärmung von maximal 1,5 Grad hatten sich 197 Staaten der Welt im Pariser Klimaabkommen geeinigt. Eine aktuelle Studie des Guardian zeigt: Viele Wissenschaftler:innen halten dieses Ziel für utopisch.
Hungersnöte, Massenmigration und globale Konflikte ausgelöst durch Hitzewellen, Waldbrände, Überschwemmungen und Stürme: Es ist ein düsteres Bild, das weltweit führende Wissenschaftler:innen für unsere Zukunft zeichnen. 380 Expert:innen, alle vom „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC) befragte der Guardian im Rahmen einer Studie nach ihren Voraussagen für die Zukunft unseres Planeten.
Nur sechs Prozent halten 1,5-Grad-Ziel für realistisch
Eine zentrale Frage dabei war die Meinung der Expert:innen zur Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels, auf das sich 197 Staaten 2015 im Pariser Klimaabkommen geeinigt hatten. Das Ergebnis: 77 Prozent der Wissenschaftler:innen gehen von einer Erwärmung um mindestens 2,5 Grad in diesem Jahrhundert verglichen zum vorindustriellen Niveau aus, 42 Prozent rechnen mit 3 Grad und nur sechs Prozent hielten die Einhaltung des Ziels für realistisch. Einer der Teilnehmer:innen war Jonathan Cullen, von der Cambridge-Universität. Er sagte deutlich: „1,5 Grad sind ein politisches Spiel – wir hätten dieses Ziel niemals erreicht.“
Auch die Gefühlslage vieler Wissenschaftler:innen, die sich intensiv mit dem Klimawandel beschäftigen, wird in der Studie deutlich. Zahlreiche Expert:innen sind hoffnungslos, wütend und verängstigt, weil die Regierungen trotz zahlreicher wissenschaftlicher Fakten nicht gehandelt hätten.
Große Veränderungen in den nächsten fünf Jahren
Gretta Pecl von der University of Tasmania glaube laut dem Guardian sogar daran, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre große gesellschaftliche Umbrüche auf uns zukommen. „Die Behörden werden mit einem Extremereignis nach dem anderen überfordert sein, die Nahrungsmittelproduktion wird zusammenbrechen. Ich könnte nicht mit mehr Verzweiflung in die Zukunft blicken“, so Pecl im Gespräch mit dem Guardian.
Der jüngste Bericht des IPCC widme den Auswirkungen des Klimawandels laut dem Guardian Hunderte von Seiten: Verluste von Waldgebieten im Amazonas-Regenwald, deutlich höhere Überschwemmungsschäden und Milliarden von Menschen mehr, die dem Dengue-Fieber ausgesetzt sind. Bei einer globalen Erwärmung von 3 °C würden Städte wie Shanghai, Rio de Janeiro, Miami und Den Haag außerdem künftig unter dem Meeresspiegel liegen.
Die Gründe dafür, dass wir das 1,5 Grad-Ziel wohl nicht mehr erreichen, sehen die meisten Wissenschaftler:innen der Studie zufolge in der Politik. 75 Prozent der Teilnehmer:innen sehen fehlenden politischen Willen als Hauptproblem. 60 Prozent kritisieren auch die Interessen von Unternehmen, wie beispielsweise der Industrie für fossile Brennstoffe. Nur 27 Prozent sehen fehlende Mittel zur Finanzierung für den grünen Wandel als Grund. Sechs Prozent glauben es fehle an grünen Technologien und vier Prozent verweisen auf fehlendes wissenschaftliches Verständnis.
Verwendete Quellen: Guardian (Studie und Hintergründe)
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