Statussymbole haben einen schlechten Ruf. Doch sie müssen nicht immer negativ sein, sagt die Expertin Fabiola Gerpott. Warum das so ist und warum klassische Statussymbole offenbar abgelöst werden, erklärt die Wissenschaftlerin in einem Interview.
Jede:r kennt sie und nimmt sie mal mehr, mal weniger bewusst wahr: Statussymbole. Sie können identitätsprägend sein, aber vor allem dienen sie Menschen zur Abgrenzung von anderen. Fabiola Gerpott ist an der WHU – Otto Beisheim School of Management und forscht zum Wandel von Statussymbolen. Im Interview mit der Zeit betont sie, dass immaterielle Dinge wichtiger werden.
Ein Statussymbol kann Gerpott zufolge alles sein, „was die Stellung einer Person innerhalb einer Gruppe oder Gesellschaft ausdrückt“. Daher sind sie oftmals an Privilegien gekoppelt: Wer beispielsweise viel Geld hat, kann sich teure Markenklamotten leisten.
Aber der soziale Hintergrund einer Person muss nicht ausschlaggebend sein, wie die Wirtschaftswissenschaftlerin sagt. Vielmehr komme es auf Exklusivität oder Besonderheit an – und, dass andere Menschen das Statussymbol anerkennen. Demnach brauchen Statussymbole ein Differenzierungsmerkmal. Neben einer seltenen Uhr kann das dann auch der Marathonlauf sein.
Statussymbole sollen einen Lebensstil ausdrücken
„Bei Statussymbolen geht es oft darum, einen bestimmten Lebensstil auszudrücken“, ergänzt Gerpott, die unter anderem Arbeitnehmer:innen für einen Sammelband befragt hat. Demnach gaben Menschen als persönliche Statussymbole klassisch das Auto, technische Geräte, aber auch den Beruf an. Das eigene Aussehen und ein bewusster Lebensstil wurden ebenfalls genannt – immaterielle Besitztümer, die laut der Expertin zunehmend an Bedeutung gewinnen. Das ließe sich ganz konkret in der Arbeitswelt ablesen.
Gerpott erklärt: „Immaterielle Statussymbole werden wichtiger: flexible Arbeitszeiten zum Beispiel oder ob der Arbeitgeber mir eine Workation erlaubt, ich also aus dem Ausland arbeiten darf. Es geht stärker um den Zusammenhang zwischen Job und dem eigenen Lebensstil.“
Schmaler Grat zwischen Zugehörigkeit und Neid
Aber auch im Privaten spielten immaterielle Dinge eine wichtigere Rolle. Als Beispiel nennt Gerpott das Reisen, durch das Menschen ihre Individualität ausdrücken wollen. Es mache in der Wahrnehmung anderer einen Unterschied, „ob man eher am weißen Tropenstrand liegt oder zum Work-and-travel durch Australien reist“. Eine Studie habe gezeigt, dass Menschen online vermehrt immaterielle Dinge teilen, um so Neid vorzubeugen.
Denn Statussymbole zu zeigen, folgt einem schmalen Grat. Einerseits, so die Expertin, möchten sich Menschen als soziale Wesen dazugehörig fühlen. Andererseits als Individuum begriffen werden.
„Mit einem Statussymbol, das man offen zur Schau stellt, hat man es leichter, Menschen mit ähnlichem Interesse kennenzulernen. Und man bekommt Anerkennung von Menschen, die einem wichtig sind“, führt Gerpott weiter aus. Sie ist der Ansicht, dass Statussymbole deshalb nicht per se etwas Schlechtes sind – sondern zur Identitätsarbeit beitragen. „Ich habe über mich nachgedacht, bin mir meiner Werte bewusst und jetzt positioniere ich mich.“
Nachhaltige Produkte als neue Exklusivität?
Studien verweisen laut der Wissenschaftlerin außerdem darauf, dass Statussymbole für Menschen wichtiger seien als Reichtum, sofern man für sie soziale Anerkennung erfährt. Offensichtliche Statussymbole wie Schmuck oder Markenkleidung sind nicht unwichtig geworden, würden aber in ihren Befragungen einen ähnlichen Stellenwert wie Freizeitaktivitäten – zum Beispiel Konzertbesuche – haben.
Da sich Statussymbole im Wandel befinden, dürften sie sich laut Gerpott auch künftig verändern: „Wichtiger wird vermutlich alles, was mit einem nachhaltigen Lebensstil zusammenhängt.“ Solarpanels auf dem Balkon, nachhaltige Möbel oder Kleidung. Denn hier spiele der Faktor der teuren Exklusivität noch eine entscheidende Rolle, so die Expertin.
Quelle: Zeit Online
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