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Sterben Welpen beim Transport? Vorwürfe an Quoka und Co. wegen „Massenproduktion“

Peta kritisiert den Welpenhandel in Europa scharf. Der Tierrechtsorganisation wurden Bilder eines Züchters in Ungarn zugespielt.
Foto: © PETA Deutschland e.V.

Der Welpenhandel über Online-Plattformen steht schon seit langem in der Kritik – dennoch boomt er aktuell wieder. Die Tierrechtsorganisation Peta erhebt nun schwere Vorwürfe gegen Händler wie Quoka.

Es sind Bilder, die schockieren: Junge Hundewelpen, in einem kleinen, dreckigen Raum eingesperrt – die ausgelaugte Mutter schaut ängstlich in die Kamera. Die Aufnahmen wurden von der Tierrechtsorganisation Peta veröffentlicht und sollen auf die Missstände im Welpenhandel hinweisen. Besonders online boomt das Geschäft derzeit. Die europäische Kommission verweist auf Schätzungen, nach denen 60 Prozent der Hunde- und Katzenhalter:innen ihre Tiere online kaufen.

Quoka, Deine Tierwelt, Snautz, Markt und Edogs sind laut Peta die fünf größten Akteure in diesem Geschäft. Die Anzahl an Welpenangeboten bei entsprechenden Händlern sei laut der Tierrechtsorganisation im Mai massiv gestiegen. 19.348 Welpenangebote habe Peta demnach vergangenen Monat verzeichnet – im April und März seien es jeweils noch 17.000 Angebote gewesen.

Welpenhandel: Peta findet Zahlen „höchst besorgniserregend“

„Die aktuellen Zahlen der angebotenen Welpen auf den Onlineplattformen sind höchst besorgniserregend“, so Jana Hoger, Fachreferentin für Tierische Mitbewohner bei Peta Deutschland e.V. Im Gespräch mit Utopia macht Hoger das Problem deutlich: Auf den Plattformen werden so viele Tiere angeboten, dass es kaum nachvollziehbar ist, ob diese Angebote tatsächlich von Privatpersonen oder aber von illegalen Händler:innen stammen. Plattformen wie Quoka würden sich durch fehlende oder unzureichende Richtlinien daher mitverantwortlich machen, für das Leid, das den Tieren zugefügt werde.

Der Welpenhandel, der sowohl online als auch offline stattfindet, war bereits Gegenstand einer umfassenden Recherche von Peta. 200 Transportdokumente von 6.000 Welpen aus dem Jahr 2023 habe die Tierrechtsorganisation nach eigenen Angaben ausgewertet und zurückverfolgt. Die schockierende Entdeckung: Sechs Prozent der Welpen seien bereits beim Transport gestorben – das sind circa 360 Tiere.

Auch die Zucht kann unter schlimmen Bedingungen stattfinden – das zeigen Videoaufnahmen von Hundezuchten in Ungarn, die Peta zugespielt wurden. Darauf zu sehen: Verdreckte Zwinger, Wurfboxen und Hundemütter, die laut Peta „ihr gesamtes Leben Nachwuchs ‚produzieren‘ müssen“. Das Geschäft scheint sich zu lohnen: Auf 1,3 Milliarden Euro werde der jährliche Umsatz aus dem illegalen Geschäft mit Hundewelpen geschätzt. Deutschland sei dabei ein wichtiges Ziel- und Transitland für die meist in Osteuropa vermehrten Tiere. Peta kritisiert diese „Massenproduktion“ von Hundewelpen scharf.

Der Tierrechtsorganisation Peta wurden Bilder von Hundezuchten in Ungarn zugespielt.
Der Tierrechtsorganisation Peta wurden Bilder von Hundezuchten in Ungarn zugespielt.

Wie gegen Vorgaben verstoßen wird

Aber was genau ist illegal an dem Geschäft? Für den Handel mit Welpen gibt es genaue Vorschriften des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Diese sind in der Tierschutzhundeverordnung festgehalten.

So dürfen Züchter:innen Welpen beispielsweise nicht vor dem Alter von acht Wochen von ihrer Mutter trennen. Für Welpen aus dem EU-Ausland gilt ein Mindestalter von 15 Wochen. Außerdem muss es für eine Hündin mit Welpen die Möglichkeit geben, sich vor diesen zurückzuziehen – ausreichend Platz und eine tägliche Reinigung des Raumes, in dem sich die Hunde aufhalten, sind ebenso vorgeschrieben. Auch für den Transport der Hunde existieren laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) einschlägige tierschutzrechtliche Anforderungen.

Viele Züchter:innen halten sich an diese Angaben allerdings nicht, prangern Peta und auch das BMEL an. Des Ministeriums zufolge werden Welpen oft schon viel früher von ihren Müttern getrennt – das kann zu Verhaltensstörungen bei den Hunden führen. Auch die schlechten Bedingungen, die oft bei der Aufzucht herrschen, könnten zu Krankheiten beitragen. Zudem fälschen Züchter:innen und Händler:innen beim Welpenhandel oft die Begleitpapiere – zu diesen zählt in Deutschland auch der Impfpass der Tiere.

Wer Welpen online bestellt, läuft außerdem Gefahr, ein krankes Tier zu bekommen. Weil das Immunsystem der jungen Welpen oft noch nicht ausgereift sei, erkranken die Tiere dem Tierschutzbund zufolge oft auf den langen Fahrten. Laut Peta bleiben außerdem oft die nötigen Impfungen und Entwurmungen aus, was ebenfalls zu der Entwicklung von Krankheiten führen kann.

Darauf sollte bei dem Kauf von Welpen geachtet werden

Was also tun? Das BMEL rät, vor dem Kauf von Welpen folgende Fragen zu klären:

  • Ist die Mutterhündin anwesend?
  • Ist der Wurfbereich sauber?
  • Ist der Welpe nicht jünger als acht Wochen und wird das Alter korrekt angegeben? (Tierärzte können bei der Einschätzung des Alters helfen)
  • Sind Begleitpapiere vorhanden?
  • In welchen Dimensionen findet die Zucht statt?
  • Gibt es einen Kaufvertrag?
  • Zeigen Züchter:innen Interesse daran, unter welchen Bedingungen das Tier bei Ihnen Zuhause leben soll? Das ist ein gutes Zeichen.

Noch besser allerdings ist es, stattdessen einem Hund aus dem Tierheim ein neues Zuhause zu schenken.

Doch nicht nur Käufer:innen können dazu beitragen, dass das illegale Geschäft nicht mehr lukrativ genug ist. Peta fordert die Politik, aber auch die Online-Plattformen selbst auf, dagegen vorzugehen. Das könne etwa durch die Verschärfung der Richtlinien geschehen. Laut Jana Hoger sei Kleinanzeigen ein sehr gutes Beispiel dafür. Im vergangenen Jahr passte die Plattform nach Kritik an Tierverkäufen die Richtlinien an. Privatpersonen ist es jetzt nicht mehr gestattet, auf der Plattform Hunde und Katzen unter 12 Monaten zu verkaufen – dies dürfen nur Personen mit behördlicher Erlaubnis. Die Zahl der Tierverkäufe sei seitdem massiv zurückgegangen.

Verwendete Quellen: Peta, Europäische Kommission, Tierschutzhundeverordnung, BMEL, Tierschutzbund

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