Geht es nach dem Sternekoch Tim Raue, ist der Staat für eine gesündere Ernährung seiner Bürger:innen verantwortlich. In einem Interview erklärt der renommierte Koch, dass die Gesellschaft keine „wohltätige Vereinigung“ sei – und daher Menschen sanktionieren dürfe.
Ungesunde Ernährung ist stetiges Thema der Politik. Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) kündigte kürzlich eine Ernährungsstrategie an, die den Nahrungsmittelkonsum in Deutschland reformieren soll. Die Eckpunkte umfassen weniger Fleisch, Salz und Zucker.
Auch Sternekoch Tim Raue sieht politische Eintscheidungsträger:innen in Ernährungsfragen in der Pflicht. Im Interview mit dem Spiegel erklärte der renommierte Koch, dass er für eine staatliche Regulierung bei Nahrungsmitteln ist.
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Raue erklärt: „Ein Staat, der für die Sicherheit seiner Bürger verantwortlich ist, sollte es auch für deren Gesundheit sein. Wir könnten die Milliarden, die wir ins Gesundheitssystem pumpen, drastisch reduzieren, wenn wir Lebensmittel verbieten würden, deren Zuckeranteil fünfmal so hoch ist wie die pro Tag maximal empfohlene Menge.“
Raue: „Völlerei“ sei für ihn eine „Form der Selbstliebe“ gewesen
Auf die Frage, ob dies nicht Bevormundung der Menschen sei, erzählt Raue: „Es gab eine Zeit, da hatte ich wirklich sattes Übergewicht – noch mehr als jetzt. Ich schaffte es nicht allein, etwas zu ändern, weil ich nicht willensstark genug war.“ Auch spiele die emotionale Wirkung von Essen eine Rolle. Für den Sternekoch, der in seinen Dreißigern unter Depressionen litt, war die „Völlerei“ mit Fast Food eine „Form der Selbstliebe“, wie er heute sagt.
Es sei ihm nicht richtig gelungen, aus eigenen Schritten seine Ernährung gesünder zu gestalten. Daher nahm er an einem Abnehmprogramm teil. Außerdem habe er den Zusammenhang zwischen „täglicher Ernährung und psychischem Wohlbefinden“ erkannt.
„Wir sind als Gesellschaft ja keine wohltätige Vereinigung“
Raue begrüßt das „Aufbegehren gegen die Überflusskultur“, das er in Deutschland beobachte. Das schließt laut dem Sternekoch die Vielzahl der Fleischersatzprodukte ein, die „keiner“ brauche, ebenso wie die konventionelle Tiefkühlpizza.
Folgt man der Argumentation des renommierten Kochs, sieht er Ernährung auch als Frage der gesellschaftlichen Solidarität. „Wir sind als Gesellschaft ja keine wohltätige Vereinigung, sondern füreinander verpflichtet. Und wenn du die Gesellschaft nur Geld kostest, weil du dich krank gefressen hast, dann hat die Gesellschaft das Recht, dich zu sanktionieren, finde ich“, so Raue. Er störe sich daran, dass man auf Gegenwind stößt, erklärte man den Menschen, sie sollten sich gesünder ernähren. „Sondern es heißt jetzt immer: Man muss alle so lassen, wie sie sind.“
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