Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen – die Böden erwärmen sich. Das kann an vielen Orten zum Absinken führen. Eine Studie zeigt, welche gravierenden Folgen diese Entwicklung für Gebäude haben kann.
Steigende Temperaturen durch den Klimawandel führen dazu, dass sich der Boden erwärmt und so die Fundamente von Gebäuden absinken können. Ganze Städte könnten sinken. Davor warnt eine neue Studie, veröffentlicht am Dienstag im Fachjournal „Communications Engineering“. Als Fallbeispiel für die Untersuchungen diente der Bezirk Chicago Loop im US-Bundesstaat Illinois.
Alessandro F. Rotta Loria von der Northwestern University ist der Autor der Studie. Er untersuchte die Bodenverschiebung unter Städten – und stellte den Zusammenhang zum Klimawandel her. In einer Mitteilung, die der Spiegel zitiert, sagte er: „Der Klimawandel im Untergrund ist eine stille Gefahr“. Denn „der Boden verformt sich infolge von Temperaturschwankungen, und keine der bestehenden zivilen Strukturen oder Infrastrukturen ist darauf ausgelegt, diesen Schwankungen standzuhalten„, ergänzt er darin.
Keine Gefahr für Menschen
Die Sicherheit der Menschen, die sich in diesen Städten aufhalten oder leben, sei nicht gefährdet, sagt der Wissenschaftler. Doch im Alltag gebe es Beeinträchtigungen.
Insbesondere in Städten erwärme sich der Boden in „alarmierendem Tempo“ heißt es in der Studie. Aus Gebäuden und in unterirdischen Verkehrsmitteln dringt Wärme in den Boden. Frühere Forschungen zeigten, dass sich ein ebenerdiger Untergrund unter Städten pro Jahrzehnt um 0,1 bis 2,5 Grad Celsius erwärmt.
Bodentemperatur stieg seit 1951 deutlich
Für seine Studie installierte Rotta Loria im Bezirk Chicago Loop 150 Temperatursensoren in dem Bezirk, unter anderem in Kellern, U-Bahntunneln und Tiefgaragen.
Die Auswertung der Daten zeigte: Der Untergrund des Chicago Loops war um zehn Grad Celsius wärmer als die Vergleichsfläche. Demnach kann die Temperatur in unterirdischen Bauten um bis zu 25 Grad höher sein als in unbebautem Boden.
In einem digitalen 3D-Modell veranschaulichte der Wissenschaftler, die Entwicklung der Bodentemperaturen von 1951 bis heute. Wo unterirdisch dichte Bebauung herrscht, stiegen die Temperaturen stärker. Insgesamt stieg die Bodentemperatur in diesen vergangenen 70 Jahren deutlich.
"Risse im Untergrund sehr wahrscheinlich"
In einer weiteren Simulation zeigt der Wissenschaftler, wie sich der Boden durch die wärmeren Temperaturen in dieser Zeit verformte. Das Ergebnis: Um bis zu 12 Millimeter kann sich der Boden anheben und bis zu acht Millimeter sinken. Der Klimawandel sei in fast allen städtischen Ballungsgebieten weltweit zu beobachten, erklärt der Wissenschaftler.
Bei vielen Gebäude und Fundamenten können diese großen Schwankungen die Funktionsfähigkeit beeinträchtigen, betont der Wissenschaftler. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Klimawandel im Untergrund bereits Risse und übermäßige Setzungen im Fundament verursacht hat, die wir nicht mit diesem Phänomen in Verbindung gebracht haben, weil wir uns dessen nicht bewusst waren“, heißt es in der Mitteilung, die dem Spiegel vorliegt.
Europäische Städte besonders betroffen
„Europäische Städte mit sehr alten Gebäuden werden anfälliger für den Klimawandel im Untergrund sein“, erklärt Rotta Loria. Er rät deswegen, den unterirdischen Klimawandel in der Stadtplanung einzukalkulieren.
Verwendete Quellen: Studie, Spiegel
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Hitzewelle in Griechenland: Wie sich das Urlaubsland vorbereitet
- Dürre trotz viel Regen: Warum man „sich nicht täuschen“ lassen darf
- Warum New Yorks Wolkenkratzer den Untergang der Stadt bedeuten könnten
War dieser Artikel interessant?