Schlank oder besonders dünn zu sein ist für manche Menschen ein Schönheitsideal, allerdings kann ein geringes Körpergewicht belastend sein. Eine Twitter-Userin berichtet von ihren Erfahrungen mit Skinnyshaming.
Die Idealvorstellung von einem vermeintlich perfekten Körper, wie sie zuhauf in den sozialen Medien präsentiert wird, können Menschen enorm unter Druck setzen. Jene, die nicht in gesellschaftlich vorgegebene Schönheitsideale hineinpassen, haben es oft nicht leicht und werden Zielscheibe von Mobbing. In den letzten Jahren machten immer mehr Betroffene auf Bodyshaming aufmerksam. Meistens berichten dabei mehrgewichtige Personen von ihren Erfahrungen mit Fatshaming. Weniger bekannt, aber dennoch real, ist Skinnyshaming: Das Abwerten besonders dünner Menschen. So auch die Twitter-Userin Frau Schnecke.
In einem Thread berichtet die Userin von ihrer Panik als fast 33-jährige ins Schwimmbad zu gehen. Den Besuch dorthin möchte sie ihrem Kind ermöglichen. Doch zuvor kämpft sie mit Tränen und der Angst vor den Blicken und Tuscheleien der anderen Menschen im Schwimmbad.
Seit der Kindheit Kommentaren zum Gewicht ausgesetzt
Frau Schnecke ist eigenen Angaben zufolge seit ihrer Kindheit genetisch bedingt untergewichtig. „Meine Familie ist mit einem sehr aktiven Stoffwechsel ‚gesegnet‘. Ich bin gesund, aber eben schon immer dünn. Wenn man abseits der Norm ist, fällt man auf“, schreibt die Userin.
Bereits im Kindergarten, hätten Menschen ihr mit „gut gemeinten Kommentaren“ geraten, mehr zu essen. Später in der Pubertät „wurde es schlimmer“, schreibt sie. Dort bekam sie zu hören: „Halt dich fest, wenn der Wind weht, sonst fliegst du weg“ oder „‘ne Figur wie Schneewittchen, kee Arsch und kee Tittchen“. Sie erhielt Spitznamen wie: Streichholz, Bohnenstange, Strich in der Landschaft und Skelett. Menschen seien überrascht gewesen, dass sie in der Lage war, schwanger zu sein. „Wo hattest du denn das Kind?!“, sei sie gefragt worden.
Am einprägsamsten, so berichtet Frau Schnecke, seien jedoch die Erlebnisse im Freibad gewesen. Dort sei ihr hinterhergerufen worden, dass sie Magersüchtig aussehe. „Zig mal habe ich mich danach heulend im Klo eingesperrt“, erzählt die Userin.
Bis heute habe die Mutter „große Hemmungen“ ihren Körper zu zeigen, nackt zu sein, ins Schwimmbad zu gehen. Sie erklärt: „Ich empfinde mich selbst wegen der fehlenden Rundungen oft als ‚nicht weiblich genug‘ und somit nicht als begehrenswert.“
Appell an die Menschen
Dass es viele Menschen nicht böse meinen, wisse die 32-Jährige. Manche Menschen seien neidisch, weil sie mit zu vielen Kilos kämpfen, manche wollen witzig sein. „Aber hört bitte einfach damit auf ungefragt die Figur eines anderen zu kommentieren. Wer von euch ist bitte wirklich zufrieden mit seiner Figur? Würdet ihr ständig auf jedes Gramm zu viel angesprochen werden wollen? Warum tut ihr es dann bei anderen? Lasst doch bitte einfach jeden so sein, wie er ist. Menschen sind schön. In ALLEN Farben und Formen!“, appelliert sie.
„Danke fürs Augenöffnen!“
Unter dem Thread zeigen sich User:innen über die Schilderungen bestürzt wie berührt. Viele von ihnen fühlen mit der Mutter und berichten von ähnlichen Erfahrungen.
Eine Userin kommentierte aus einer anderen Perspektive. Sie sei „nie superschlank“ gewesen, sondern „einige Jahre klar übergewichtig“ und fokussierte sich hauptsächlich auf die „Not des Zuviels“. Sie selbst habe andere Menschen gefragt, ob sie ein paar Kilo von ihr abhaben möchten oder gesagt, dass man sich bei ihnen aber nicht anhauen wolle. „Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, wie verletzend das ist“, bedauert die Userin und schreibt weiter: „Das tut mir leid und ich werde sowas nicht mehr sagen. Danke fürs Augenöffnen!“
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