Ein neues Gutachten des ifeu-Instituts zeigt: Für die Wärmewende ist es entscheidend, dass besonders ineffiziente Altbauten schnell saniert werden. Beim Umstieg auf Wärmepumpen würde das sehr viel Strom einsparen – und 6.000 Windräder.
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Die Kurzstudie des renommierten Instituts für Energie und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in Auftrag gegeben. Sie liefert ein eindeutiges Fazit: Deutschland muss Millionen ineffiziente Gebäude sanieren, um den zukünftigen Energieverbrauch zu senken und die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen.
6.000 Windräder weniger: So viel könnten Sanierungen sparen
Deutschland hat das Ziel, 2045 klimaneutral zu sein. Die Heizungen der Gebäude und ihr energetischer Zustand spielen dabei eine große Rolle. Das ifeu geht davon aus, dass 2045 60 Prozent aller Gebäude mit Wärmepumpen geheizt werden. Ein Großteil des Wärmepumpenstroms würde dann aber von den Gebäuden mit der schlechtesten Effizienz verbraucht. Denn Wärmepumpen sind umso effizienter, je geringer die notwendige Heiztemperatur ist. Schlecht gedämmte Gebäude brauchen meist hohe Temperaturen.
Laut der neuen Studie ist es daher essenziell für das Gelingen der Wärmewende, dass die Gebäude mit der schlechtesten Energieeffizienz (Klassen F, G und H) energetisch saniert werden. Diese Gebäude verbrauchen bis zu zehnmal mehr Energie für Heizung, Warmwasser und Kühlung als sanierte Gebäude der Klasse A+.
Wenn diese ineffizientesten Gebäude bis 2045 umfassend saniert würden (beispielsweise indem 50 Prozent die Klasse C, 40 Prozent die Klasse B und zehn Prozent A oder A+ erreichen), könnte der zukünftige Strombedarf aller Wärmepumpen in Deutschland um beeindruckende 31 Prozent sinken. Das würde bedeuten, dass man sich rein rechnerisch rund 6.000 Windkraftanlagen sparen könnte.
Für die Bewohner:innen der Altbauten lohnen sich energetische Sanierungen, denn langfristig sparen sie hohe Energiekosten ein. Unabhängig von der Art der Heizung kostet das Heizen in den schlechtesten Effizienzklassen drei bis vier Mal so viel wie in den besten. „Je schlechter ein Gebäude im Ausgangszustand ist, desto wirtschaftlicher sind die Sanierungsmaßnahmen“, heißt es in dem Gutachten. Zudem steigere ein guter energetischer Zustand den Immobilienwert.
Sanierte Gebäude helfen dem Stromnetz
Gebäude der schlechteren Energieeffizienzklassen können Wärme aufgrund der schlechten Dämmung nicht lange halten. Sie kühlen deutlich schneller aus und müssen deshalb mehr heizen.
Das wirkt sich laut Studie nicht nur auf die Heizkosten aus: Ein gut gedämmtes Haus, dass auch bei ausgeschalteter Heizung lange warm bleibt, kann viel flexibler heizen – also zum Beispiel die Wärmepumpe dann anschalten, wenn die Strompreise gerade niedrig sind. Das ist dann der Fall, wenn viel günstiger Wind- oder Solarstrom im Netz ist. Den Verbrauch an die Schwankungen der Strommenge im Netz anzupassen, hilft in Zukunft die Stromnetze zu entlasten.
Die Studie argumentiert außerdem, dass ein sanierter Gebäudebestand volkswirtschaftlich eine lohnende Zukunftsinvestition ist. Die Sanierungen sparen demnach langfristig Kosten und ermöglichen es Deutschland, die Ziele der sogenannten europäischen Lastenteilungsverordnung zu erreichen und Strafzahlungen zu vermeiden.
Studie: Diese konkreten Maßnahmen braucht es jetzt
Die ifeu-Studie unterstreicht, dass klare politische Rahmenbedingungen notwendig sind, und formuliert konkrete Empfehlungen.
- Die Politik muss eindeutig festlegen, dass bis 2045 ein klimaneutraler Gebäudebestand erreicht werden soll und deutlich machen, dass dafür der Endenergiebedarf stark sinken muss. Dabei müssen der Gebäudesektor sowie die Versorgungssektoren und Netze gemeinsam betrachtet und transformiert werden. So könne Deutschland ein „gutes Beispiel“ für andere EU-Mitgliedsstaaten werden.
- Die gesetzlichen Vorgaben sollen auf dieses Ziel ausgerichtet werden und ambitionierte sowie pragmatisch umsetzbare „Zero-Emission Building“ (ZEB)-Standards, also Null-Emissions-Gebäude-Standards, für Neu- und Bestandsbauten definieren.
- Die staatliche Förderlandschaft soll langfristig planbar sein, sich am ZEB-Standard (s.o.) orientieren und einen klaren Fokus auf die Sanierung der “Worst Performing Buildings”, also der Gebäude mit der schlechtesten Effizienz, legen.
- Die Beratungsangebote, insbesondere der individuelle Sanierungsfahrplan (iSFP), sollen konsequent am Ziel der Klimaneutralität ausgerichtet werden, um Eigentümer:innen eine klare langfristige Perspektive aufzuzeigen.
- Zudem sollte die Kommunale Wärmeplanung „Sanierungsprioritätsgebiete“ ausweisen, insbesondere in Regionen, in denen die Gasnetze stillgelegt werden sollen.
- Um die geringe Sanierungsrate zu erhöhen, sollte jede ohnehin anstehende Baumaßnahme an schlecht gedämmten Bauteilen genutzt werden, um diese gezielt zu verbessern.
„Brauchen einen klaren Kurswechsel“
Die DUH, die das Gutachten in Auftrag gegeben hatte, drängt auf eine schnelle Umsetzung der Maßnahmen, insbesondere die Sanierung von „Worst-Performing Buildings“, neue staatliche Förderungen und die Anpassung des rechtlichen Rahmens.
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH fordert: „Wir brauchen einen klaren Kurswechsel in der Gebäudepolitik. Nur wenn die Gebäude in Deutschland ordentlich saniert werden, ist sichergestellt, dass alle Menschen auch in Zukunft ihre Heizkosten bezahlen können und die Klimaziele erreicht werden.“
Es sei alarmierend, dass die wahrscheinlichen zukünftigen Regierungspartien Union und SPD das Thema in den Koalitionsverhandlungen bislang vernachlässigen. “Damit lassen die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker gerade Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen im Regen stehen.“ Mit dem Sondervermögen für den Klimaschutz müsse jetzt eine „Sanierungswelle“ angestoßen werden.
So findest du eine zertifizierte Energieberatung
Bei der Planung von Sanierung oder Heizungstausch hilft eine Energieberatung. Wichtig: Qualifiziert für die staatlichen Förderprogramme sind nur Energieberater:innen auf der offiziellen Liste für Energieeffizienz-Experten.
Um die Suche nach einem passenden Angebot abzukürzen, kannst du deine Adresse und Telefonnummer bei Portalen wie Aroundhome oder Enter hinterlassen. Die Plattformen vermitteln dir dann unverbindliche Angebote für zertifizierte Energieberater:innen, die förderfähige individuelle Sanierungsfahrpläne (iSFP) erstellen können.
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