Deutsche sind statistisch häufiger vom Job enttäuscht als Menschen in anderen Nationen. Eine Job-Coachin erklärt häufige Ursachen für Frust im Job. Außerdem erklärt sie, was Menschen ändern sollten, um zufriedener mit der eigenen Arbeit zu sein.
Nicht alles im Job muss sich anfühlen wie ein Sonntagsspaziergang, aber es gibt auch Grenzen – die man sich persönlich leicht setzen und einhalten kann, wie Dr. Petra Bock im Zeit-Interview erklärt. Bock zählt zu den bedeutendsten Coaches in Deutschland. Sie weiß, warum man Frust im Job ernst nehmen sollte und welche Regeln sich Arbeitnehmer:innen zu Herzen nehmen sollten.
Fast jede:r vierte Deutsche ist gefrustet vom Job
Frust im Job ist kein unbekanntes Phänomen, vor allem nicht in Deutschland. Erst 2020 ergab eine Befragung in mehr als 160 Ländern durch das dänische Unternehmen Peakon, dass deutsche Arbeitnehmer:innen besonders gefrustet zur Arbeit erscheinen: Beinahe jede:r Vierte geht in Deutschland unzufrieden zur Arbeit (23 Prozent).
„Immer öfter krank zu sein, ist ein Warnzeichen. Oder wenn man nachts lange nicht einschlafen kann, weil man an den Beruf denkt. Wenn einem die Arbeit nicht mehr sinnvoll vorkommt und auch das Gehalt den Frust nicht mehr entschädigt: Dann ist es Zeit über größere Schritte nachzudenken“, erklärt Job-Coachin Bock im Zeit-Interview.
Das ist sowohl für Firmen als auch für den Staat eine mittelgroße Katastrophe: Unzufriedene Arbeitnehmer:innen haben bis zu 75 Prozent mehr Krankheitstage als motivierte Angestellte. Laut Peakons Hochrechnungen kostet das ein Unternehmen mit 10.000 Angestellten bis zu 48 Millionen Euro im Jahr.
Unabhängig davon was Firmen tun können, um die Mitarbeiterzufriedenheit und damit auch ihre Motivation zu steigern, gibt es auch für Arbeitnehmer:innen praktische Tipps und Hilfestellungen, um die eigene Motivation zu steigern. Job-Coachin Petra Bock gibt im Zeit-Interview zwei Ratschläge.
Frust im Job: Wann ist es zu viel?
(Fast) kein Job macht immer Spaß. Wo liegt also die magische Grenze? „20 Prozent der Aufgaben dürfen nerven, solange sich die restlichen 80 Prozent gut anfühlen“, meint Bock. „Wobei gut nicht heißen muss, dass man dauernd Spaß hat. Es geht um das Gefühl, dass die eigene Arbeit Sinn ergibt. Dass es sich gut anfühlt, dafür morgens aufzustehen, auch wenn sich nicht immer alles einfach ist“, führt sie aus.
Ein Fünftel der Arbeit dürfen der Job-Coachin zufolge stören. Auf eine Fünf-Tage-Woche heruntergerechnet, darf also ein Tag pro Woche frustrieren. Doch auch ein einziger Tag in der Woche kann ausreichen, um sich verrückt zu machen. Auch für den Umgang mit den letzten 20 Prozent hat Bock einen Ratschlag. Stichwort: „Gamification“. Hinter dem Begriff verbirgt sich die Annahme, dass ein spielerischer Umgang mit Aufgaben – etwa mit der Arbeit – helfen kann, die eigene Frustrationsgrenze signifikant auszuweiten.
Im Arbeitskontext sieht Bock besonders bei monotonen Aufgaben Potential, diese als Spiel zu betrachten: „(…) man kann sich den Wecker stellen, und sich vornehmen, eine bestimmte Anzahl von Dingen in kurzer Zeit zu erledigen – also möglichst schnell! Das hilft auch wenn man eine besonders große Aufgabe hat. Die sollte man in Zwischenschritte zerlegen, damit sie nicht mehr so groß wirkt.“
„Unbedingt hinterfragen“
Allen Strategien zum Trotz: Ohne das richtige Umfeld geht es der Expertin zufolge nicht. „Am häufigsten erzählen meine Klient:innen, dass sie von zwischenmenschlichen Problemen genervt sind […] Wenn Leute zusammenarbeiten müssen, die sich nicht vertragen, kann das sehr frustrieren. Wenn das zum Dauerzustand wird, sollte man das unbedingt hinterfragen“, erklärt Bock.
Hier sei es der Coachin zufolge hilfreich, sich die Ursachen zu vergegenwärtigen und die Antennen in alle Richtungen auszufahren: Liegt es am Job selbst? Am Workload? An der Stimmung? Oder liegt es an einem Selbst und der inneren Einstellung? Vielleicht auch an der Erwartungshaltung? Sie beobachte zunehmend höhere Erwartungen von Arbeitnehmer:innen an den Beruf: „Gerade weil sich heute viele Leute aussuchen können, was und wo sie arbeiten, haben sie hohe Erwartungen an den Traumjob“.
Bock sagt, manche ihrer Klient:innen neigten dazu, aus Frust den Mut zu verlieren. Anstrengende Zeiten gehören der Expertin zufolge jedoch zum Arbeitsleben dazu. Es sollten jedoch nicht zu viele sein. Auf das Verhältnis müssten die Menschen achten.
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