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Weniger Fleisch aus Stufe 1 im Supermarkt: Wirklich ein Fortschritt?

Weniger Fleisch aus Haltungsform-Stufe 1 - doch die Zahlen zeigen ein Problem
Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Beim Schnitzel oder Kotelett interessieren sich viele inzwischen auch dafür, wie die Tiere einmal lebten. In den Läden gibt es dafür seit längerem ein Logo. Fleisch aus Haltungsform Stufe 1 wird nun seltener, wie die Trägergesellschaft mitteilte. Doch die Änderungen sind nicht sehr weitreichend.

Bei Fleisch im Supermarkt gibt es nach Branchenangaben weiter Bewegung zu Produkten mit besseren Tierhaltungsbedingungen. Nach der im Handel eingeführten Haltungskennzeichnung ging der Anteil von Fleisch zurück, das aus Ställen nur mit den gesetzlichen Mindestanforderungen stammt. Bei Schweinefleisch aus dem SB-Regal kamen nach neuen Daten für 2023 noch 1,5 Prozent aus der untersten Stufe 1 – nach 7,1 Prozent im Jahr zuvor. Das teilte die Trägergesellschaft bei der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin mit.

Von Puten und Hähnchen gab es im Kühlregal demnach kein Fleisch aus der untersten Haltungsform mehr. Bei Rindfleisch stammen aber noch mehr als drei Viertel aus Stufe 1. Der Anteil sank von 77 Prozent 2022 auf 75,6 Prozent 2023.

Die Angaben beziehen sich auf Frischfleisch und Zubereitungen wie Hackfleisch der Eigenmarken des Handels, die einen Großteil des Angebots ausmachen.

Freiwillige Fleisch-Kennzeichnung gleicht sich staatlichem Logo an

Die seit 2019 bestehende freiwillige „Haltungsform“-Kennzeichnung der Supermarktketten gilt für Fleisch und verarbeitete Produkte von Schwein, Rind und Geflügel. Sie hat auf den Etiketten bisher die Zahlen 1 bis 4 für vier Stufen mit wachsenden Anforderungen an die Bedingungen der Tierhaltung.

Haltungsform 1 entspricht also den gesetzlichen Mindestanforderungen – noch schlechter wäre illegal. Haltungsform 2 ist geringfügig besser. Die Tiere haben zum Beispiel etwas mehr Platz, wobei der Unterschied sehr gering sein kann: Rinder zwischen 150 und 220 Kilo etwa erhalten hier 1,8 statt 1,7 Quadratmeter Platz pro Tier. Außerdem ist die Anbindehaltung verboten, Zugang zu Freiflächen ist aber für die meisten Tiere nicht vorgesehen. Dies garantiert oft erst Stufe 4, also die höchste Einstufung.

Das System wird gerade auf fünf Stufen umgestellt, um sich an ein staatliches Logo anzugleichen, das ab Sommer zunächst für Schweinefleisch verpflichtend wird.

In Stufe 2 der privaten Kennzeichnung mit etwas höheren Anforderungen sind nun 90,5 Prozent nach 84,9 Prozent des Schweinefleisches aus dem SB-Regal. Der Anteil der höheren Stufen 3 und 4 stieg auf 2,6 Prozent und 5,1 Prozent. Bei Geflügelfleisch dominiert weiterhin Stufe 2 mit 89,8 Prozent bei Hähnchen und 91,5 Prozent bei Puten. Bei Hähnchenfleisch sind nun jeweils rund 5 Prozent in den Stufen 3 und 4. Bei Rindfleisch stieg der Anteil der Stufe 3 von 1,2 Prozent auf 5,6 Prozent. Zudem stammen nun 14,4 Prozent aus Stufe 4.

Zehn Jahre Branchen-Initiative für mehr Tierwohl 

Hintergrund der Verschiebungen sei eine zunehmende Umstellung auf das Programm der „Initiative Tierwohl“, hieß es zur Begründung. Sie besteht seit zehn Jahren. Bei der von Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Handel getragenen Initiative bekommen 14.000 teilnehmende Betriebe Preisaufschläge für zusätzliche Tierwohlanforderungen. Abgedeckt werden so bei Rindern 20 Prozent des Marktes, bei Schweinen gut 60 Prozent, bei Geflügel 90 Prozent.

Utopia meint: Stufe 1 verliert, Stufe 2 ist Standard – das reicht nicht

Die Zahlen der Trägergesellschaft zeigen, dass weniger Fleisch aus der Haltungsform Stufe 1 stammt. Dafür wächst vor allem der Anteil der Stufe 2, die nur minimal besser ist. Auch sie hat kaum etwas mit verantwortungsvoller Tierhaltung zu tun.

Diese Entwicklung offenbart eine Schwäche des „Haltungsform“-Labels. Es unterscheidet nicht nur zwischen hohen Standards wie im Bio-System und niedrigeren, sondern auch zwischen verschiedenen schlechten Haltungsformen, die sich beim Tierwohl kaum unterscheiden. Dennoch wirkt Stufe 2 „besser“ als die kaum schlechtere Stufe 1, was es Konsument:innen erleichtert, mit gutem Gewissen zuzugreifen. Auch eine Erweiterung auf fünf Kategorien würde dieses Problem nicht lösen. Wer echten Tierschutz will, braucht mehr als den Schritt von Stufe 1 zu Stufe 2.

Tipp: Wer kein teures Bio-Fleisch kaufen möchte, kann einfach etwas mehr pflanzliche Produkte in die Ernährung integrieren. Hier findest du Inspiration:

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