Hast du dich auch schon mal gefragt, wie wohlhabend du im Vergleich mit anderen Menschen bist? Im Internet gibt es Einkommens- und Vermögensrechner, die dir die Antwort liefern.
Viele Menschen in Deutschland schätzen falsch ein, wie viel sie im Vergleich zu anderen verdienen, so eine Studie von 2023. Online-Rechner sorgen für Orientierung: Mit ihnen kann man das Einkommen oder das Vermögen des eigenen Haushalts vergleichen. Je nach Rechner beziehen sich die Vergleichswerte entweder auf Deutschland, Europa oder gar die ganze Welt. Utopia stellt einige davon vor.
Wie reich bin ich? Eine Frage der Definition
Wer im Alltag von einer reichen Person spricht, meint in der Regel jemanden mit einem großen Vermögen. Bei einer Person, die zum Beispiel 10 Millionen Euro besitzt, spielt es dementsprechend keine Rolle, wie hoch ihr Einkommen ist. Ihr Vermögen ist so groß, dass sie als reich bezeichnet werden kann.
Neben dem Vermögensreichtum wird in wissenschaftlichen Analysen aber auch oft der Einkommensreichtum erfasst. Dabei geht es darum, wie viel Geld eine Person in einem bestimmten Zeitraum (meist ein Jahr) einnimmt. Finanzielle Rücklagen spielen dabei keine Rolle. So kann eine Person, die null Euro auf dem Konto hat und auch sonst keine Vermögenswerte besitzt, als reich gelten, wenn sie zum Beispiel 100.000 Euro netto im Jahr verdient.
In der Realität sind die beiden Dimensionen aber selten so klar abgegrenzt. Wer vermögend ist, kann allein schon durch seine Geldanlage sein Einkommen erhöhen, und wer ein hohes Einkommen hat, kann schnell Vermögen aufbauen. Um die Frage zu beantworten, wie reich du bist, solltest du also sowohl dein Einkommen als auch dein Vermögen berücksichtigen.
Wann gilt man als reich?
Eine offizielle oder allgemein anerkannte Definition von Reichtum gibt es nicht. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) schreibt in seinem Armuts- und Reichtumsbericht: „Als einkommensreich gilt nach einer wissenschaftlichen Konvention, wer über mehr als das Doppelte bzw. Dreifache des Median der Nettoäquivalenzeinkommen der Gesamtbevölkerung verfügt.“
Nettoäquivalenzeinkommen bedeutet, dass das Einkommen je nach Anzahl und Alter der Haushaltsmitglieder gewichtet wird. Im Jahr 2023 betrug der entsprechende Median laut Statistischem Bundesamt 26.274 Euro im Jahr, also 2189,50 Euro im Monat. Das heißt, die Hälfte hat weniger verdient, die andere Hälfte mehr. Als reich gilt somit bereits, wer umgerechnet mehr als 4.379 Euro (doppelter Median) oder 6568,50 Euro (dreifacher Median) netto im Monat verdient.
Allerdings ist jene Reichtumsdefinition umstritten, wie auch das BMAS einräumt. „Die herangezogenen Grenzwerte beginnen bereits bei Einkommenshöhen, die von vielen Menschen noch nicht mit Reichtum gleichgesetzt werden. Tatsächlich nennt in Befragungen die Hälfte einen Betrag oberhalb von 5.000 EUR als einen Grenzwert für Reichtum.“
Die folgenden Einkommens- und Vermögensrechner können die Frage „Bin ich reich?“ ebenfalls nicht eindeutig beantworten. Stattdessen liefern sie aber sehr genaue Antworten auf die Frage „Wie reich bin ich?“. Sie zeigen dir nämlich, wie reich du im Vergleich mit anderen Menschen aus Deutschland, der EU oder der Welt bist. Gehörst du zu den oberen 20, 10 oder gar 1 Prozent? Finde es heraus!
Vergleichsrechner für Einkommen in Deutschland und der EU
Obwohl Vermögensreichtum die im Alltag häufiger verwendete Definition von Reichtum ist, beschäftigen sich die meisten Vergleichsrechner im Internet mit dem Einkommensreichtum. Einer der besten davon ist der Einkommensvergleichsrechner von Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Dieser bietet eine anschauliche Grafik und ermöglicht zahlreiche Anpassungen. So kann man etwa nach Geschlecht, Wohnort, Bildungsstatus oder Alter filtern.
👉 Einkommensrechner Deutschland
Zur Europawahl 2024 hat das IW Köln außerdem einen ähnlichen Rechner veröffentlicht, der dein Einkommen innerhalb der Europäischen Union vergleicht. Hier lassen sich auch einzelne Länder auswählen und man sieht, wie wohlhabend man mit dem eigenen Einkommen im jeweiligen Land wäre. Allerdings sind die Filtermöglichkeiten hier nicht so umfangreich wie beim Deutschland-Rechner.
Vergleichsrechner für Einkommen in der Welt
Selbst wenn du innerhalb Deutschlands oder Europas ein unterdurchschnittliches Einkommen hast. Verglichen mit dem Rest der Welt hast du trotzdem noch gute Chancen zu den reichsten 10 Prozent zu gehören. Laut dem Einkommensrechner der Organisation „Effektiv Spenden“ reichen dafür nämlich schon 16.000 Euro Nettojahreseinkommen für einen kinderlosen Single aus.
Der Rechner orientiert sich aber nicht am realen Einkommen, sondern an der Kaufkraftparität, er berücksichtigt also auch die Lebenshaltungskosten, die sich zwischen den Ländern unterscheiden. So zeigt der Rechner, dessen Daten von der Weltbank stammen, eindrucksvoll, dass allein die Tatsache, in Deutschland zu leben, ein Privileg ist. Unter dem Einkommensvergleich zeigt der Rechner außerdem an, wie viele Kinder man vor Krankheiten und wie viele Menschenleben man retten könnte, wenn man einen kleinen Teil seines Einkommens spenden würde.
Vergleichsrechner für Vermögen
Einen deutschsprachigen Vermögensvergleichsrechner mit aktuellen Daten scheint es derzeit nicht zu geben. Die Website World Inequality Database bietet allerdings einen solchen Rechner in englischer Sprache. Hier lassen sich sowohl Einkommen als auch Vermögen vergleichen. Gibst du Deutschland (Germany) als Zielland ein, liefert dir der Rechner automatisch zwei Skalen, eine für Deutschland und Europa. Anschließend kannst du auch andere Länder oder die ganze Welt zum Vergleich heranziehen.
👉 Einkommens- und Vermögensrechner
Solltest du diesen Rechner für Einkommensvergleiche verwenden, beachte, dass du – anders als bei den anderen Rechnern – statt deines Nettoeinkommens dein Bruttoeinkommen angeben musst.
Reichtum verpflichtet
Wen jede:r so viel CO2 verursachen würde, wie die 50 reichsten Menschen der Welt, wäre das verbleibende CO2-Budget in zwei Tagen aufgebraucht, heißt es in einem aktuellen Oxfam-Bericht. Milliardäre tragen die größte Verantwortung für die Klimakrise und sind zugleich diejenigen, die sich vor den Folgen am besten schützen können.
Hans Haake vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie betont gegenüber dem WDR jedoch, dass man auch dann etwas tun sollte, wenn kein Mulit-Milliardär ist: „Wir sind ja in Deutschland auch in der Breite schon relativ wohlhabend. Nicht superreich, aber durchaus so, dass wir Spielräume haben, das Richtige zu tun“, so Haake.
Der Oxfam-Bericht gibt dem Forscher recht. Demnach sind die reichsten zehn Prozent für die Hälfte aller CO2-Emissionen verantwortlich – und wer ein Bruttogehalt von 3.400 Euro im Monat hat, zählt laut dem Rechner der World Inequality Database bereits dazu. In Hinblick auf das Vermögen landet man bereits unter den reichsten 5 Prozent, wenn man in Deutschland ein Eigenheim hat.
Zum Glück lässt sich mit Reichtum nicht nur das Klima zerstören, sondern auch viel Positives erreichen. Zum Beispiel, indem du Teiles deines Vermögens nachhaltig anlegst. Das hat den Vorteil, dass du Gutes tust, während sich dein Vermögen im Optimalfall sogar noch vermehrt.
Noch direkter hilft du, indem du bei vertrauenswürdigen Organisationen spendest. Hier findest du eine Liste:
War dieser Artikel interessant?
- Finanzen – (k)ein Frauenthema
- Fair Finance Guide 5.0: diese Banken & Versicherungen sind (nicht) empfehlenswert
- 5 kostenlose Online-Weiterbildungen, die du jetzt von zuhause machen kannst
- Suchmaschinen: unsere Alternativen zu Google
- Bezahl-Apps: Apple Pay vs. Google Pay bei Stiftung Warentest
- Kalte Progression: Gehaltserhöhung, aber weniger Kaufkraft
- Ein bisschen Nachhaltigkeit reicht nicht: zur Neuausrichtung der Finanzbranche
- Spenden für Kinder: Diese Projekte kannst du unterstützen
- Utopia-Podcast: Ethische Geldanlagen? Ein Interview mit "ECOreporter" Jörg Weber