Wie hoch das eigene Einkommen im Vergleich ist, lässt sich oft schwer ermitteln. Ein Online-Rechner liefert Aufschluss. Mit ihm kann man sich sowohl mit der deutschen als auch mit der europäischen Bevölkerung vergleichen.
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) hat einen neuen Kurzbericht veröffentlicht, der ein praktisches Online-Tool enthält. Mit dem Rechner „Einkommen in Europa“ können Verbraucher:innen prüfen, zu welcher Einkommensschicht sie gehören – im Vergleich zu anderen Ländern der Europäischen Union.
EU-Vergleich: So funktioniert der Einkommensrechner
Das funktioniert wie folgt: Man trägt das monatliche Haushaltsnettoeinkommen ein und gibt außerdem an, wie viele Personen über und unter 14 Jahren im eigenen Haushalt leben. Dabei beachten: Der Rechner verwendet Daten von 2021, die im Rahmen der EU-weiten Befragung EU-SILC erhoben wurden. Die genauesten Ergebnisse erzielt man also, wenn man auch sein Einkommen von 2021 angibt. Zum Einkommen zählen neben Lohn, Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit und Arbeitslosengeld auch andere Einnahmequellen, etwa aus Miete, Rente und andere staatliche Zuwendungen.
Der Rechner ermittelt dann das „bedarfsgewichtete Nettoeinkommen“, indem es das Einkommen durch die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen teilt – aber nicht zu gleichen Teilen. Dieser Wert berücksichtigt, dass Kinder weniger Geld brauchen als Erwachsene, und dass das Leben in einigen Bereichen günstiger wird, wenn mehrere Menschen zusammenleben. Das Einkommen ist zudem kaufkraftbereinigt, es werden also unterschiedlich hohe Preisniveaus in verschiedenen Ländern berücksichtigt und andere Währungen in Euro umgerechnet.
In der Tabelle sieht man nun auf der linken Seite, wie viel Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland über ein niedrigeres bedarfsgewichtetes Haushaltsnettoeinkommen verfügen – und wie viele Prozent über ein höheres. Auf der rechten Seite wird angezeigt, wie viele EU-Bürger:innen mehr oder weniger Geld zur Verfügung haben. Man kann allerdings auch ein spezifisches EU-Land auswählen, um die eigenen Angaben mit den Statistiken für die Bevölkerung zu vergleichen.
Wer sein Einkommen nur mit dem von Bürger:innen aus Deutschland vergleichen will, kann auch einen älteren Rechner des IW verwenden. Hier gibt es die Möglichkeit, verschiedene Zusatzfilter zu verwenden, beispielsweise Ost- oder Westdeutschland, Heizungsart, Geschlecht. Mehr Informationen liefert folgender Artikel: Ist mein Einkommen hoch? Online-Tool vergleicht es in wenigen Schritten
Weitere Erkenntnisse: Medianeinkommen der EU-Länder
IW-Forscher:innen Judith Niehues und Maximilian Stockhausen haben auf Basis der EU-SILC-Daten weitere Berechnungen angestellt. So zeigt der Rechner unter anderem den Median der ausgewählten Bevölkerungsgruppe an. Er beschreibt den Wert, der genau in der Mitte einer Datenverteilung liegt. In Deutschland etwa beträgt das kaufkraftbereinigte Median-Haushaltsnettoeinkommen 1.942 Euro. Genau die Hälfte der Bevölkerung bezieht also kaufkraftbereinigt ein höheres bedarfsgewichtetes Nettoeinkommen und genau die Hälfte weniger. EU-weit liegt der Wert bei 1.529 Euro – also deutlich darunter.
Wie aus den Daten hervorgeht, ist das deutsche Medianeinkommen EU-weit das sechsthöchste. Platz 1 belegt Luxemburg mit 2.750 Euro pro Monat, gefolgt von Österreich, Niederlande, Belgien und Dänemark. Den letzten Platz belegt Bulgarien, mit 802 Euro – auch Rumänien, Ungarn und die Slowakei schneiden schlecht ab.
Wie gleichmäßig ist Einkommen in der EU verteilt?
Der Kurzbericht hat außerdem untersucht, in welchen Ländern Einkommen besonders gleichmäßig verteilt ist. Hier schneiden die osteuropäischen Länder Slowakei, Slowenien und Tschechien am besten ab. Die höchsten Ungleichheitsniveaus gab es 2021 in Bulgarien, Litauen und Lettland.
Betrachtet man das Verhältnis „Arm und Reich“ nach nationalen Maßstäben, befindet sich Deutschland im Mittelfeld: 15 Prozent der Bevölkerung werden demnach als „relativ arm“ kategorisiert – sie haben weniger als 60 Prozent des nationalen Medianeinkommens. Das ist weniger als der EU-Durchschnitt von 17 Prozent. Knapp 4 Prozent der deutschen Bevölkerung gelten als „relativ reich“ – sie verfügen über mehr als 250 Prozent des nationalen Medianeinkommens. Alles dazwischen gehört zur oberen, unteren oder zur engen Mittelschicht.
Würde man die EU als ein einziges großes Land betrachten, sieht die Verteilung von Einkommen anders aus. Dann würden etwa über 50 Prozent der Bevölkerung von Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Slowakei und Griechenland zu „relativ armen“ Bürger:innen zählen. Diese Gruppe verfügt über weniger als 60 Prozent des EU-weiten Medianeinkommens. In Luxemburg wären es weniger als fünf Prozent, dafür wäre ein Viertel der Bevölkerung Teil der „relativ Reichen“. Die Bevölkerung der Slowakei wäre bei der reichsten Bevölkerungsschicht gar nicht vertreten. In Deutschland wären nur 7,1 Prozent der Bevölkerung „relativ arm“ und 8,4 Prozent „relativ reich“.
Wie hoch ist das Einkommen in Deutschland?
Betrachtet man nur Deutschland, lag die Armutsgefährdungsquote 2021 mit 14,8 Prozent im EU-Mittelfeld. Doch europaweit zählt das Land den Studienautor:innen zufolge „eindeutig zu dem Drittel der Länder mit den geringsten kaufkraftbereinigten Armutsrisiken“. Der Lebensstandard ist hier also relativ hoch – im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Europäischen Union.
Verwendete Quellen: IW-Kurzbericht 32/2024
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