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Studie: Wie die Erde in 500 Jahren aussieht – kaum wiedererkennbar?

Seltener Einblick: Wie sieht die Erde in 500 Jahren aus?
Foto CC0 Public Domain - Unsplash/ Sebastian Unrau, Matteo Di Iorio (Symbolbild)

Forschende haben berechnet, wie die Erde durch den Klimawandel verändert wird – aber nicht in den nächsten 100, sondern in den nächsten 500 Jahren. Das Ergebnis: Bis zu 50 Prozent der Landmasse könnte sich ändern, mit ernsten Konsequenzen.

Die Klimawissenschaft beschäftigt sich oft mit Voraussagen dazu, wie die globale Erwärmung sich auf die Erde auswirken wird. Doch der Fokus liegt meist auf dem Wandel bis 2100. Wissenschaftler:innen um Bethany Allen von der ETH Zürich wagen nun erstmals Prognosen für die nächsten 500 Jahre. Ihre Forschung ist relevant, weil sich das Erdklima voraussichtlich auch dann weiter verändern wird, sollten die Staaten es schaffen, CO2-neutral zu werden. Die Studie wurde im Fachmagazin Philosophical Transactions of the Royal Society B Biological Sciences veröffentlicht.

Bis 2500: Klimawandel kann 12-50 Prozent der Landfläche ändern

Die britischen und kanadischen Wissenschaftler:innen haben mittels Klimamodellen untersucht, wie sich klimatische Veränderungen in Zukunft auf Biome auswirken könnten. Biome sind Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen in einem größeren geografischen Raum.

Dabei berücksichtigten sie auch, wie menschliche Aktivitäten wie Landnutzung diese Veränderungen beeinflussen könnten. Durch die Analyse dieser Daten konnten sie abschätzen, welche Gebiete für verschiedene Pflanzenarten geeignet sein könnten und wie sich dies im Laufe der Zeit ändern könnte.

Die Studie zeigt, dass sich das Klima in Zukunft stark auf die Verteilung von Biomen auswirken wird. Besonders kalte Regionen wie boreale Wälder und trockene Tundren könnten demnach große Verluste an geeigneten Lebensräumen erleiden.

Wenn die Erde ihre Emissionen mittelschnell reduziert und sich das Klima bis 2100 um circa 2-3 Grad erwärmt (RCP4.5-Szenario), könnte etwa bis zum Jahr 2500 bis zu 40 Prozent der Landfläche für andere Pflanzenarten geeignet sein. Der Wandel würde wohl schnell passieren: Schon bis 2150 könnten 35 Prozent aller Landflächen eigentlich für andere Biome als den aktuell dort ansässigen ausgelegt sein.

Die Studie untersucht auch Szenarien, in denen die Menschheit Emissionen noch stärker zurückfährt bzw. die Emissionen sogar wachsen. Je nachdem könnten sich 12 bis 50 Prozent der Landflächen nicht mehr klimatisch für die Lebensräume eignen, welche sie aktuell bereitstellen. Diese Veränderungen könnten negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt und die Ökosystemdienstleistungen haben, die die Natur für den Menschen bereitstellt.

In 500 Jahren: Wüsten breiten sich aus, Tundra gefährdet

Wie die Studie voraussagt, wird sich der Klimawandel auf bestimmte Lebensräume stärker auswirken als auf andere. Insgesamt erwarten die Forschenden, dass kälteangepasste Biome die größte Menge an klimatisch geeigneter Fläche verlieren werden, wobei vor allem Regionen in mittleren und hohen Breitengraden betroffen seien.

Boreale Nadel- und Laubwälder sowie kühle Mischwälder würden unter RCP4.5 stark abnehmen. Besonders drastisch wären die Folgen für Tundra-Biome. „Für die Zwergstrauch-Tundra wird bis 2160 keine klimatisch geeignete Fläche erwartet“, heißt es in der Studie. Auch die Polsterwald-Tundra könnte bis 2300 verloren gehen.

Grasland, trockene Strauchlandbiome und Wüste dagegen könnten demnach in den nächsten 500 Jahren an klimatisch geeigneter Fläche gewinnen. Tropische Regenwälder könnten voraussichtlich am Äquator zurückgehen, an ihren Rändern aber Gebiete dazugewinnen.

Andere Forscher:innen haben gezeigt, dass sich Lebensräume auch aktuell schon verschieben. Einer im Fachmagazin Science erschienen Studie zufolge ändert sich die Fläche borealer Nadelwälder – durch den Klimawandel, wobei auch der Einfluss von Meereseis eine Rolle spielen soll.

Autorin warnt vor Tempo der Lebensraum-Veränderungen

Die Studie diskutiert auch, was solche Veränderungen für den Menschen bedeuten würden. Mit den Biomen verändere sich auch, welche Ökosystemleistungen dem Menschen zur Verfügung stehen, etwa Nahrung, Holz und Wasser. Auch Wetterereignisse können durch bestimmte Vegetationstypen gemildert werden – zum Beispiel könnten Mangrovenwälder die Schwere von Sturmfluten verhindern.

„Während jedoch einige Regionen weniger bewohnbar werden, können sich andere öffnen, und die Gesellschaft muss plausible, wünschenswerte und gerechte Strategien entwickeln, um Landschaften zu teilen, Zugang zu Ökosystemleistungen zu erhalten und Konflikte zu vermeiden, während sie lernt, mit diesen Veränderungen zu leben“, erklären die Forschenden in der Studie.

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) zitiert Studienleiterin Bethany Ellen, die vorm Tempo der bevorstehenden Veränderung warnt. Geht es zu schnell, blieben Pflanzen und Tieren keine Möglichkeit, sich an die neuen Lebensräume anzupassen. Die Lebensräume, die sich für boreale Nadelwälder eignen, könnten sich etwa innerhalb weniger Jahrzehnte in neue Gebiete verschieben. Teils würden sie voraussichtlich nicht einmal an die alten angrenzen. „Wenn die Entfernungen in Zukunft so groß sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Pflanzen dorthin migrieren, praktisch gleich null“, erklärt sie. Der Forscherin schlägt unter anderem vor, bedrohte Baumarten umzupflanzen, sieht aber auch Konfliktpotenzial bezüglich Platz und Ressourcen.  

Die Autor:innen betonen die Notwendigkeit, Klima- und Biomveränderungen über das Jahr 2100 hinaus besser zu verstehen. Denn diese würden zahlreiche Herausforderungen für Ökosysteme und die Menschheit mit sich bringen, die es abzumindern und zu bewältigen gelte.

Hinweis: Teile des Artikels wurden mit Künstlicher Intelligenz (KI) verfasst. Die zuständige Redakteurin hat KI-generierte Passagen sorgsam auf inhaltliche Korrektheit geprüft und überarbeitet. 

Verwendete Quellen: Philosophical Transactions of the Royal Society B Biological Sciences, Science, SZ

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