Autarkie für jedermann – das ist der Wunsch von Klemens Jakob. Mit seiner Frau und viel Unterstützung hat er einen Bausatz für ein autarkes Haus entwickelt.
Schluss mit Strom– und Wasserrechnungen, Supermarkt und Miete, stattdessen naturverbunden und nachhaltig Leben. Der Traum eines autarken Hauses hört sich schön an. Meist scheitert die Umsetzung aber schlicht und einfach am nötigen Know–how. Damit ist jetzt Schluss: Der Bausatz von Own-world verspricht ein autarkes Leben für jedermann.
Die Blaupause für den Bausatz ist Klemens Jakobs eigenes Heim. Es ist lediglich 18 Quadradmeter groß und basiert aus einem Holzrahmen mit Steckverbindungen. Letztes Jahr hat er mit dem Bau begonnen, diesen März wird er endgültig einziehen. Sein Projekt Own-home ist somit in der finalen Phase.
18 qm Autarkie für 60.000 Euro
Klemens Jakob bietet ein „komplett geschnürtes Paket“ an. Der Bausatz besteht aus der Holzkonstuktion, Dämmung und der kompletten Technologie, die in dem autarken Haus nötig ist. Dennoch kann jeder sein Own-home nach seinen Wünschen anpassen – gegen Aufpreis versteht sich.
Das Haus soll ohne die städtische Wasser– und Stromversorgung auskommen. Derzeit ist die hausinterne Aufbereitung des Trinkwassers noch in Planung. Das Abwasser aus Spüle und Dusche wird in einem 500-Liter-Grauwassertank gesammelt und durch eine Pflanzenkläranlage gereinigt. Die Toilette arbeitet komplett ohne Wasser und sammelt Urin und Kot separat. Somit können viele der unangenehmen Gerüche gar nicht erst entstehen und beides kann als Dünger verwendet werden.
Für den Strom sorgt eine Photovoltaikanlage. Gespeichert wird die so produzierte Energie in einem 7-Kilowatt-Bleigelakku. Von der Wasserpumpe bis zu den LEDs läuft in dem Minihaus alles mit Gleichstrom. Durch konsequenten Verzicht auf Wechselstrom geht keine Energie bei Umwandlungsprozessen verloren.
Geheizt wird mit einem Holzofen im Bad, der gleichzeitig als Wasserboiler fungiert. An Sonnentagen hat es im vorgelagerten Gewächshaus bereits im Februar warme 26 Grad, da wird Heizen überflüssig. In diesem selbst, setzt Jakob auf neueste Technik. Eine Aquaponik-Anlage versorgt den Own-home-Bewohner mit frischem Fisch und Gemüse. Die Fäkalien der Fische dienen als Dünger für die Pflanzen, diese Reinigen wiederum das Wasser im Fischtank.
Alles in allem „ein runde Sache“, wie Jakob betont. Ecken hat das Haus wirklich nicht, weder technisch, noch optisch. Im Innenraum sind alle Wandverbindungen rund gehalten. Verputzt wird die Holzkonstruktion mit Kalk und Lehm. Ein sehr angenehmes Raumgefühl, laut Jakob.
Aufbauen kann man den Bausatz theoretisch allein. Dabei hilft das Own-world-Team gerne bei Problemen per Mail oder Telefon. Klemens Jakob hält den Aufbau in kompletter Eigenregie eher für die Ausnahme. Deshalb bietet sein Team einen Projektleiter, oder auch ein bis zwei Mitarbeiter zur Unterstüzung beim Bau an.
„Viele verrückte Leute machen sich da Gedanken“
Entwickelt wurde das Own-home nicht nur von Klemens Jakob allein. Hinter dem Projekt steht vielmehr ein großes Netzwerk innovationsfreudiger Helfer. Sei es das Hydroponik-System oder der marokkanische Tadelaktputz im Bad, überall war Jakob auf der Suche nach Experten und innovativen Lösungen. Neben seiner Frau gibt es noch vier weitere feste Mitglieder im Own-world–Team. Das Landratsamt wurde übrigens von Anfang an mit einbezogen. „Unser Landrat ist sehr offen für Innovationen“, erklärt Jakob. Bereits zwei Mal hat eine Delegation von Beamten das Haus in Augenschein genommen. Wenn er nachweisen kann, dass sein wiederaufbereitetes Wasser Trinkwasserqualität hat, sind sie bereit, ihn von der Anschlusspflicht an das Wassernetz zu befreien, ein Novum auf deutschem Boden.
Finanziert wurde das Projekt unter anderem über Crowdfunding. Die Startnext-Kampagne hat mit über 46.000 Euro die Fundingschwelle überschritten. Das Geld soll genutzt werden, um ein weiteres Own-home zum Probewohnen aufzubauen und die Technik des autarken Heims weiter zu entwickeln. Am Ende soll ein umfassendes Konzept auf Open-Source Basis veröffentlicht werden.
Über 200 Menschen haben das Own-home schon besucht
Nicht nur beim Crowdfunding im Internet fand das Own-home großen Anklang. „Fast jeden zweiten Tag kommt jemand unangemeldet vorbei.“ Jakob freut sich über jeden, der Interesse an dem Projekt hat. Immer am ersten Samstag im Monat ist in Isingen offizieller Besuchertag. Rund 30 Gäste, alt und jung, hat er dann um sein kleines Haus versammelt. Meist fängt der Tag mit: „Ja an sich ist das ja eine schöne Idee, aber 18 Quadratmeter?“, an. Die Zweifel der Besucher sind schnell aus der Welt geschafft, erzählt er stolz. Von innen wirke das Haus erstaunlich groß. Woran das liegt, kann er selbst nicht sagen, er schätzt die großen Fenster und die hohen Decken sind das Entscheidende.
Auch wenn der Bausatz noch nicht binnen zwei Klicks online bestellt werden kann, hat das erste Own-home schon einen Käufer gefunden. Eine interessierte Frau war schon mehrfach in Isingen zu Besuch und hat einen Bausatz in Auftrag gegeben. Ende des Jahres will sie bereits einziehen. Übrigens: wem 18 Quadratmeter zu klein sind: Die Bausätze sind kombinierbar. Das hat Jakob von Anfang an bedacht.
GASTBEITRAG aus enorm.
TEXT: Sami Wiese
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