Rotterdam ist bekannt für seine Skyline – und das etwa 15 Kilometer entfernte Kinderdijk, wo 19 UNESCO-geschützte Windmühlen stehen. Ein niederländisches Konsortium will beides nun mit einem futuristischen Gebäude im Hafen Rotterdams zusammenbringen.
Windräder und Windmühlen blicken auf eine fast 900 Jahre lange Tradition in Europa zurück – das Konzept selbst ist sogar älter als unsere Zeitrechnung. Wer nun aber glaubt, dass Windkraftanlagen quasi die Windmühlen des 21. Jahrhunderts sind und der Weisheit letzter Schluss, sollte einen Blick in die Niederlande werfen. In Rotterdam wird derzeit nämlich das Windrad der Zukunft entwickelt.
Und darum geht es: Unter dem Namen „Dutch Windwheel“ (niederländisches Windrad) entwickelt die Gruppe ein multifunktionales Gebäude, das bei seiner Fertigstellung 2025 nicht nur eines der drei höchsten in ganz Rotterdam sein, sondern ebenso Maßstäbe in Sachen Design und Nachhaltigkeit setzen soll.
Verantwortlich für das futuristische Konzept zeichnet ein Konsortium von drei regionalen Firmen. Unter den Innovations-, Service- und Marketingpartnern finden sich noch einmal über ein dutzend weitere internationale Unternehmen, darunter auch Siemens.
Bislang existieren die Pläne allerdings nur auf dem Papier. Das Gebäude erinnert an einen Donut, der leicht schräg in flachem Wasser stehen und etwa 174 Meter hoch sein soll. Ganz oben sind, so die Idee, ein Restaurant und eine Aussichtsplattform untergebracht, die Stockwerke darunter teilen sich auf zwischen Wohnungen, einem Hotel und Kurzzeitgästen. Hinzu kommen noch Gewerbe-, Einkaufs- und Büroflächen.
Mehr als nur ein Hochhaus
Soweit, so normales Hochhaus. Was das „Dutch Windwheel“ aber besonders macht, ist sein Design. Die Fassade soll mit Solarmodulen ausgestattet werden, aufgefangenes Regenwasser einen Ring von Pflanzen versorgen. Entsprechende Materialien und Technologien in der Außenhülle sollen zudem für Luftzirkulation im Gebäude und passive Kühlung bzw. Erwärmung sorgen.
Das Highlight ist aber das Loch in der Mitte, das aus dem „Dutch Windwheel“ ein echtes Windrad machen soll – eines, das komplett ohne Rotorblätter und andere bewegliche Teile auskommt. Dafür sorgt die trichterförmig zulaufende Fassade, besonders aber das Ewicon-System. Die Technologie wurde vor einigen Jahren an der Universität von Delft entwickelt. Dabei wird Strom grob gesagt dadurch erzeugt, dass Wasserdampf elektrostatisch aufgeladen wird und der Wind die geladenen Teilchen dann innerhalb des elektrischen Feldes bewegt.
Für die Umsetzung der Technik beim „Dutch Windwheel“ sollen mit Düsen versetzte Stahlseile sorgen, die in der Mitte des Gebäudes gespannt werden. Ob das wie gedacht funktionieren wird, bleibt allerdings abzuwarten. Denn derzeit existiert zu Ewicon lediglich ein Prototyp, der seit 2013 in der Uni Delft steht.
Der gesamte Bau des übergroßen Windrads kostet zudem etwa 300 bis über 500 Millionen Euro. Die Macher versprechen sich allerdings auch einen entscheidenden Schub für den Tourismus. Sie gehen sogar so weit zu sagen, dass das Gebäude ein neues Wahrzeichen Rotterdams wird – eines, das ganz in der jahrhundertelangen Tradition niederländischer Windmühlen und -räder steht.
GASTBEITRAG aus enorm
Text: Vincent Halang
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