Mit nur sechs Quadratmetern Grundfläche zählt die Ecocapsule zu den kleineren Tiny Houses. Doch auch auf kleinstem Raum kann man autark leben, wie das slowakische Start-up beweist.
Kleine Häuser liegen aktuell im Trend. Die sogenannten Tiny Houses vereinen alles was man zum Leben braucht auf wenigen Quadratmetern Wohnfläche und glänzen meist mit feinen Detaillösungen, die nicht nur Platz sparen, sondern auch den ganz besonderen Charme dieser Wohnlösungen ausmachen.
Mit der Ecocapsule treibt diese Entwicklung eine neue Blüte. Die 6,3 Quadratmeter große Erfindung des gleichnamigen slowakischen Start-ups vereint den Wohnminimalismus mit totaler Unabhängigkeit. Denn die Ecocapsule funktioniert komplett autark und lässt sich zudem dank eigener Räder bequem verschieben oder sogar mit dem dazu passenden Anhänger zu jedem beliebigen Ort transportieren.
Minimalismus plus Autarkie
Entstanden ist die Idee zur Ecocapsule bereits 2009. Damals machten die Gründer Tomas Zacek und Sona Pohlova bei einem Design-Wettbewerb für kleine Häuser mit, den sie mit ihrer Ecocapsule aber nicht gewannen. Dennoch gab es genügend Interessenten, die von der Idee begeistert waren. Acht Jahre später wird die erste Generation Ecocapsule nun an maximal 50 Erstbesteller ausgeliefert. Die zweite soll bereits 2018 folgen.
Für den stolzen Preis von 79.000 Euro plus Steuer erwartet die Käufer jedoch einiges. Den Strom produziert die Ecocapsule dank auf dem Dach integrierter Solarzellen mit einer Leistung von 600W und einer ausfahrbaren Windkraftanlage mit 750W. Als Energiespeicher steht eine 10kW-Batterie zur Verfügung. Dank ihrer runden Form sammelt sie das Regenwasser besonders effizient in einem integrierten Tank, von dem aus es als Trinkwasser aufbereitet wieder zur Verfügung steht. Voll aufgetankt und aufgeladen soll die Ecocapsule bei ausreichend Wind, Sonne und Regen ein autarkes Leben für ein ganzes Jahr möglich machen. Wer dennoch ans Netz möchte, kann dieses dank vorhandener Anschlüsse auch tun.
Unabhängigkeit für ein Jahr
Der Innenraum bietet trotz seiner kleinen Grundfläche Platz für zwei Personen. Es gibt eine wasserlose Toilette, eine Dusche, eine kleine Küchenzeile und intelligent platzierten Stauraum. Als zusätzliche Optionen ist unter anderem eine Mini-Waschmaschine bestellbar. Zudem haben die Gründer einen Smart-Home-Ansatz in der Ecocapsule realisiert, der vor allem den Energieverbrauch per App überwachen soll.
Schaut man sich die verwendeten Materialien an, fällt auf: ein Aluminium-Rahmen der mit Fiberglas überzogen wird – sicherlich nicht die nachhaltigsten Materialien. Auf Nachfrage gibt Ecocapsule-Sprecher Matej Gyárfáš jedoch an, für das Fiberglas an einer Recycling-Lösung nach Ende des Lebenszyklus sowie an der Verwendung von Alternativmaterialien zu arbeiten. Beides stecke jedoch doch noch in den Anfängen.
Bleibt noch die Frage nach der Zielgruppe. Der Preis macht die Ecocapsule nicht zum Massenprodukt. Auf der Facebook-Seite wird in Kommentaren immer wieder der Vergleich zu Wohnmobilen gezogen. Doch dieser hinkt, da das Tiny House nicht auf derartige Mobilität, sondern auf ein autarkes und minimalistisches Leben ausgerichtet ist. Potenzielle Käufer müssen demnach nicht nur das nötige Kleingeld, sondern auch gleichzeitig eine Passion für das Besondere haben. Bestellen kann man die Ecocapsule bis jetzt nur direkt beim Hersteller. Ein Händlernetz soll mit der zweiten Generation 2018 folgen.
Wer sich die Vision von einem unabhängigen Leben auf kleinstem Raum in natura anschauen möchte, der muss aktuell noch in die Slowakei reisen. Immer wieder geht die Ecocapsule jedoch auf Weltreise und ist auf verschiedenen Messen zu begutachten.
GASTBEITRAG aus enorm
Text: Phillip Bittner
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