Dünn, instabil und reißbar – das sind Eigenschaften, die man Papier für gewöhnlich zuschreibt. Doch Papier kann auch schützen. Den Beweis tritt die New Yorkerin Isis Shiffer mit ihrem EcoHelmet an.
Fahrradfahrer sind besonders auf den Straßen der Großstädte gefährdet. Laut einer Analyse von 543 Fahrradunfällen, die die Unfallforschung der Versicherer mit dem Institut für Rechtsmedizin München und dem Uniklinikum Münster erstellte, tragen 95 Prozent aller getöteten Radfahrer keinen Helm. Fahrradhelme schützen also. Dennoch tragen viele Radler keinen – was aber nicht immer deren Schuld allein ist.
So fiel Isis Shiffer auf ihren Reisen auf, dass wenige Bike-Sharing-Anbieter Helme für ihre Kunden bereitstellen. Und auch in ihrer Heimat bemerkte sie, dass es zwar genügend Angebote für ein Leih-Rad gibt, den entsprechenden Helm dazu gab es jedoch nie. Doch wer hat schon stets einen Fahrradhelm dabei?
Shiffer nahm sich des Problems an und entwarf ein kostengünstiges und leicht zu transportierendes Produkt – den EcoHelmet. Ein faltbarer Fahrradhelm aus Papier. Aber ist das wirklich sicher?
Das Geheimnis des Papier-Helms liegt in der Form. Er besteht nämlich aus mehreren Rauten, die ihm eine wabenartige Struktur verleihen. Stöße und Schläge können so gut absorbiert werden – ähnlich einem Stoßdämpfer. Dabei soll er ebenso gut schützen wie ein herkömmlicher Helm aus Kunststoff.
Der EcoHelmet kann aber noch mehr. Er ist zudem umweltfreundlich, denn er besteht ausschließlich aus Recyclingpapier. Ein weiterer Vorteil des Materials: es ist sehr flexibel und lässt sich zusammenfalten. Der Helm lässt sich also gut in jeder Tasche und jedem Rucksack verstauen und eignet sich perfekt für unterwegs.
Doch ein kleines Problem gibt es noch: Regen. Nasse Witterungsverhältnisse setzen nicht nur jedem Radler zu, auch der EcoHelmet fühlt sich im Trockenen wohler. Zwar ist der Papier-Helm mit einer Beschichtung ausgestattet, diese hält ihn jedoch nur für circa vier Stunden geschützt. Doch Shiffer arbeitet auch an diesem Problem. Sie möchte ihren Helm mit einem biologischen Material, vorzugsweise Wachs, beschichten und so wasserfest machen.
Zukünftig soll der EcoHelmet an Automaten neben Bike-Sharing-Stations zu erwerben sein. Der Preis liegt voraussichtlich bei fünf Dollar. Ab 2017 ist die Serienproduktion des EcoHelmets geplant.
Ob der Kopfschutz aus Papier dann auch unsere Köpfe bedeckt, bleibt abzuwarten. In der Europäischen Union müssen Fahrradhelme nämlich eine Prüfung gemäß der DIN Norm EN 1078 bestehen. Und die fehlt dem Fahrradhelm aus Papier noch. Auch die entsprechende US-amerikanische Zertifizierung der CPSC fehlt laut eigenen Angaben. Für Shiffer ist es nur eine Frage der Zeit, bis wann die bürokratischen Hürden genommen sind. Und selbst wenn nicht: Die Zukunft der Fahrradhelme liege im Papier.
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