Das Dizengoff Center ist die älteste Shopping Mall Israels. Auf seinem Dach werden 17 verschiedene Arten Gemüse und Kräuter angebaut, in zwei Gewächshäusern, die über eine Anbaufläche von insgesamt 750 Quadratmetern verfügen.
Einkaufszentren sind für gewöhnlich Konsumtempel. Labyrinthe – speziell dafür entworfen den maximalen Einkaufsgenuss mit dem maximalen Konsum zu verbinden. Doch was wäre, wenn eine Shopping Mall jedoch einen gesellschaftlichen Nutzen hätte?
Dann könnten Malls beispielsweise so aussehen wie das schwedische Upcycling-Einkaufszentrum ReTuna. Oder wie das Dizengoff Center in Tel Aviv. Das älteste Einkaufszentrum der Stadt bietet seit eineinhalb Jahren auf seiner Dachterrasse ein ausgeklügeltes hydroponisches Tiefwasserkultur-Gartensystem. Ganz ohne Pestizide, unterstützt durch eine Solarmpumpe, die das Wasser mit Sauerstoff anreichert.
Auf 750 Quadratmetern werden so 17 verschiedene Sorten Kräuter und Gemüse angebaut, wie beispielsweise Schnittlauch, Salat, Basilikum, Minze, Kohl, Tomaten, Gurken, Zwiebeln oder Sellerie. Das Gemüse wächst dabei doppelt so schnell wie auf erdbasiertem Anbau. Doch das ist nicht alles: Neben einer Baumschule, die zugleich Lebensraum für Vögel ist, gibt es eine eigene Imkerei und sogar eine Fledermaushöhle für die ortsansässigen Flughunde.
Das Projekt namens „Green in the City“ begann im Winter 2015 als Kooperation zwischen dem Dizengoff Center und LivinGreen, israelische Pioniere auf dem Hydroponic- und Aquaponic-Sektor. Diese Anbaumethode kommt komplett ohne Erde aus, spart 80 Prozent Wasser gegenüber herkömmlicher Pflanzen-Produktion und wirft dabei das Fünffache an Ertrag ab. Ein Vorteil ist dieser Anbaumethode ist zudem die Tatsache, dass sie jeder bei sich zuhause durchführen und so Gemüse für den Eigenbedarf ziehen kann.
Bezahlung auf Vertrauensbasis
Die Erzeugnissen vom Dach können online bestellt werden und kommen danach per Fahrrad-Kurier in Haushalten oder Restaurants an. Gemüse und Kräuter können jedoch auch direkt in der Mall selbst gekauft werden – basierend auf einem besonderen System: Die Produkte werden in einem Holzstand aufgestellt und können von jedem mitgenommen werden.
Die Bezahlung funktioniert auf Vertrauensbasis, durch Einwurf in eine Spendenbox. Was sich in einer Bäckerei in Mekka bereits als erfolgreiches Geschäftsmodell erweist, funktioniert auch in Tel Aviv: Das System ist so beliebt, dass das zum Kauf ausgestellte Gemüse viermal täglich erneuert werden muss. 80 Prozent der Kundschaft zahlen auch für die Produkte.
Als Ziel des Projektes soll den Menschen bewusst gemacht werden, wie schwierig es künftig sein wird, die Weltbevölkerung zu ernähren und was man selbst unternehmen kann. Am Dach des Einkaufszentrums werden Workshops zum besseren Verständnis für Tiefwasserkultur- und Aquaponik-Systeme abgehalten, Kochkurse und Einführungen in Hydroponik-Startersets für die eigenen vier Wände oder den Balkon. Das Urban-Farming-Modell Marke Einkaufszentrum ist so beliebt und die Nachfrage nach dem Bio-Gemüse vom Dach so groß, dass bereits über eine Expansion auf andere Standorte nachgedacht wird.
GASTBEITRAG aus enorm.
TEXT: Maria Steinwender
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