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Vielfalt bewahren: Diese 7 alten Gemüsesorten solltest du kennen

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Foto: Colourbox

Wie viele Sorten Tomaten gibt es in deinem Supermarkt? Und wie viele lila Karotten? Die Sortenvielfalt unseres Gemüses musste längst der industrialisierten Landwirtschaft weichen. Gezüchtet wird nur noch, was möglichst viel Ertrag bringt. Alte Gemüsesorten geraten hingegen in Vergessenheit. Oder kennst du Bamberger Hörnchen, Mairübe oder Purple Dragon?

Mit der ursprünglichen Vielfalt der Obst- und Gemüsesorten gehen besonders gut an bestimme Standorte angepasste, schädlingsresistente, robuste und natürlich besonders schmackhafte Sorten einfach verloren – und zwar unwiederbringlich. Zumindest dann, wenn keiner das Saatgut der alten Gemüsesorten „rettet“.

Dem haben sich einige sehr unterstützenswerte Organisationen verschrieben: Zum Beispiel die Vereine Arche Noah und VERN, die umfangeiche Saatgut- bzw. Sortenarchive für alte und seltene Sorten pflegen. Wer einen eigenen Garten (oder Platz auf dem Balkon) hat, kann dort übrigens Saatgut oder Pflänzchen bestellen und selbst alte und seltene Gemüse- und Obstsorten anbauen.

Projekte, die alte Gemüsesorten retten

  • Das Projekt Arche des Geschmacks der Slow-Food-Stiftung schützt ebenfalls Kulturpflanzen, aber auch alte Nutztierrassen, vor dem Vergessen.
  • Das Projekt Tomatenretter pflegt bereits ein umfangreiches Sortenarchiv für Tomaten und arbeitet derzeit daran, es zu erweitern – per Crowdfunding sucht die Initiative dafür aktuell nach Unterstützung.
  • Samenfestes Bio-Saatgut für viele alte und seltene Gemüsesorten bekommt man zum Beispiel bei der Bingenheimer Saatgut AG und bei Dreschflegel Saatgut.
  • Kaufen**: Saatgut von Bingenheimer gibt es u.a. bei Amazon.

Regional, saisonal, besonders: Alte Gemüsesorten

Alte Gemüsesorte: Gelbe Bete
Gelbe Bete (Foto: © ARCHE NOAH, 3553 Schiltern)

Die Gelbe Bete

Die Rote Bete hat in den vergangenen Jahren ein erfolgreiches Comeback gefeiert – und wird sogar als Superfood verehrt. Aber wer kennt ihre Verwandte, die Gelbe Bete? Wie der Name schon sagt, sind die Knollen leuchtend gelb, sie schmecken angenehm fruchtig und sind etwas milder und süßer als die meisten Roten Beten. Übrigens gibt es auch weiße und weiß-rote Bete. Zubereitet werden die bunten Knollen genau wie die bekannte Rote Bete, alle gibt es regional etwa von September bis April. Empfehlung: Gelbe und Rote Bete getrennt zubereiten, da die rote Farbe der gelben Knolle sonst die Show stiehlt…

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Das „Bamberger Hörnle“ (Foto: © Slow Food Deutschland)

Alte Kartoffelsorte: Das Bamberger Hörnchen

Gut möglich, dass du bisher genau zwei Arten von Kartoffeln kanntest: fest- und mehlig kochend. Dabei gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Sorten – von dick bis dünn, klein bis groß, rund bis gebogen, in gelb, rot, schwarz und blau, mit so schönen Namen wie Ackersegen, Rosa Tannenzapfen oder Schwarze Ungarin.

Das Bamberger Hörnchen (auch Bamberger Hörnle, Barmberger Hörnla) ist eine fast vergessene Landsorte und als solche „Passagier“ in der Arche des Geschmacks. Die Knollen sind dünn, etwa fingerlang und leicht gekrümmt. Sie haben hellgelbes Fleisch, eine feste Konsistenz und einen feinen, leicht nussigen Geschmack. Weil der Anbau unter konventionellen Bedingungen unwirtschaftlich ist, wird das „Bamberger Hörnchen“ nur noch vereinzelt angebaut – auf manchen Wochenmärkten sind die Knollen jedoch zu finden. Wenn du sie entdeckst, solltest du sie unbedingt probieren und so zu ihrem Erhalt beitragen.

Alte Gemüsesorte: Mairübe
Verschiedene Sorten Mairüben (Foto: © ARCHE NOAH, 3553 Schiltern)

Alte Gemüsesorte: Die Mairübe

Mairüben (auch: Navette) gibt es – der Name verrät es – vor allem im Mai und bis in den Juni hinein. Aber: Auch im Herbst kann man die weißen Rüben kaufen. Lange Zeit wurde das Mairübchen von der Kartoffel verdrängt, erst sei einigen Jahren findet man es wieder häufiger auf Wochenmärkten und in Gemüseläden. Die Rüben erinnern im Geschmack an Rettiche oder Radieschen, sind aber milder. Von den Blättern bis zur Knolle kann man alles essen – zum Beispiel roh im Salat, in Salzwasser weichgekocht oder angebraten und glasiert.

Alte GEmüsesorte: lila Karotte "Purple Dragon"
„Purple Dragon“ (Foto: © ARCHE NOAH, 3553 Schiltern)

Die lila Karotte: Purple Dragon

Überraschung: Nicht alle Karotten sind einfach nur orange. Es gibt mehrere alte und seltene Sorten in weiß, gelb und lila – wie zum Beispiel diese mit dem wunderschönen Namen Purple Dragon: außen violett, innen leuchtend orange. „Sie weist einen feinen, süß-aromatischen Geschmack auf und ist raschwüchsig, daher sind noch sehr späte Aussaaten möglich“, schreibt der Verein Arche Noah. Man findet die lila Möhren vereinzelt auf Wochenmärkten oder bei Gemüsehändlern.

Alte Gemüsesorte: Pastinake
Pastinaken (Foto: © ARCHE NOAH, 3553 Schiltern)

Auch ein altes Gemüse: Die Pastinake

Die Pastinake ist zwar kürzlich wieder aus der Fast-Vergessenheit aufgetaucht, aber noch längst nicht in allen Supermärkten vertreten. Dabei waren Pastinaken lange ein wichtiges Lebensmittel – erst mit der Entdeckung der Kartoffeln kamen sie aus der Mode. Auf vielen Wochenmärkten und in Bioläden findet man das Wurzelgemüse aber wieder. Die Wurzel ist ein typisches Wintergemüse und etwa von Oktober bis März regional verfügbar. Sie schmeckt ein wenig wie Karotte, aber milder, süßer und ein wenig nussig. Pastinaken kann man zubereiten wie Karotten und Kartoffeln: kochen, im Auflauf oder als „Pommes“ im Ofen backen (sehr lecker!), anbraten, zu Püree oder Suppe verarbeiten.

Alte Tomatensorten
Es gibt tausende verschiedene Tomatensorten (Foto: © Tomatenretter)

Seltene Tomatensorten: Black Cherry, Goldita und Rotkäppchen

Schätzungen zufolge soll es mehrere tausend verschiedene Tomatensorten geben. Längst nicht alle sind rot und rund: Tomaten gibt es von klein wie Beeren bis groß wie Grapefruit – und zwar in rot, gelb, orange, grün, lila, schwarz, gemustert und gestreift, in rund, oval, glatt und geriffelt… Auf Wochenmärkten, in Gemüse- und Bioläden findet man zunehmend wieder verschiedene, auch alte Tomatensorten.

Wer selbst alte Sorten züchten möchte, für den hat Timothy Steen vom Projekt „Tomatenretter“ einen Rat:

Was die Sorten betrifft sind für den Balkon und kleine Gärten entweder die kleinen Sorten zu empfehlen, da sie weniger Sonne bis zur Reife benötigen, oder die Osteuropäischen Sorten, so gibt es z.B. Sorten aus Sibirien die sehr widerstandsfähig sind. Eine kleine Sorte die wir immer empfehlen, da sie sehr ertragreich und schmackhaft ist die Blackcherry. Amish Paste, Ivory Drops, Goldita und deutsche Hellfrucht eignen sich auch fürs Freiland sehr gut.

Wer Tomaten selbst züchtet sollte seine Samen oder Pflänzchen lieber nicht einfach im Baumarkt, sondern am besten von Initiativen wie Dreschflegel, Arche Noah, Bingenheimer Saatgut (u.a. bei Amazon**) oder Tomatenretter beziehen: Hier gibt es samenfeste Sorten, d.h. man kann aus den eigenen Pflanzen jeweils selbst eine neue Saat gewinnen.

Alte Gemüsesorte: Wilde Rauke
Wilde Rauke gemischt mit Salatrauke (Foto: "wild & tame rocket salad" von jules unter CC-BY-2.0)

Seltenes Gemüse: Wilde Rauke

… hört sich nicht ganz so elegant an wie Rucola, ist aber im Prinzip das Gleiche. Nur, dass die Wilde Rauke im Geschmack deutlich intensiver und ein wenig herber ist als die Salatrauke (das ist das, was wir meist als Rucola kaufen). Wilde Rauke schmeckt lecker im Salat, aber auch im Mischgemüse, zu Pasta oder auf der Pizza. Wilde Rauke kann man ganz leicht selbst anbauen – auch im Balkonkasten. Sie ist mehrjährig und mit etwas Glück kann man sogar zweimal pro Saison ernten.

Übrigens: Mit Wildkräutersammeln kommst du an Gewürze – und auch viele Unkräuter kann man essen:

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