Balkonkraftwerk zusätzlich zur PV-Anlage: Lohnt sich das?

Photovoltaik-Module auf dem Dach eines Einfamilienhauses
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay.de – moerschy

Wenn auf dem Dach kein Platz mehr ist, kommt man schnell auf die Idee, ein Balkonkraftwerk zusätzlich zur PV-Anlage zu installieren. Aber geht das so einfach? Wir erklären, ob es technisch funktioniert und welche Auswirkungen es auf die Einspeisevergütung hat.

Wenn die Solaranlage zu klein geworden ist, kann man sie jederzeit mit weiteren Modulen bestücken – wenn noch Platz dafür ist. Allerdings kann das beachtliche Kosten verursachen, wenn man neben den Solarmodulen auch einen neuen Wechselrichter benötigt. Denn der bestehende kommt oft mit der zusätzlichen Leistung nicht zurecht.

Die Alternative wäre ein Balkonkraftwerk zusätzlich zur PV-Anlage. Das verwendet einen eigenen Wechselrichter und kostet wenige hundert Euro. Beispiele wären das Solakon onPower 2.000 Wp für 470 Euro oder das Panelretter 1.620 Wp für 450 Euro. Zudem reicht es beim Balkonkraftwerk, den Stecker in die Steckdose zu stecken und schon hast du deine PV-Anlage um bis zu 2.000 Wp erweitert – ohne Fachbetrieb.

Doch geht das technisch und rechtlich so einfach?

Balkonkraftwerk zusätzlich zur PV-Anlage: Funktioniert das technisch?

Sowohl eine Dachanlage als auch ein Balkonkraftwerk sind Photovoltaikanlagen. Der wesentliche Unterschied liegt im Anschluss und in der Leistung.

Eine PV-Dachanlage gibt es in unterschiedlichen Größen. Auf einem typischen Einfamilienhaus finden etwa 22 bis 26 Solarmodule Platz. Im Schnitt ergibt sich dadurch eine Gesamtleistung von 10 kWp, auch wenn es deutlich größere und kleinere Anlagen gibt. Für die Installation macht das aber keinen Unterschied, da sie immer durch eine Fachkraft an den Hausstromkreis angeschlossen werden müssen. Dafür sorgen die hohen Leistungen dafür, dass jedes Gerät im Haushalt mit eigenem Strom versorgt werden kann, auch wenn es sich um ein E-Auto oder eine Wärmepumpe handelt.

Ein Balkonkraftwerk ist eine Mini-Solaranlage und arbeitet nach dem gleichen Grundprinzip. Die Solarmodule produzieren Gleichstrom und ein Wechselrichter wandelt ihn in Wechselstrom für den Haushalt um. Allerdings darf jede:r ein Balkonkraftwerk selbst aufbauen und ohne Fachleute anschließen. Dazu wird nach der Befestigung der Module nur der dazugehörige Schukostecker in eine beliebige Außensteckdose geschoben. Für Balkonkraftwerke gibt es jedoch eine klare Leistungsgrenze. Die Module dürfen maximal 2.000 Wp haben und der Wechselrichter darf nur mit maximal 800 Watt einspeisen. Dadurch lassen sich nicht alle Geräte komplett versorgen. Eine Waschmaschine oder ein Wasserkocher benötigen mehr Leistung.

Obwohl beide Systeme unterschiedlich angeschlossen werden, arbeiten sie problemlos zusammen. Egal, ob der Strom vom Dach oder vom Balkon kommt, sobald du einen Verbraucher (sprich: ein Elektrogerät) anschaltest, wird immer erst der eigene PV-Strom verbraucht. Entsteht ein Überschuss, fließt dieser ins öffentliche Netz, wofür du derzeit (noch) eine Vergütung bekommst. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.

Auch eine Überlastung des Hausnetzes ist ausgeschlossen. Beide Wechselrichterbesitzen nämlich einen integrierten Netz- und Anlagenschutz (NA-Schutz), der vorgeschrieben ist (s. VDE AR-N 4105). Er drosselt oder stoppt die Einspeisung, falls die Netzspannung im Haus zu hoch ansteigt oder die Frequenz vom Sollwert abweicht.

Nur eine Sache solltest du unbedingt beachten: Zwar kannst du eine Solaranlage mit einem Balkonkraftwerk erweitern, ein zweites darfst du jedoch nicht anschließen. Es würde die erlaubte Einspeisegrenze von 800 Watt überschreiten und kann auch zu technischen Komplikationen führen.

PV-Anlage und Balkonkraftwerk: Was passiert mit der Einspeisevergütung?

Es ist also technisch möglich, ein Balkonkraftwerk mit einer PV-Anlage zu kombinieren. Jedoch gibt es finanzielle Gründe, das vielleicht doch nicht zu tun.

Für eine PV-Anlage bekommen die Besitzer:innen derzeit eine Einspeisevergütung. Sie liegt aktuell bei 7,86 Cent/kWh für Anlagen unter 10 kWp und 6,8 Cent/kWh für Anlagen darüber (Stand September 2025). Balkonkraftwerke bekommen hingegen keine Vergütung. Dafür profitieren sie von einer vereinfachten Anmeldung und können übergangsweise auch mit älteren Stromzählern verwendet werden.

Wenn du sowohl eine PV-Anlage als auch ein Balkonkraftwerk besitzt, entsteht nun folgendes Problem: Beide Anlagen speisen Strom ins öffentliche Netz ein, gelten aber nicht als eine PV-Anlage (Quelle: EEG §9 Absatz 3). Wie soll der Netzbetreiber wissen, wie viel Solarstrom vom Balkonkraftwerk kommt und wie viel von deinem Dach? Das kann er nicht und würde also auch für den Strom vom Balkonkraftwerk die Einspeisevergütung zahlen. Da sie dir aber nicht zusteht, wäre das Subventionsbetrug

Die aufwendige Lösung: Du beauftragst einen Elektrofachbetrieb, einen zweiten Stromzähler für das Balkonkraftwerk zu installieren. Dadurch lassen sich beide Anlagen auseinander halten. Das kostet aber auch extra.

Die einfache Lösung: Du meldest dein Balkonkraftwerk im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur an. Das ist ohnehin für jedes Balkonkraftwerk verpflichtend. Die Netzagentur informiert den Netzbetreiber, der dir bisher die Einspeisevergütung für deine Solaranlage gezahlt hat. Da er nun beide Anlagen kennt, rechnet er den Anteil für das Balkonkraftwerk aus der Einspeisevergütung heraus. Dadurch sinkt diese. Die Höhe der Reduktion hängt davon ab, wie groß der Anteil des Balkonkraftwerks an der gesamten Solarleistung ist (Quelle: EEG §24 Absatz 3).

Beispiel: Deine PV-Anlage besitzt eine Leistung von 6 kWp und dein Balkonkraftwerk kommt auf 2 kWp. Damit würde das Balkonkraftwerk 25% der Gesamtleistung ausmachen und du würdest 25% weniger Einspeisevergütung erhalten. Statt 7,86 Cent/kWh bekämst du nur noch 5,9 Cent/kWh, aber dafür für jede eingespeiste Kilowattstunde – egal ob sie vom Dach oder vom Balkon kommt.

Lohnt sich die Kombination aus Solaranlage und Balkonkraftwerk?

Sobald du ein Balkonkraftwerk zusätzlich zur PV-Anlage installierst, sinkt also die Einspeisevergütung. Dafür steigt aber auch die Produktion, womit mehr vergüteter Strom ins Netz gelangt. Rein theoretisch gleicht sich das aus.

Doch in der Praxis kann es negative Auswirkungen auf deine Bilanz haben.

  • Die Ausrichtung: Wenn eine PV-Anlage beispielsweise nach Süden zeigt und ein Balkonkraftwerk an einem West-Balkon hängt, haben sie unterschiedliche Bedingungen für die Stromproduktion. In der Praxis wird der Großteil des eingespeisten Stroms von der Dachanlage kommen, während die geringe Menge Abendstrom vom Balkonkraftwerk im besten Fall direkt im Haushalt verbraucht wird. Schließlich sind dann die Bewohnenden zumeist daheim. Dennoch bekommst du nur die reduzierte Einspeisevergütung.
  • Die tatsächliche Leistung: Balkonkraftwerke können nur mit maximal 800 Watt einspeisen, ihre Modulleistung aber bis zu 2.000 Watt betragen. Da die neue Einspeisevergütung anhand der gesamten Modulleistung berechnet wird, nimmt das Balkonkraftwerk rein rechnerisch einen größeren Anteil ein. In der Praxis ist er aber kleiner.
  • Speicher: Wenn du einen Stromspeicher für dein Balkonkraftwerk verwendest, kannst du etwa 80 Prozent deines Balkon-Stroms selbst verbrauchen. Der Anteil, den dein Balkonkraftwerk an der gesamten Stromeinspeisung hätte, wäre also gering. Dennoch bekommst du nur die geringere Einspeisevergütung.

Wenn man also nur die Einspeisevergütung betrachtet, scheinen sich Balkonkraftwerke als Erweiterung nicht wirklich zu lohnen. Schließlich reduzieren sie die Einspeisevergütung, haben unter schlechten Bedingungen aber nur einen geringen Anteil am eingespeisten Strom.

PV plus Balkonkraftwerk: vor allem für den Eigenverbrauch interessant

Allerdings sind sie eigentlich dafür gedacht, Stromkosten zu sparen. Denn eine selbst verbrauchte Kilowattstunde ist viel mehr wert als eine eingespeiste. Statt weniger als 7,86 Cent/kWh Vergütung zu bekommen, sparst du derzeit zwischen 27 und 35 Cent/kWh an Stromkosten. Wenn du es also schaffst, den Balkon-Strom zum Großteil selbst zu verbrauchen, kann das die geringere Einspeisevergütung kompensieren.

Fazit: Ob es sich unterm Strich lohnt, ein Balkonkraftwerk zusätzlich zur PV-Anlage anzuschaffen, lässt sich pauschal nicht beantworten. Dazu spielen zu viele Faktoren eine Rolle wie die Ausrichtung der beiden PV-Anlagen, das Verhältnis ihrer Modulleistungen zueinander, die Höhe deiner bisherigen Einspeisevergütung (ältere Anlagen bekommen mehr als aktuelle) und der Verbrauch im Haushalt. Du musst dir es für deinen individuellen Fall einmal durchrechnen. Auch solltest du dir einen Kostenvoranschlag für einen zweiten Stromzähler geben lassen. So kannst du vergleichen, welche Lösung für dich am besten ist.

Bitte beachte: Das Bundeswirtschaftsministerium plant, die fixe Einspeisevergütung bald ganz abzuschaffen. Dann sieht die Rechnung natürlich ganz anders aus und der Fokus wird noch stärker auf dem Eigenverbrauch von selbst erzeugtem Solarstrom liegen. Wenn du noch von der aktuellen Vergütung profitieren willst, solltest du die Installation bzw. die Erweiterung deiner PV-Anlage durch ein Balkonkraftwerk zügig angehen.

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