Strom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage kann man problemlos nutzen, um ein Elektroauto laden. Allerdings gibt es dabei einige technische Details zu beachten. Sie entscheiden, ob es sich für dich rechnet oder nicht.
Die Mobilität verändert sich: Elektroautos ersetzen zunehmend Verbrenner. Gleichzeitig wird Solarstrom auf privaten Dächern immer günstiger. Wer beides kombiniert, spart nicht nur Geld, sondern reduziert auch seine Abhängigkeit von Energieversorgern.
Doch damit dieser Plan aufgeht, reicht es nicht, einfach nur einen Stecker in die Steckdose zu schieben. Dahinter stecken Fragen der Wirtschaftlichkeit und auch technisch gibt es einiges zu beachten.
Warum sollte ich mein E-Auto mit Solarstrom laden?
Ein Elektroauto über die eigene Solaranlage zu laden, ist bequem. Schließlich musst du keinen Umweg zu Ladesäulen machen und Wartezeiten einplanen. Stattdessen steckst du das Ladekabel in dein E-Auto, wenn du zuhause bist. Wenn du es wieder benötigst, ist es geladen.
Ein noch größerer Vorteil liegt in den niedrigen Ladekosten. Vergleicht man die Preise für eine Kilowattstunde, dann gewinnt eine Solaranlage mit Abstand.
- Eigene Solaranlage: 6-22,5 Cent/kWh (Quelle: Fraunhofer ISE)
- Stromanbieter Neukunde: 28 Cent/kWh (Quelle: Verivox)
- Stromanbieter Bestandskunde: 35 Cent/kWh (Quelle: Verivox)
- Öffentliche Ladesäule (AC): ca. 40-60 Cent/kWh (Quelle: Verivox)
- Öffentliche Ladesäule (DC): ca. 50-80 Cent/kWh (Quelle: Verivox)
👉 Mit einem Preis von 6 bis 22,5 Cent/kWh ist Solarstrom am günstigsten. Die große Preisspanne entstand bei den Berechnungen des Fraunhofer Instituts durch die hohen Kostenunterschiede für Batteriesysteme (400 bis 1.000 Euro/kWh), für Photovoltaik (PV)-Anlagen und der unterschiedlich hohen Sonneneinstrahlung.
Dabei handelt es sich beim Preis für Solarstrom nicht um die realen Kosten, sondern um die rechnerischen „Stromgestehungskosten“. Wenn du dein E-Auto über deine PV-Anlage lädst, zahlst du in dem Moment nämlich gar nichts. Die Solaranlage musstest du aber anschaffen und daraus ergibt sich der Preis pro Kilowattstunde (Kaufpreis durch produzierten Strom in der Lebenszeit der Anlage).
Auch im Vergleich mit einem Auto mit Verbrennermotor bleibt das E-Auto-Laden mit Solarstrom klarer Sieger. Ein größeres E-Auto benötigt etwa 20 kWh auf 100 Kilometer. Das würde mit Solarstrom rein rechnerisch etwa 1,20 bis 4,50 Euro kosten. Ein großer Benziner benötigt für die gleiche Strecke etwa 7 Liter. Bei einem Benzinpreis von 1,70 Euro (Stand: August 2025) müsstest du für die Strecke 11,90 Euro zahlen – also das Drei- bis Elffache.
👉 Strom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage zum Laden zu nutzen, erhöht auch deinen Eigenverbrauch des Solarstroms und damit die Rentabilität der PV-Anlage.
Es gibt sogar bereits einige wenige E-Auto-Modelle, die in Kombination mit der richtigen Wallbox bidirektionales Laden beherrschen. Sie können dann nicht nur selbst Strom aus der PV-Anlage ziehen, sondern auch andersherum Strom aus ihrem Akku ins Hausnetz einspeisen. Da die Akkus sehr groß sind, kannst du so unter Umständen ein paar Schlechtwetter-Tage überbrücken, ohne Strom vom Anbieter einkaufen zu müssen. Das erhöht deinen Autarkiegrad – und die Wirtschaftlichkeit der Solaranlage.
Wie groß muss eine Solaranlage zum Laden eines E-Autos sein?
Unabhängig davon, wie groß deine Solaranlage für deinen Haushalt bereits (geplant) ist, musst du weitere Flächen nur für die Versorgung deines E-Autos einplanen. Als Faustregel gilt: Pro 5.000 Kilometer jährlicher Fahrleistung benötigst du etwa 1 Kilowattpeak (kWp) an zusätzlicher PV-Leistung.
Aktuelle Solarmodule erreichen eine Leistung von etwa 450 Wp. Mit 5 Stück kämest du umgerechnet bereits auf rund 10.000 Kilometer. Du kannst also mit relativ wenigen Panels viel Reichweite generieren. Wenn du beispielsweise ein Garagen- oder Carportdach nutzen kannst, dann reicht das für die Versorgung deines E-Autos in der Regel aus.
Und wie sieht es mit einem Stromspeicher aus? Während im Haushalt ein Akku sinnvoll ist, brauchst du zum Laden deines Fahrzeugs keine weiteren Kapazitäten anzuschaffen. Wenn du am Tag laden kannst (zum Beispiel am Wochenende), sparst du dir die teure Anschaffung, weil dein Solaranlagen-Strom direkt ins Auto geht.
Wenn du hingegen nur abends laden willst, müsste dein Stromspeicher sehr groß sein. Denn in eine E-Auto-Batterie passen je nach Modell zwischen 40 und 100 kWh rein. Ein typischer Solarspeicher hat gerade einmal eine Kapazität von etwa 10 kWh. Da jede weitere Kilowattstunde Speicherplatz in etwa 400 bis 1.000 Euro/kWh kostet, würde eine Erweiterung stark ins Geld gehen.
Was benötige ich, um ein E-Auto mit der Solaranlage zu laden?
Um dein E-Auto mit Solarstrom zu laden, brauchst du natürlich eine Solaranlage und ein E-Auto. Darüber hinaus muss der Strom irgendwie ins Fahrzeug kommen, was über eine Wallbox passiert. Das kleine Gerät hängst du dorthin, wo dein Fahrzeug steht – üblicherweise eine Garage oder Einfahrt. Je nach Modell kannst du dein E-Auto dann mit bis zu 22 kW Leistung laden.
Die Verbindung zum Auto stellst du mit einem Typ-2-Ladekabel her, was jedes Elektroauto standardmäßig nutzen kann.
Zu den meisten Wallboxen gibt es auch passende Apps. Mit ihnen kannst du einstellen, wann und wie viel Strom dein Fahrzeug ziehen soll.
Dabei gibt es nur ein Problem: Wenn in dem Moment die Sonne nicht scheint und der Stromspeicher deiner Solaranlage leer ist, zieht die Wallbox den Strom aus dem öffentlichen Netz und du musst dafür zahlen. Um das zu verhindern, gibt es Energiemanagementsysteme (HEMS). Sie messen, wie viel Strom auf deinem Dach produziert wird und welche Geräte im Haushalt gerade wie viel Strom benötigen. Gibt es einen Überschuss, speist das HEMS diesen in dein Fahrzeug ein. So kannst du sicher gehen, dass immer der günstigste Strom in dein Auto fließt.
Zudem gibt es Energiemanager, die mit einem dynamischen Stromtarif verbunden werden können. Dann kann dein Fahrzeug auch bei schlechtem Wetter günstig beladen werden, sofern genug billiger Windstrom im Netz ist.
Was muss ich beim Solar-Laden eines E-Autos beachten?
Wenn du ein E-Auto mit einer Solaranlage laden möchtest, solltest du mehrere Dinge beachten, damit der Strom auch richtig fließt.
- Schwellenwert: Ein E-Auto benötigt eine Mindestleistung, um überhaupt geladen werden zu können. Moderne Modelle laden dreiphasig und benötigen 4,2 kW. Größere Solaranlagen mit 10 kW und mehr können diesen Überschuss häufig generieren. Kleinere PV-Anlagen haben an vielen Tagen im Jahr nur ein begrenztes Zeitfenster, in dem genug Energie entsteht. Sollte die PV-Leistung nicht ausreichen, wird die Wallbox dennoch anfangen zu laden und Strom aus dem Netz zur Ergänzung ziehen. Eine PV-Anlage kann dann den Bedarf an Netzstrom nur senken und nicht ersetzen (Quelle: ADAC). Ein Energiemanagementsystem ist hier sinnvoll.
- Laden zur richtigen Zeit: Solaranlagen produzieren am meisten Strom zur Mittagszeit an sonnigen Tagen. Oft steht das E-Auto dann aber nicht zuhause, sondern am Arbeitsplatz. Du solltest daher die Möglichkeit haben, zumindest am Wochenende zuhause zu laden.
- Jahreszeiten: Die Stromproduktion ist über das Jahr ungleichmäßig verteilt. Während eine 10-kWp-Solaranlage im Sommer an einigen Tagen 50 kWh am Tag liefern kann, fallen die Erträge im Winter oft unter 10 kWh pro Tag. Du wirst dein E-Auto dann nicht voll- und teils gar nicht laden können.
- 80-Prozent-Ladung: Auch wenn du gerade einen Stromüberschuss hast, solltest du dein E-Auto immer nur bis zu 80 Prozent laden. Das schont den Akku.
- Ladeverluste: Beim Laden des E-Autos kommt es immer zu Ladeverlusten. Dafür gibt es unterschiedliche Ursachen wie das Kabel, die Systemsteuerung und die Umwandlung von Wechselstrom (Hausnetz) zu Gleichstrom (Autoakku). Je nach Wallbox und Fahrzeug liegen sie zwischen 10 und 20 Prozent. Wenn deine PV-Anlage 10 kWh produziert, landen 8 bis 9 kWh im Auto.
- In Etappen laden: In ein E-Auto passt oft mehr Strom, als eine PV-Anlage am Tag an Überschuss produziert. Ein leer gefahrenes Fahrzeug zu laden, kann daher mehrere Tage benötigen. Effizienter ist es, das E-Auto nicht leer zu fahren, sondern immer wieder ein bisschen zu laden.
Was kostet eine Wallbox?
Die Kosten für eine Wallbox setzen sich aus dem Gerät selbst und der Installation zusammen. Einfache Modelle liegen bei teils bei unter 500 Euro. Für eine intelligente, steuerbare Wallbox solltest du mit 800 bis 1.500 Euro rechnen.
Die Installationskosten durch einen qualifizierten Elektriker bewegen sich meist zwischen 500 und 3.000 Euro. Der Preis hängt stark von den Gegebenheiten vor Ort ab. Wenn Durchbrüche gemacht und unterirdische Kabel verlegt werden müssen, kostet es mehr. Gegebenenfalls muss auch der Sicherungskasten erweitert werden.
In den Servicepaketen von Fachbetrieben ist neben der Montage oft eine Inbetriebnahme, eine Konfiguration und die Anmeldung der Wallbox beim Netzbetreiber enthalten.
Gibt es Förderungen für Wallboxen?
Im KfW-Förderprogramm 442 gab es bis zu 10.200 Euro Zuschuss für ein Gesamtsystem aus PV-Anlage, Stromspeicher und Wallbox. Es ist aber seit 2023 ausgeschöpft und wurde nicht fortgesetzt.
Dennoch gibt es weiterhin Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung. Einige Bundesländer, Städte und Gemeinden bieten eigene Förderprogramme an. Beispiele sind Nordrhein-Westfalen und Düsseldorf. Auch Energieversorger gewähren manchmal Zuschüsse, wenn du dich im Gegenzug für einen bestimmten Stromtarif entscheidest.
Muss ich eine Wallbox anmelden?
Wie eine Solaranlage musst du auch eine Wallbox beim Netzbetreiber anmelden.
Wallboxen bis 11 kW Ladeleistung musst du deinem Netzbetreiber nach der Installation melden. In der Regel übernimmt dein installierender Elektrofachbetrieb diese Aufgabe für dich.
Für Wallboxen mit mehr als 11 kW Ladeleistung benötigst du eine vorherige Genehmigung des Netzbetreibers. Auch diesen Prozess begleitet dein Fachbetrieb. Der Netzbetreiber prüft dann, ob deine Hausanschlussleistung und das lokale Stromnetz für diese hohe Last ausgelegt sind. Er kann die Genehmigung erteilen, sie an Bedingungen wie eine Verstärkung des Hausanschlusses knüpfen oder sie im Extremfall auch ablehnen. Dazu muss aber eine konkrete Gefahr für die Sicherheit oder Zuverlässigkeit des Stromnetzes bestehen. Eine mögliche Überlastung des Netzes genügt nicht als Grund.
Kann ich ein E-Auto auch über eine Haushaltssteckdose laden?
Technisch ist es möglich, ein E-Auto an einer normalen Schuko-Steckdose zu laden. Dauerhaft solltest du das aber vermeiden. Haushaltssteckdosen und die zugehörigen Leitungen sind nicht für eine stundenlange Belastung mit hoher Leistung ausgelegt. Es besteht die Gefahr einer Überhitzung und im schlimmsten Fall eines Kabelbrandes.
Zudem ist der Ladevorgang extrem langsam. Mit einer Ladeleistung von nur etwa 2,3 Kilowatt (kW) kann es über 24 Stunden dauern, einen leeren Akku vollständig zu laden. Das Laden an der Steckdose ist somit nur eine Notlösung für den Ausnahmefall.
Fazit
Ein E-Auto mit Solarstrom zu laden ist nicht nur die günstigste, sondern auch die sauberste Lösung. Mit einer ausreichend großen PV-Anlage und einer passenden Wallbox kannst du dein Fahrzeug bequem zu Hause mit eigenem Ökostrom versorgen und dich weitgehend unabhängig von steigenden Energiepreisen machen.
Wichtig ist allerdings, dass du realistisch planst: Erträge schwanken übers Jahr, das Auto muss tagsüber zum Laden verfügbar sein und die Wallbox sollte auf PV-Überschuss optimiert sein. Wenn diese Voraussetzungen passen, fährst du mit deinem E-Auto so nicht nur kostengünstig, sondern auch maximal umweltfreundlich.
👉 Tipp: Wenn du eine PV-Anlage planst, solltest du dir mindestens drei verschiedene Angebote geben lassen und sie vergleichen. Portale wie Aroundhome oder das Solaranlagenportal können hierfür sinnvoll sein. Dort bekommst du unverbindliche Angebote von verschiedenen Installationsbetrieben in deiner Nähe.
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