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Wann sich ein E-Bike lohnt – und wann nicht

Wann lohnt sich ein E-Bike wirklich?
Fotos: CC0 Public Domain / Unsplash – Nuno Ricardo, Himiway Bikes

Es gibt viele gute Gründe ein E-Bike zu nutzen. Aber ist das auch immer die nachhaltigste Lösung? Wir gehen dieser Frage nach und wägen ab, wann ein E-Bike wirklich eine umweltfreundliche Alternative ist – und wann weniger.

E-Bikes sind die aktuellen Stars auf dem Fahrradmarkt. Laut Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) wurden im Jahr 2022 in Deutschland 2,2 Millionen E-Bikes verkauft – das sind mehr als doppelt so viele wie noch 2018. Sie erreichten 2022 einen Marktanteil von 48 Prozent, für 2023 erwartet die Branche, dass erstmals mehr E-Bikes als Fahrräder ohne Motor in Deutschland verkauft werden.

Was ist eigentlich ein E-Bike, was ein Pedelec?

Ein E-Bike im eigentlichen Sinne ist ein Rad, das auf Knopfdruck auch ohne Pedalunterstützung fährt. Es darf maximal 6 km/h schnell fahren, ansonsten gilt es in Deutschland als Kraftfahrzeug. Diese Art von Rädern spielt auf dem deutschen Markt praktisch keine Rolle.

Ein Pedelec ist das, was wir umgangssprachlich als E-Bike bezeichnen. Damit ist ein elektrisches Fahrrad gemeint, das nur wenn man in die Pedale tritt Motorunterstützung liefert, und das nur bis zu einer maximalen Geschwindigkeit von 25 km/h.

Ein S-Pedelec ist ein elektrisches Fahrrad, das mit Pedalunterstützung bis zu 45 km/h schnell fahren kann. Es gilt als Leichtkraftrad, was bedeutet, dass du dafür eine Zulassung in Form eines Versicherungskennzeichens brauchst, dazu eine Haftpflichtversicherung und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM, also für einen Motorroller. Außerdem musst du einen Helm tragen und darfst bisher nicht auf Radwegen fahren– wobei einzelne Bundesländer, wie Nordrhein-Westfalen, vor kurzem beschlossen haben, diese Entscheidung zukünftig den Kommunen zu überlassen.

Wann ist ein E-Bike umweltfreundlich? Es kommt auf die Nutzung an

Die Lust der Deutschen am Kauf eines E-Bikes ist in vielen Bereichen nachvollziehbar: Ein E-Bike unterstützt durch den Motor beim Fahren, was das Radeln in vielen Situationen bequemer macht. Es erhöht meist die persönliche Reichweite, macht Pendeln angenehmer und vereinfacht als Lasten-E-Bike oder mit Anhänger auch größere Einkäufe, Kindertransport und Co.

Allerdings ist ein E-Bike nicht per se nachhaltig und umweltfreundlich, es kommt immer auf die Nutzung an. Eine Studie des Instituts für Energie und Umweltforschung in Heidelberg (ifeu) untersuchte über einen knapp dreijährigen Zeitraum die Verlagerungs- und Klimaeffekte durch Pedelec-Nutzung im Individualverkehr. Es ging in der Untersuchung also um E-Bikes im umgangssprachlichen Sinn (= Fahrräder mit Pedal- und Motorunterstützung).

Der wichtigste positive Effekt wurde bei Berufspendler:innen festgestellt, die mit dem E-Bike zur Arbeit fuhren. Dort ergab sich ein hoher Anteil vermiedener Fahrten mit dem eigenen Auto und somit ein großes CO2-Einsparpotential. So lag der CO2-Ausstoß mit einem E-Bike pro Kilometer im Schnitt deutlich unter 20 Gramm, die Akkuherstellung mit eingerechnet. Der deutlichste Klimavorteil ergab sich durch die Verlagerung vom Pkw auf das Pedelec, so die Studie: Mit 150 Gramm CO2-Äquivalenten pro Personenkilometer (mittlerer Diesel-Pkw und Elektroauto bei deutschem Strommix zum Zeitpunkt der Studie) bzw. 170 Gramm (mittlerer Benzin-Pkw) lag die Klimawirkung von Pkws bis zu 11 Mal höher als bei Pedelecs.

Elektrofahrrad
Besonders sinnvoll ist ein E-Bike, wenn es Autofahrten ersetzt – zum Beispiel für Pendler:innen. (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash - Markus Spiske)

Ersetzt man mit dem E-Bike also Autofahrten, ist das umweltfreundlicher und nachhaltiger. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Klimawirkungen von E-Bike-Fahrten sind auch fünfmal niedriger als die von Fahrten mit dem öffentlichen Nahverkehr.

E-Bike vs. Fahrrad

Vergleicht man E-Bike-Fahrten mit denen auf einem herkömmlichen Fahrrad, sieht es anders aus. Denn ein E-Bike verbraucht mehr Ressourcen als ein Fahrrad ohne Motor. Neben dem Material für Rahmen, Anbauteile, Laufräder und Co schlagen Motor und Akku zusätzlich zu Buche.

Die gesamten Herstellungs-Emissionen eines Pedelecs liegen, so die Studie, etwa 35 Prozent über denen eines klassischen Fahrrades. Obendrauf kommt der Stromverbrauch für das regelmäßige Laden des E-Bike-Akkus, bei einem 500 Wh-Akku etwa 0,5 kWh pro Ladung (oder bei 1.000 Ladzyklen 500 kWh), sowie ein möglicher Austausch des Akkus, wenn der erste irgendwann nachlässt.

Ein E-Bike ist also vor allem dann nachhaltig, wenn du damit Autofahrten ersetzt, sogar im Vergleich zu Öffis hat es die Nase, oder besser gesagt den Reifen vorne.

Welche Herausforderungen kommen auf E-Bike-Fahrende im Alltag zu?

Bevor man voller Euphorie ein Pedelec kauft, sollte man sein persönliches Nutzungsverhalten kritisch hinterfragen. Man muss sich auch darüber im Klaren sein, dass es nicht immer möglich oder angenehm ist, mit dem E-Bike statt mit dem Auto oder den Öffis zu fahren. Denn auch mit dem E-Bike bist du dem Wetter und den besonders in Großstädten oft schwierigen Verkehrsbedingungen für (E)-Radelnde ausgesetzt. So zeigte die Heidelberger Studie, dass die Teilnehmenden 70 Prozent ihrer Wege mit dem Pedelec in den Monaten April bis September zurücklegten, im Winter nutzten sie das E-Bike also deutlich seltener.

Auch bei der fahrradfreundlichen Ausstattung vieler Arbeitgeber:innen besteht oft Verbesserungspotential – so gibt es selten genügend komfortable und vor allem sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder oder E-Bikes. Auch Duschen am Arbeitsplatz sind ein Kriterium das viele Arbeitnehmer:innen, die per Rad oder E-Bike zur Arbeit fahren wollen, wichtig finden.

Dienstrad-Initiativen wie Jobrad und Co. nehmen indes zu, so können sich Angestellte zu günstigen Konditionen hochwertige Fahrräder und E-Bikes leasen.

Ist ein E-Bike für mich und meine Einsatzbereiche nachhaltig?

Wenn du also ein E-Bike vor allem aus Nachhaltigkeitsgründen kaufen möchtest, solltest du dir überlegen, welche mit dem Auto zurückgelegten Wege du damit sparen würdest. Faktoren wie eine hügelige oder weite Strecke sprechen für ein E-Bike, auf kurzen und ebenen Wegen kann für Menschen ohne Beeinträchtigungen ein reguläres Fahrrad die sinnvollere Wahl sein.

Fällt dein Ergebnis pro E-Bike aus, solltest du dich im Fahrradfachhandel beraten lassen. Denn für jeden Einsatzbereich, jede Person und jedes Budget gibt es ein großes Angebot. Von billigen E-Bikes aus dem Discounter solltest du lieber die Finger lassen, denn sie sind oft von minderer Qualität, was vor allem bei Motor, Akku und sicherheitsrelevanten Teilen wie Gabel und Rahmen eine große Rolle spielt. So bist du sicherer unterwegs, sparst dir Nerven und Geld für eventuelle Reparaturen und es ist nachhaltiger, wenn du ein langlebiges E-Bike wählst. Ein seriöser Händler wird mit dir ein E-Bike aussuchen, das möglichst genau zu dir und deinen Anforderungen passt. Wenn du nur eher kurze Strecken auf Asphalt ohne große Steigungen zurücklegst, brauchst du nicht den leistungsstärksten Akku und Motor. Hast du hingegen lange Anfahrtswege, macht ein großer Akku durchaus Sinn.

Auch der Gebrauchtmarkt bei E-Bikes wird größer, hier empfehlen wir dir ebenfalls zu einem Händler zu gehen, um eine gute Beratung und mehr Sicherheit beim Kauf zu haben. Klar ist: Ein gebrauchtes E-Bike in gutem Zustand ist nachhaltiger als ein neues. Auch Online gibt es eine immer größere Zahl an Shops, die gebrauchte „Refurbished“-Bikes mit Garantie zu dir nach Hause liefern. Eine Übersicht über einige dieser Shops findest du in unserem Artikel zum Thema E-Bike gebraucht kaufen:

Fazit: Wann und für wen sich ein E-Bike wirklich lohnt

Ein E-Bike kann nachhaltig und sinnvoll sein – vor allem, wenn es Autofahrten ersetzt und den Transport von Kindern und/oder schwereren Lasten ermöglicht oder vereinfacht. Auch in der Freizeit kann ein E-Bike nachhaltig sein, wenn man zum Beispiel per E-Bike statt per Auto zu einem Ausflugsziel fährt.

Zudem erhöht es den Radius von Personen mit Beeinträchtigungen, etwa Herzerkrankungen, oder es ermöglicht ihnen sogar erst wieder per Rad die Umgebung zu erkunden. Wohnst du in einem hügeligen Gebiet, sind mit dem Pedelec viele Fahrten möglich, die du mit einem klassischen Rad vielleicht nicht bewältigen könntest.

Außerdem steigert E-Bike-Fahren durchaus die Fitness – besonders die von Menschen mit Vorerkrankungen, Übergewicht und/oder geringer Fitness –  wie eine aktuelle Studie der Medizinischen Hochschule Hannover zeigt: «Entgegen vieler Vorurteile zeigen die Zahlen, dass Muskeln und das Herz-Kreislaufsystem beim Pedelecfahren nahezu so gefordert werden wie beim herkömmlichen Radfahren», erklärt Dr. Hedwig Theda Boeck, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Klinik und eine der Erstautorinnen der Studie.

Zusammengefasst und überspitzt formuliert: Als Luxusartikel, der neben mehreren Autos in der Garage steht und ab und zu für die Fahrt zur nahegelegenen Eisdiele ausgeführt wird, ist ein E-Bike nicht nachhaltig und sinnvoll. Wer eher seltene, kurze oder ebene Fahrten ohne viel zusätzliches Transportgewicht zu bewältigen hat und gesund ist, trifft mit einem Fahrrad ohne Motor meist die bessere Wahl. Aber in vielen anderen Einsatzbereichen kann ein E-Bike eine gute Wahl sein – vor allem, wenn man damit Autofahrten oder Öffi-Fahrten ersetzt.

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