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Einfacher nachhaltig und fair shoppen

Foto: Katharina Fischer / photocase.com

Nachhaltiger WC-Reiniger? Vegane Zahnbürste? Bambus-Lautsprecher? Sowas hat der lokale Handel selten. Also ab ins Internet – aber wohin genau?

Die Webdienste Bonsum und WeGreen gehen höchst unterschiedliche Wege, uns an dieser Stelle zu helfen. Sie sind keineswegs direkt vergleichbar: Während WeGreen vor allem eine umfassende Produktsuchmaschine ist, ist Bonsum eine Liste von Shops mit Bonusprogramm.

WeGreen: die nachhaltige Produktsuchmaschine

Mit WeGreen soll sich jeder einfach und ohne Vorwissen über ökologisch und fair produzierte Güter informieren und diese auch gleich kaufen können. Der Kunde klickt sich dazu ohne Anmeldung durch einen Kategorienbaum mit Zweigen wie Elektronik, Telefon & Smartphones oder verwendet ein Suchfeld.

Das Ergebnis ist meist eine Liste, beispielsweise bei der Suche nach „Jeans“ Dutzende von Hosen. Sie lässt sich mit kontextnahen Filtern eingrenzen, bei Kleidung etwa Fair-Trade-Siegel, bei Elektronik mit Energieeffizienzsiegeln. Alle Produkte erhalten eine einfache Bewertung mit Schulnote, begleitet von einem Rot-Gelb-Grün-Ampelsystem. Am Ende legt eine informative Einzelseite detailliert und transparent offen, wie die Bewertung des Produkts zustande kommt.

Das klingt gut und ist auch sehr intelligent gemacht. In der Praxis ergeben sich aus unserer Perspektive allerdings einige Schwierigkeiten. So fallen etwa Ampel-Klassifizierungssysteme zwangsläufig grob aus, auch mit den feiner differenzierenden Schulnoten, etwa wenn soziale mit ökologischen Kriterien vermischt werden. Deutlich wird das etwa an den WC-Reinigern von Domestos (grüne 2,3) und Ecover (gelbe 2,6), über die man sich wundern darf, wenn man die Inhaltstoffe von Domestos und Ecover WC-Reiniger vergleicht.

Viele Bewertungen sind nachvollziehbar und hilfreich: So fallen etwa K.O.I.-Jeans bei der „Jeans“-Suche durch ihre gute Benotung sofort positiv auf, und sucht man zum Beispiel nach einem möglichst nachhaltigen Handy, so wird man bei WeGreen fündig. Doch andere Bewertungen finden wir schwer nachvollziehbar: „Febreze“, für uns Musterbeispiel eines überflüssigen Produktes, kriegt eine „grüne“ 2,4. Ein Dell-Notebook konnte gar mit einer 1,0 (!) abschließen, denn: „WeGreen bewertet die Nachhaltigkeit mit der Note 1,0 (sehr gut), basierend auf dem Produktsiegel Energy Star.“

Fazit: WeGreen versucht, die Suche nach nachhaltigen Produkten für den Konsumenten kinderleicht zu machen. Das klappt oft schon ziemlich gut, aber eben nicht immer. Und: Die Ampel-Bewertungen nicht gleich für bare Münze zu nehmen und anhand der angezeigten Suchergebnisse alle vorbildlich transparent dargelegten Details auf ihre Plausibilität zu überprüfen ist ziemlich lehrreich. Nachtrag: Inzwischen existiert ein WeGreen-Browser-Addon, das die WeGreen-Ampel direkt auf Shops wie Amazon anzeigt.

Bonsum: nachhaltige Shopsuchmaschine mit Rabattmarken

Bei Bonsum existiert ein Magazin-Bereich, der über Nachhaltigkeitsthemen zu informieren versucht, und ein Shopping-Bereich, der den Kern des Angebots bildet. Er belohnt den Einkauf nachhaltiger Produkte nach der Registrierung mit rabattmarkenartigen Bonuspunkten („Bonets“). Einige Shops geben zwischen 1 und 5 Bonets pro Euro Einkaufswert, andere Shops eine feste Zahl pro Einkauf. Gesammelte Bonets löst man ein, indem man dafür Bäume pflanzt, an (bislang wenige) Organisationen spendet oder bei (noch wenigen) Shops einen Einkaufsgutschein erhält.

Klingt irgendwie gut, überzeugt aber nur schwer. Kauft man beispielsweise für 500 Euro ein, kann man 500 Bonets spenden – etwa 5 Euro. Werden sich Online-Shopper dafür aus der Amazon-Komfortzone herausbewegen? Zudem zeigt Bonsum keine Produkte, sondern nur Shops. Und bei ihnen würde man sich mehr Informationen wünschen als nur die Zahl der Bonets und eine Handvoll von Bewertungsicons.

Auch auf Bonsum kann man Produkte suchen. Doch fanden wir damit zum Beispiel keine „Zahnbürste“ (obwohl der angeschlossene Avocadostore sie führt) und die Suche nach „Bambus“ führte zu einem Gebrauchtladen für Notebooks (ohne Bambus). Diese Beispiele mögen aber nur Kinderkrankheiten des gerade erst gestarteten Systems sein, das sicher nicht mit großem Budget angetreten ist: Die Suche nach „Jeans“ zum Beispiel förderte sofort vier Shops mit Eco-Fashion zutage.

Fazit: Bonsum ist derzeit kaum mehr als eine achtbare Liste von grünen Shops, die an einem Bonus-Programm teilnehmen – für 2014 ist das etwas wenig. Doch die Idee ist gut und ausbaufähig.

Fazit: Einfacher, nachhaltiger und fairer shoppen?

Natürlich vergleichen wir hier Äpfel mit Birnen, aber es gibt einfach noch nicht besonders viele Systeme, die den Kunden gezielt zu nachhaltigen Shops und Produkten führen. Im direkten Vergleich bietet WeGreen als Produkt-Suchmaschine direkten Zugang zu Artikeln und involviert mehr Shops und ist daher eine nützliche (und derzeit einzigartige) Adresse für die Suche nach nachhaltigen Produkten. Allerdings legt Bonsum bei der Auswahl seiner Shops offenbar etwas strengere Nachhaltigkeitskriterien an, während WeGreen auch Shops wie Cyberport aufnimmt. Das Ampelsystem von WeGreen gibt schnell Antworten, aber es hinterlässt bei uns schon auch Zweifel, ob diese Antworten nicht zu simplifizierend sind.

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