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Ethylenoxid: So gefährlich ist es wirklich

ethylenoxid
Foto: CC0 / Pixabay / TheUjulala

Ethylenoxid ist ein giftiges Gas, das wegen verunreinigtem Sesam und als Desinfektionsmittel bekannt geworden ist. In der Vergangenheit gab es zudem mehrere tödliche Unfälle in Verbindung mit Ethylenoxid.

Das farblose, leicht süßliche und leicht entzündliche Gas Ethylenoxid entsteht bei der Herstellung verschiedener Chemikalien als Zwischenprodukt. Es findet Verwendung in verschiedenen Bereichen:

  • Desinfektionsmittel
  • Pflanzenschutzmittel
  • Textilindustrie
  • Produktion von Dämmstoffen

In der EU ist der Einsatz als Pflanzenschutzmittel allerdings verboten, zur Desinfektion aber erlaubt. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Produkte wegen erhöhter Ethylenoxid-Gehalte zurückgerufen werden. Besonders Sesam ist davon betroffen. Denn Ethylenoxid ist äußerst gefährlich, warnen Fachleute.

Ethylenoxid: Wie ungesund es wirklich ist

Ethylenoxid steckt manchmal in Sesam aus Indien.
Ethylenoxid steckt manchmal in Sesam aus Indien.
(Foto: CC0 / Pixabay / 1900mmc)

Es gibt drei Gefahrenbereiche, die von Ethylenoxid ausgehen: Die Aufnahme über Lebensmittel, über die Luft und die Gefahr von Unfällen.

  • Ethylenoxid in Lebensmittel: „Ethylenoxid ist erbgutverändernd und krebserzeugend“, erklärt das BfR. Einen Richtwert ohne Gesundheitsrisiko gebe es daher nicht, so die Fachleute. Sie stufen eine „Aufnahmemenge geringer Besorgnis“ (Risiko an Krebs zu erkranken kleiner als circa 1:100.000) bei 0,037 Mikrogramm je Kilogramm Körpergewicht und Tag ein. Die Einschätzungen basieren auf Studien mit Tieren. Am 13.07.2021 einigten sich die EU-Mitgliedsstaaten darauf, dass es keine sichere Aufnahmemenge von Ethylenoxid gibt.
  • Ethylenoxid in der Luft: Wer am Arbeitsplatz mit Chemikalien hantiert, kann unter Umständen auch Ethylenoxid ausgesetzt sein. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags fasst in einer Stellungnahme verschiedene Studien zusammen, die jedoch keine bis sehr wenige Todesfälle aufgrund von Ethylenoxid in der Raumluft festgestellt haben. Allerdings weisen einige Studien auf ein erhöhtes Krebsrisiko hin (S. 11). Ethylenoxid kann zudem Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Atembeschwerden und Herzrhythmusstörungen hervorrufen.
  • Unfälle mit Ethylenoxid: In Chemieproduktionsstätten auf der ganzen Welt kann es zu Unfällen kommen, wenn das Ethylenoxid eine Explosion verursacht. Bei einem solchen Vorfall in Spanien starben laut dem Wissenschafltichen Dienst 2020 drei Menschen, bei einem Unfall 1989 bei BASF in Antwerpen starben 32 Personen.

Ethylenoxid in Corona-Selbsttests und PCR-Tests

Teststäbchen werden mit Ethylenoxid sterilisiert.
Teststäbchen werden mit Ethylenoxid sterilisiert.
(Foto: CC0 / Pixabay / TomCam)

Mit dem Aufkommen von Corona-Selbsttests und PCR-Tests ist auch Ethylenoxid in die Schlagzeilen geraten. Denn es kommt bei der Herstellung von Abstrichstäbchen und Teststäbchen zum Einsatz. Das Gas dient als Desinfektionsmittel, das Keime und Bakterien abtöten soll.

Ethylenoxid wird in Deutschland schon seit vielen Jahren zur Sterilisation von Medizinprodukten eingesetzt. Dazu ist es offiziell zugelassen: Es gibt eine eigene ISO-Norm für Produkte aus der Gesundheitsfürsorge (DIN EN ISO 11135) sowie eine weitere ISO-Norm für Grenzwerte von Ethylenoxid in Medizinprodukten (DIN EN ISO 10993-7). Für die Sterilisation mit Ethylenoxid müssen sich Unternehmen an eine Entgasungszeit halten: Die Medizinprodukte werden sozusagen ausgelüftet, sodass Rückstände von Ethylenoxid entweichen können. Außerdem müssen die Unternehmen nachweisen, dass keine bedenklichen Rückstände von Ethylenoxid am Produkt sind.

Ethylenoxid und Sesam: Häufige Produktrückrufe

Immer wieder fallen Sesamprodukte auf, die mit Ethylenoxid belastet sind: Sesamriegel, Sesamsüßigkeiten oder auch Salattoppings enthalten laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) manchmal Ethylenoxid, sodass die Produkte nicht mehr verkauft werden dürfen.

Ethylenoxid ist zwar in Europa verboten, wird jedoch vor allem in Indien als Pflanzenschutzmittel (eine Unterform der Pestizide) zur Bekämpfung von Pilzen und Bakterien eingesetzt, so die Verbraucherzentrale. Demnach lassen sich unter anderem bei Gewürzen, Nüssen und Ölsaaten aus Indien immer wieder Rückstände des verbotenen Spritzmittels finden, wenn es nach Deutschland importiert wird.

Mit der Zeit wird Ethylenoxid abgebaut und liegt dann als 2-Chlorethanol vor. Allerdings kann auch hier keine Entwarnung erfolgen: „Auch für 2-Chlorethanol gibt es Hinweise aus Tierstudien auf eine erbgutverändernde Wirkung“, schreibt das BfR. Den Fachleuten zufolge werde das Abbauprodukt daher in Europa auch genauso wie Ethylenoxid eingestuft.

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