Macht es Sinn, beim Lüften die Heizung auszuschalten? Oder sorgt das Aus- und Einschalten sogar für mehr Energieverschwendung? Hier die Antwort plus Tipps zum richtigen Lüften.
Richtiges Lüften ist gar nicht so einfach: Wer zu wenig lüftet, riskiert die Bildung von Schimmel. Wer zu ausgiebig lüftet, treibt die Heizkosten in die Höhe. Über viele Fragen rund ums Thema Heizen machen wir uns diesen Winter zum ersten Mal detailliert Gedanken – denn dieses Jahr gilt es noch mehr als bisher, Energie zu sparen. Wir wollten von Expert:innen wissen: Sollen wir beim Lüften im Winter die Heizung ausschalten – oder lieber anlassen?
Heizung an oder aus beim Lüften?
Die eindeutige und einhellige Antwort der Energieberater:innen lautet: Mach die Heizung aus, wenn du lüftest – und zwar vollständig. Dabei macht es keinen Unterschied, ob du stoßlüftest oder querlüftest. Die Heizung nur ein bisschen runterzudrehen, macht keinen Sinn. Nach dem Lüften wird das Fenster wieder geschlossen und die Heizung kann wieder aufgedreht werden.
Den Hintergrund erklärt uns Bettina Hess von den Stadtwerken München: „Wenn man lüftet und die Heizung nicht runter dreht, dann versucht diese weiter die eingestellte Temperatur zu erreichen und man heizt nach draußen“.
Denn moderne Thermostate wollen genau die Raumtemperatur, die eingestellt wurde, halten (mehr zur Einstellung der Heizung erfährst du hier). Wenn du lüftest, kühlt sich der Raum ab – und die Heizung springt automatisch an, um den Temperaturunterschied auszugleichen. Bei geöffnetem Fenster heizt du dann bares Geld direkt raus auf die Straße.
Lüften im Schlafzimmer: Doppelt hält besser
Ramona Ballod, Referatsleiterin Energie, Bauen, Nachhaltigkeit bei der Verbraucherzentrale Thüringen, geht noch einen Schritt weiter und empfiehlt für Räume, in denen viele Accessoires sind, die Feuchtigkeit aus der Raumluft speichern können, sogar ein zweimaliges Stoßlüften – direkt hintereinander. Ihr Tipp gilt vor allem fürs Schlafzimmer mit seinen Bettdecken, Kissen und Matratzen, die viel Feuchtigkeit speichern können.
Viele unterschätzen die Menge Wasser, die jede:r von uns im Schlaf abgibt – durch Atmen und Schwitzen: immerhin 400 bis 700 ml Wasser in einer Nacht. Wer zu zweit in einem Zimmer schläft, muss die Summe verdoppeln. Ein Teil des Wassers landet in der Raumluft, ein Teil davon wird von der Bettdecke, Matratze oder Kissen aufgenommen. Um keine Schimmelbildung zu riskieren, muss die Feuchtigkeit reduziert werden – und zwar durch regelmäßiges und gründliches Lüften. So funktioniert die Doppellüftung im Schlafzimmer:
Schlafzimmer lüften: so geht‘s
- In der Früh die Heizung ausdrehen und Stoßlüften, bei kalten Außentemperaturen für ungefähr 5 Minuten. Beim ersten Lüften wird die feuchte Schlafzimmerluft durch trockene Luft ersetzt.
- Dann das Fenster schließen und die Heizung wieder auf die gewünschte Temperatur einstellen.
- Nach ungefähr 20 Minuten macht ein zweites Stoßlüften Sinn (auch hier gilt: Heizung für etwa 5 Minuten ausschalten): Die Luft ist durchs Lüften trocken – und wieder bereit, die Restfeuchtigkeit aus Bettdecken, Kissen etc. aufzunehmen. „Die Luft ist durch die Feuchtigkeit aus den Bettwaren wieder feucht, auch diese Feuchtigkeit sollte durchs geöffnete Fenster nach draußen gelüftet werden“, rät die Energieberaterin der Verbraucherzentrale.
Warum lüften wir überhaupt?
Ganz einfach: Alte, verbrauchte und feuchte Luft soll raus, frische und trockene Luft soll rein. Aus drei guten Gründen:
- Eine vierköpfige Familie gibt ungefähr 10 bis 12 Liter Wasser am Tag an die Umgebung ab – durchs Atmen, Kochen, Duschen, Waschen usw.. Wird diese Feuchtigkeit nicht regelmäßig durch Lüften nach draußen geleitet, kann sich schnell Schimmel bilden.
- Wir brauchen frische Luft, also Sauerstoff, um unser Herz-Kreislauf-System in Schwung zu bringen.
- Und ganz nebenbei wird durch Frischluft die Ansteckungsgefahr durch Viren erheblich reduziert.
Wie lange sollten wir im Winter lüften?
Die Pauschalantwort lautet: Je größer der Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen ist, desto schneller hat sich die Luft ausgetauscht und desto schneller kann das Fenster wieder geschlossen werden. Trockene, kalte Winterluft kann viel Feuchtigkeit aufnehmen und so die Feuchtigkeit in der Wohnung schnell reduzieren.
Ungefähre Richtwerte, wie lange du pro Lüftungsvorgang lüften solltest:
- An richtig kalten Herbst- und Wintertagen: ca. 5 Minuten
- An mäßig kalten Herbst- und Wintertagen: ca. 10 Minuten
Wie oft sollten wir im Winter lüften?
Experten empfehlen, drei bis vier Mal tägliches Stoßlüften (weit geöffnetes Fenster) oder Querlüften (zwei gegenüberliegende Fenster sind weit geöffnet).
So lüftest du in der Heizperiode richtig
- Lüften solltest du immer gründlich. Das heißt: Nicht die Fenster dauerhaft kippen, sondern kurz stoß- oder querlüften. So kannst du den Energieverbrauch erheblich reduzieren.
- Feuchte Luft nach dem Duschen, Baden oder Kochen solltest du schnell austauschen.
- Auch das Schlafzimmer direkt nach dem Aufstehen lüften, am besten zwei Mal im Abstand von 20 Minuten.
- Bei unterschiedlich stark beheizten Räumen in der Wohnung solltest du die Türen schließen.
- Optimal ist eine relative Luftfeuchte zwischen 40 und 60 Prozent. Die Luftfeuchtigkeit kannst du leicht mit einem Hygrometer kontrollieren, das es für wenige Euro im Baumarkt zu kaufen gibt.
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