Die Gelenke knacken zu lassen, ist für manche entspannend – und für andere äußerst unangenehm. Ob es ungesund ist und wodurch es eigentlich zum Knackgeräusch kommt, erfährst du hier.
Viele Menschen mögen es, ihre Gelenke knacken zu lassen – vor allem in den Fingern: Indem wir an den Fingern ziehen oder die Gelenke überdehnen, knackt es. Wodurch es zu diesem Geräusch kommt und ob das Knacken ungesund ist oder nicht, ist seit langer Zeit umstritten. Wir klären dich über den aktuellen Forschungsstand auf.
Gelenke knacken lassen: Wahrscheinlich nicht ungesund
Ist es wirklich so schlimm, die Gelenke knacken zu lassen? Sie könnten dabei ausleiern, es könnten sogar Rheuma und Arthritis entstehen, hört man immer wieder.
Bisher ist die Wissenschaft sich nicht ganz einig, was genau passiert, wenn die Gelenke knacken. Es herrscht jedoch größtenteils Konsens darüber, dass es nicht ungesund ist, sie knacken zu lassen. Darüber berichten unter anderem der Spiegel und die Apotheken Umschau, die sich auf den Mediziner Donald L. Unger berufen:
- Der Facharzt für Allergien untersuchte das Fingerknacken in einem Selbstversuch über einen Zeitraum von 50 Jahren. Dabei ließ er jeden Tag mindestens zweimal die Finger seiner linken Hand knacken, während er die der rechten Hand in Ruhe ließ.
- Nach 50 Jahren ließ er beide Hände röntgen. Das Ergebnis: Die Gelenke beider Hände waren völlig gesund. Es gab weder Anzeichen für Arthritis noch für Arthrose.
- Seine Ergebnisse publizierte er 2004 in der Fachzeitschrift “Arthritis & Rheumatism“.
Eine aktuellere Studie von 2011 mit 215 Probanden deckt das Ergebnis: Demnach erhöht regelmäßiges Fingerknacken nicht das Risiko für Osteoarthritis. Die Gelenke würden dadurch nicht verschleißen.
Zu einem etwas anderen Ergebnis kam eine Studie von 1990: Von den 300 Probanden knackten 74 regelmäßig mit den Fingern. Deren Hände waren tendenziell etwas geschwollener und hatten einen schwächeren Griff. Allerdings stellten die Forscher auch fest, dass die Fingerknacker tendenziell mehr rauchten und Alkohol tranken sowie körperliche Arbeit verrichten. Inwiefern dies die Ergebnisse beeinflusste, ist nicht klar. Trotzdem empfahlen die Wissenschaftler abschließend, besser nicht regelmäßig die Gelenke zu knacken, da dies die Funktionalität der Hände einschränken könnte.
Zusammenfassung: Die Gelenke knacken zu lassen führt höchstwahrscheinlich nicht zu Arthritis, Arthrose, Rheuma oder anderen größeren Beschwerden. Dass es keinerlei ungesunde Auswirkungen auf die Gelenke und Finger hat, ist derzeit jedoch nicht ganz auszuschließen.
Was passiert, wenn die Gelenke knacken?
Nicht nur die gesundheitlichen Auswirkungen des Fingerknackens sind noch nicht gänzlich erforscht. Die Wissenschaft ist sich auch bis heute nicht ganz einig, was überhaupt passiert, wenn die Gelenke knacken und wie es zum Knackgeräusch kommt. Es gibt aber eine plausible Theorie, die von mehreren Forschungsgruppen gedeckt wird:
- Wenn wir an den Knochen ziehen und so die Gelenke knacken lassen, vergrößert sich der Spalt zwischen den betroffenen Gelenken. In diesem vergrößerten Spalt entsteht plötzlich eine Blase und es knackt. Lassen wir das Gelenk wieder los, bildet sich die Blase ohne Geräusch zurück.
- Über diese Beobachtung berichtete ein Forscherteam um Gregory Kawchuck 2015 im Fachjournal “Plos One“. Die Forschenden untersuchten mittels MRT, was genau im Gelenk beim Knacken passiert.
- Wie es im Einzelnen zu der Blasenbildung kommt, erklärt der Orthopäde Dr. Christian Massing der Apotheken-Umschau: Demnach liegen die Gelenke in einer Flüssigkeit, in der CO₂ in gelöster Form vorkommt. Lassen wir die Gelenke knacken, geht das CO₂ in Gasform über und bildet Blasen, die sich in den vergrößerten Spalt schieben.
- Allerdings erklärt Dr. Massing, dass das Knackgeräusch beim Zerplatzen der Blasen entsteht. Kawchuck hingegen nimmt an, dass das Geräusch beim Bilden der Blasen entstünde – und die Blase sich schließlich ohne Geräusch zurückbildete.
Ganz geklärt ist bis heute also nicht, was genau beim Knacken der Gelenke passiert und wie es zu dem Geräusch kommt. Wir wissen aber, dass Gasbläschen in den vergrößerten Gelenkspalten für das Knacken verantwortlich sind.
Überarbeitet von Philipp Multhaupt
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