In den Niederlanden ist man bekanntlich weiter, was den Radverkehr angeht – und weiß auch, wie man Fahrradunfällen vorbeugt: Mit dem sogenannten „holländischen Griff“ kannst du im Straßenverkehr Leben retten.
Wer in Deutschland mit dem Fahrrad fährt, muss gut aufpassen. Oft sind Radwege nicht gut ausgebaut – nicht umsonst bezeichnete der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) unser Radverkehrsnetz schon vor Jahren als „einen unzumutbaren Flickenteppich aus zusammenhanglosen, zu schmalen, unverständlichen und schlecht gemachten Radweg-Lösungen.“
Schlecht gekennzeichnete oder abgesicherte Radwege können nervig sind, doch die mangelhafte Infrastruktur kann auch fatale Folgen haben. Denn wenn sich Fahrräder und Autos die Straße teilen müssen, sind Radler:innen gefährdet. 2023 starben laut dem Statistischen Bundesamt fast 450 Radfahrer:innen – damit war mehr als jede:r siebte Verkehrstote auf dem Fahrrad unterwegs.
Vielen Fahrradunfällen könnten Autofahrende schon durch ein bisschen Umsicht vorbeugen – etwa sogenannten „Dooring“-Unfällen. Hier hilft der „holländische Griff“ oder „Dutch Reach“.
So funktioniert der „holländische Griff“
Autofahrer:innen aufgepasst: Mit diesem Trick könnt ihr Leben retten. Einfach beim Aussteigen die Fahrertür mit der rechten Hand öffnen – und die Beifahrertür mit der linken Hand. Auf diese Weise dreht sich der Oberkörper automatisch ein Stück in Richtung Straße – und man vergisst nicht so leicht, vorm Aussteigen einen Blick über die Schulter zu werfen.
So kann man Fahrräder, die sich dem Auto von hinten nähern, rechtzeitig sehen und die Tür geschlossen halten, bis diese vorbei gefahren sind. Das kann schwerwiegende Unfälle verhindern.
„Dooring“-Unfälle gibt es auch in Deutschland
Der Trick mit dem holländischen Griff dient also dazu, „Dooring“-Unfälle zu verhindern. Denn wenn man die Autotür im falschen Moment öffnet, können vorbeifahrende Fahrradfahrer:innen oft nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Stattdessen prallen sie gegen die Tür. Die Kante von Autotüren befindet sich dazu oft auf Kopfhöhe – das kann zu schlimmen Verletzungen führen.
In Deutschland macht Dooring schätzungsweise nur etwa sieben Prozent der Fahrradunfälle aus, wie die Unfallforschung der Versicherer 2017 errechnete. Doch ein verhältnismäßig hoher Anteil dieser Unfälle, nämlich etwa jeder fünfte, endet mit schweren Verletzungen für die Radfahrenden.
Mehrere Länder setzen schon auf den „Dutch Reach“
Der holländische Griff wird in den Niederlanden in vielen Fahrschulen unterrichtet – etwa seit den 1970er Jahren. „Wir schätzen, dass etwa die Hälfte aller Fahrlehrer in den Niederlanden diese Methode unterrichtet,“ so Martijn van Es von Fietsersbond, einem holländischen Interessenverband für Fahrradfahrer, 2019 gegenüber Zeit Online.
Auch in Deutschland werben in einigen Bundesländern die Polizei oder die Landesregierung dafür, sich den Dutch Reach anzueignen.
In Großbritannien hat man den Griff als Empfehlung in die Straßenverkehrsordnung, den Highway Code, aufgenommen. Darüber hinaus empfehlen inzwischen mehrere US- und australische Bundesstaaten den Griff. Auf EU-Ebene wird diskutiert, den holländischen Griff verbindlich in die Führerscheinprüfungen zu integrieren.
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