Das Smartphone, die Fitnessuhr oder die Fahrradlampe sind geladen – und das Ladekabel lassen wir gerne einfach in der Steckdose stecken. Wir haben nachgeforscht, ob das eine gute Idee ist – und was uns unsere Bequemlichkeit kostet.
Handy, Tablet, Powerbank, Fahrradlicht: Viele Geräte müssen regelmäßig – gefühlt permanent – geladen werden. Deshalb lassen wir aus Bequemlichkeit oder Vergesslichkeit das Ladekabel nach dem Aufladen einfach in der Steckdose stecken. Brauchen wir ja heute Abend sowieso wieder! Und so müssen wir das Ladegerät nicht ständig suchen.
Aber ist das in Zeiten, in denen wir wegen der Klimakrise und der hohen Stromrechnung so viel Strom wie nur möglich sparen möchten, wirklich eine gute Idee? Zieht das Ladegerät auch Strom, wenn kein Gerät angeschlossen ist?
Ladekabel in der Steckdose lassen: aus zwei Gründen keine gute Idee
Die Antwort lautet ganz eindeutig: Ja. Wenn das Ladegerät in der Steckdose steckt, fließt weiterhin Strom – auch wenn kein Gerät angeschlossen ist. Im Inneren von Ladegerät oder Netzteil entsteht ein kleiner Stromkreis, und der verbrauchte Strom.
Allerdings kann der Stromverbrauch bei eingesteckten Ladegeräten unterschiedlich ausfallen, gibt Martin Brandis, Referent Energieberatung bei der Verbraucherzentrale, zu bedenken. Netzteile, die seit 1. April 2020 in den Verkehr gebracht wurden, dürfen laut EU-Ökodesign-Verordnung 2019/1782 ohne Last nicht mehr als 0,10 Watt Leistung aufnehmen. „Ein Netzteil, das diesen Grenzwert einhält, verbraucht bei einem Jahr ununterbrochener Nulllast 0,876 Kilowattstunden Strom, mit Stromkosten unter 50 Cent“, rechnet Martin Brandis vor.
Allerdings gilt diese Regel nur für neue Netzteile aus der EU. Ältere Netzteile, Trafos oder Ladegeräte und auch Geräte aus Nicht-EU-Ländern können zu deutlich höheren Verlusten führen.
Eine Faustregel, die weiter hilft: Wenn sich ein Netzteil in der Hand warm anfühlt, bedeutet das, dass auch Strom fließt. Diese Geräte auf jeden Fall ausstecken oder austauschen.
Ladekabel raus: auch Kleinvieh macht Mist
Wer ein neues Gerät hat, mag sich denken: Peanuts. Aber die Zahl, die sich erstmal nach wenig anhört, wird bedeutend, wenn man bedenkt, dass es sich meist um eine ganze Menge an Ladekabeln und Netzteilen handelt, die in unseren Wohnungen an der Steckdose hängen. „Würden alle Handybesitzer:innen nach dem Aufladen des Handys das Ladekabel aus der Steckdose ziehen, könnten wir allein in Deutschland jährlich bis zu 82.450 Tonnen CO2 einsparen“, rechnet das Energieunternehmen Vattenfall vor.
Das Problem betrifft übrigens nicht nur Ladegeräte, sondern alle Geräte mit Netzteil, die im Standby-Modus Strom fressen und Kosten verursachen. Zieh deshalb das Ladekabel immer ab, sobald kein Gerät mehr angeschlossen ist oder verwende eine Steckdosenleiste mit Kippschalter.
Ladekabel ziehen = Brandschutz
Der Stromverbrauch ist ein Grund, Ladekabel immer aus der Steckdose zu entfernen. Ein zweiter ist die Brandgefahr. Hochwertige Geräte sind so konstruiert, dass sie bei Nichtnutzung nicht überhitzen. Gefährlich sind und bleiben jedoch die Netzstecker von Billiganbietern und defekte Geräte.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?
- Raspberry Pi 400: 100-Euro-PC erleichtert Digitalzugang
- Fairphone 5 enthüllt: Noch nachhaltiger, noch schneller?
- Konfliktrohstoffe im Smartphone: Was die Handyproduktion so problematisch macht
- eID-Karte: Was ist das eigentlich?
- Mausarm: Diese Übungen und Maßnahmen helfen
- 12 Smartphone-Tricks, die du dir merken solltest
- Unterschätzter Klimakiller: Wie du deinen digitalen Fußabdruck verkleinern kannst
- Handy ausschalten: 5 gute Gründe, das Smartphone regelmäßig auszumachen
- Ladekabel in der Steckdose lassen? Warum du es nicht tun solltest