Vielleicht bist du auch schon mal über den Begriff "heteroflexibel" gestolpert und hast dich gefragt, was es damit auf sich hat. Wir erklären dir, was der Begriff bedeutet und was du dazu wissen solltest.
Menschen, die heterosexuell sind, fühlen sich zum anderen Geschlecht hingezogen. Heterosexuelle Männer fühlen sich also zu Frauen hingezogen und umgekehrt. Natürlich gibt es aber auch noch andere sexuelle Orientierungen, etwa Homo- oder Bisexualität. Doch wenn es um sexuelle Orientierung geht, ist nicht immer alles eindeutig kategorisierbar: Manchmal lassen sich Gefühl, Sehnsüchte und Wünsche nicht exakt einordnen. Und genau in dieses Spektrum fallen Personen, die heteroflexibel sind.
Heteroflexibel: Das hat es damit auf sich
Als heteroflexibel gelten Menschen, die sich als hauptsächlich heterosexuell bezeichnen, aber eine gewisse Anziehung zum gleichen Geschlecht verspüren. Diese Anziehung kann auch gering ausgeprägt sein oder sich nur in bestimmten Situationen äußern. Heteroflexibilität umfasst ein großes Spektrum und kann auch Neugierde oder Offenheit gegenüber Erfahrungen mit dem gleichen Geschlecht bedeuten. Als heteroflexibel können sich Person bezeichnen, wenn sie bereits homosexuelle Erfahrungen gemacht haben, aber auch dann, wenn das nicht der Fall ist.
Laut einer Umfrage einer psychologischen Partnervermittlung in Deutschland fühlen sich etwa jede dritte Frau und jeder sechste Mann heteroflexibel – also nicht gerade wenige. Vor allem jüngere Menschen definieren sich häufiger als heteroflexibel und gehen offener mit ihrer Sexualität um. Und laut einer amerikanischen Studie aus dem Jahr 2020 könnte es mehr Menschen geben, die heteroflexibel sind, als Schwule, Lesben und Bisexuelle zusammen. Die Studie kam zu dem Schluss, dass Heteroflexibilität ebenfalls als grundlegende Einstufung sexueller Orientierung betrachtet werden sollte.
Übrigens gibt es auch Homoflexibelität. In so einem Fall fühlen sich Personen, die eigentlich schwul oder lesbisch sind, bis zu einem gewissen Grad vom anderen Geschlecht angezogen.
Ist heteroflexibel das gleiche wie bisexuell?
Gerade in den letzten Jahren wurde der Begriff „heteroflexibel“ immer häufiger verwendet, um eine sexuelle Neigung zu bezeichnen. Aber es gibt auch Kritik: Heteroflexibilität könnte die sexuelle Orientierung von Bisexuellen – also Personen, die sich sowohl zu Männern als auch Frauen hingezogen fühlen – untergraben.
Es gibt auch die Vermutung, dass sich manche Menschen als heteroflexibel bezeichnen, weil sie noch nicht bereit sind, sich als bisexuell zu outen oder sich eine solche Neigung nicht eingestehen können. Auch der Unterschied zu Personen, die bi-curious sind, also neugierig auf Erfahrungen mit dem gleichen Geschlecht, ist nicht wirklich definiert.
Zudem ist nicht ganz klar, ob Heteroflexible zum LGBTQ+-Spektrum zählen. Manche fühlen sich dem zugehörig, manche nicht. Inzwischen gibt es aber auch für heteroflexible Menschen eine Pride Flag. Die bekannteste Flagge der queeren Bewegung ist die Regenbogenflagge. Sie wird durch die Progress-Pride-Flagge ergänzt, die queeren People of Color und trans Menschen mehr Sichtbarkeit geben soll.
Wie bereits zu Anfang erwähnt, lässt sich eine sexuelle Orientierung nicht immer klar definieren und die Grenzen sind fließend. Fest steht aber: Jeder Mensch ist anders – und das ist gut so und sollte auch akzeptiert werden.
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