Hohes Fehlerpotenzial: Was du bei deiner Heizkostenabrechnung prüfen solltest

Das Thermostat einer Heizung steht auf Stufe drei
Foto: Hendrik Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Viele Haushalte bekommen jetzt im Herbst ihre Nebenkostenabrechnung für 2024. Wer dabei über hohe Nachzahlungen staunt, sollte die Abrechnung genau prüfen.

Die jährliche Heizkostenabrechnung erhalten Mieter:innen häufig zwischen Oktober und Dezember. Nach Einschätzung von Verbraucherschützer:innen ist das Fehlerpotenzial bei den Abrechnungen hoch. Aber worauf können Mieter:innen achten? Und wie gehst du vor, wenn du Fehler vermutest?

Heizkostenabrechnung: Typische Fehlerquellen

Zu den Ansatzpunkten für eine erste Eigenprüfung einer Heizkostenabrechnung zählen den Verbraucherzentralen zufolge unter anderem: 

  • Abweichungen: Leg dir die Abrechnungen der vergangenen Jahre zurecht: Hat sich der Verbrauch im Vergleich zu den vergangenen Jahren merklich geändert? Es lohnt sich auch zu prüfen, ob die Wohnfläche des Hauses in den Angaben gleich geblieben ist, so eine Empfehlung der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online.
  • Abrechnungszeiten und Fristen: Nach Ende der Abrechnungsperiode haben Vermieter:innen grundsätzlich 12 Monate Zeit, um die Heizkosten abzurechnen. Mieter:innen sollten prüfen, ob der Abrechnungszeitraum korrekt ausgewiesen ist. In der Regel umfasst er 12 Monate und schließt lückenlos an die Vorjahresabrechnung an.
  • Verteilung: Ein Blick auf die Verteilung der Kosten kann Hinweise auf eine fehlerhafte Abrechnung geben. Nach Heizkostenverordnung muss ein verbrauchsabhängiger Anteil von mindestens 50 Prozent und höchstens 70 Prozent abgerechnet werden. Die restlichen Kosten werden nach einem festen Verteilerschlüssel, meist der Wohnfläche, umgelegt. Prüfe, ob der verwendete Verteilerschlüssel korrekt angewendet wurde und ob dein individueller Verbrauchs- und Flächenanteil plausibel erscheint. Der Verteilerschlüssel kann im Mietvertrag, in der Hausordnung oder direkt in der Abrechnung ausgewiesen sein.
  • Typische Fehlerquellen: Nicht zuletzt solltest du typische Fehlerquellen genau prüfen. Wurden nur zulässige Positionen ausgewiesen? Bei Heizöl oder Flüssiggas ist darüber hinaus wichtig, dass Anfangs- und Endbestand sowie Einkaufsmengen und -preise korrekt angesetzt und rechnerisch plausibel bewertet wurden. Kontrolliere außerdem die aufgeführten Brennstoffkosten, den Betriebsstrom und die Heiznebenkosten. Die Verbraucherzentralen raten, sich diese Belege idealerweise zeigen zu lassen.

Auf die richtige Aufteilung des CO2-Preises achten

Wenn das Haus mit Gas oder Öl beheizt wird, kann es sich lohnen, die Heizkostenabrechnung genau zu prüfen. Denn seit Januar 2023 müssen sich Vermieter:innen und Mieter:innen den CO2-Preis, der auf fossile Brennstoffe erhoben wird, nach genau definierten Regeln aufteilen.

Er lag im Jahr 2024 bei 45 Euro pro Tonne CO2. Die Kosten hierfür werden zwischen Vermieter:in und Mieter:in nach einem festgelegten Stufenmodell aufgeteilt. Je höher der CO2-Ausstoß eines Gebäudes, desto mehr müssen die Vermieter:innen zahlen. Das Bundeswirtschaftsministerium stellt einen Online-Rechner zur Verfügung.

Hohe Heizkosten 2024 können zu Nachzahlungen führen

Mietervereine melden wegen Nachforderungen von Heizkosten noch immer einen hohen Beratungsbedarf. Der Leiter der Rechtsabteilung des Hamburger Vereins, Stefan Schmalfeldt, sagte: „Viele Mieter sind erstaunt, dass sie deutlich mehr zahlen müssen.“

Die Mietervereine erklären die vielen Anfragen mit dem Auslaufen der Energiepreisbremsen auf Gas, Fernwärme und Strom zum Jahreswechsel 2023/24. Ende März vergangenen Jahres endete zudem die zeitweilige Mehrwertsteuersenkung auf Gas und Fernwärme von 19 auf sieben Prozent. 

Heizkosten haben nach Mitteilung des Essener Immobiliendienstleisters Ista, der nach eigenen Angaben 1,5 Millionen Abrechnungen ausgewertet hat, vergangenes Jahr ein Allzeithoch erreicht. 

Im Fall einer 70-Quadratmeter-Musterwohnung lagen die Kosten von Fernwärme mit durchschnittlich 1.140 Euro rund ein Viertel höher als 2023. Beim Gas stiegen die Kosten demnach um fünf Prozent auf 909 Euro.

Was tun bei Fehlern in der Heizkostenabrechnung?

Und was können Mieter:innen nun tun, wenn ihnen Fehler auffallen? Jedenfalls müssen sie die Abrechnung nicht einfach akzeptieren. Laut den Verbraucherzentralen haben sie das Recht, Rechnungen und Belege, auf denen ihre Abrechnung basiert, einzusehen und zu überprüfen. Enthält die Abrechnung Fehler, solltest du Widerspruch einlegen. Für Einwendungen gilt eine Frist von 12 Monaten ab Zugang der Abrechnung.

Eine Nachzahlung verlangen Vermieter:innen häufig innerhalb eines Monats. Die Überweisung kann – trotz Widerspruch – erfolgen. Die Verbraucherzentralen empfehlen im Überweisungszweck dann ein „Unter Vorbehalt der Rückforderung“ zu ergänzen.

Da eine Detailprüfung von Heizkostenabrechnungen häufig komplex ist und juristisches Fachwissen voraussetzt, ist es ratsam, sich bei Zweifeln an eine unabhängige Beratungsstelle zu wenden, etwa die Verbraucherzentrale oder einen Mieterverein vor Ort.

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