Ist ein Speicher für dein Balkonkraftwerk sinnvoll? So rechnest du es aus

Zwei Solarpaneele sind an ein Balkongeländer montiert, umgeben von grünen und herbstlich gefärbten Pflanzen.
CC0 Public Domain / Pexels – Kindel Media

Balkonkraftwerk-Speicher sorgen dafür, dass du mehr von deinem Solarstrom selbst verwenden kannst. Sie sind aber verhältnismäßig teuer. Ob sie sich dennoch für dich persönlich lohnen, kannst du einfach ausrechnen.

Balkonkraftwerke haben seit der russischen Angriffskriegs auf die Ukraine die Energiepreise erhöht hat einen Boom hingelegt. Während es 2022 nur wenige tausend Anlagen in Deutschland gab, wurde dieses Jahr die 1-Million-Grenze überschritten.

Die hohe Nachfrage hat den Innovationsgeist von Unternehmen und Bastler:innen stimuliert und schnell kamen erste Stromspeicher für die Mini-Solaranlagen auf den Markt. Denn ungenutzter Balkonkraftwerk-Solarstrom fließt ins öffentliche Netz und der Haushalt bekommt dafür nichts. Ein Speicher sammelt hingegen den Überschuss ein und bewahrt ihn für den Abend und die Nacht auf.

Mittlerweile gibt es viele Modelle mit unterschiedlichen Kapazitäten, die intelligent den Haushalt versorgen. Bekannte Hersteller sind unter anderem Anker, Zendure, EcoFlow und die deutschen Unternehmen Solakon und Maxxisun.

Die Preise für Batteriespeicher sind in den vergangenen Jahren gesunken. Allerdings sind die Speicher immer noch kostspielig und daher keine sichere Investition. Aktuell musst du mit etwa 300 bis 500 Euro pro Kilowattstunde rechnen. In der Regel benötigst du mindestens zwei Kilowattstunden Speicherkapazität. Damit übersteigen die Kosten meist den Anschaffungspreis des Balkonkraftwerks.

Damit du am Ende nicht mit einem Minus dastehst – schließlich soll ein Speicher ja langfristig mehr einsparen als kosten – muss die Größe, die Stromproduktion und der Preis im Einklang sein. Wir zeigen dir im Folgenden, wie du das richtige Verhältnis herausbekommst und worauf du achten musst.

Schritt 1: Stromverbrauch pro Tag

Als erstes musst du herausfinden, wie hoch dein Stromverbrauch pro Tag ist. Das ist einfach, da du dazu nur die letzte Jahresabrechnung deines Stromanbieters zur Hand nehmen musst. Dort steht dein Jahresverbrauch, den du durch 365 teilst.

Ansonsten kannst du dich auch an folgenden Durchschnittswerten orientieren, die das Statistische Bundesamt für das Jahr 2021 erhoben hat:

  • 1-Person-Haushalt: 1.750 kWh / Jahr ≈ 4,8 kWh / Tag
  • 2-Personen-Haushalt: 2.943 kWh / Jahr ≈ 8 kWh / Tag
  • 3-Personen-Haushalt und mehr: 4.744 kWh / Jahr ≈ 13 kWh / Tag

Wichtig: Bei den Zahlen handelt es sich um Durchschnittswerte. Im Winter wirst du voraussichtlich mehr Strom am Tag etwa für Licht benötigen, im Sommer dafür weniger. Dennoch bieten sie eine gute Orientierung für alle weiteren Schritte.  

Ein Balkendiamgramm zeigt den durchschnittlichen Stromverbrauch in deutschen Haushalten.
Das Statistische Bundesamt ermittelt regelmäßig den durchschnittlichen Stromverbrauch deutscher Haushalte. Die aktuellsten Daten stammen aus dem Jahr 2021. (Grafik: Basti Barsch – Utopia)

Schritt 2: Größe des Akkus ermitteln

Als nächstes bestimmst du die Größe deines Akkus. Dabei kommt es darauf an, was du mit ihm erreichen möchtest. Der gängigste Anwendungsfall ist, den Strom vom Tag für den Abend zu speichern. Dazu müssen wir herausfinden, wie viel Strom du abends eigentlich benötigst. Das kannst du über einen Smart Meter machen, mit dem du eine detaillierte Verbrauchskurve über den Tag erstellen kannst. Wenn du jedoch wie die meisten Haushalte in Deutschland keinen besitzt, kannst du die benötigte Strommenge auch ausrechnen. 

Wichtig: Da der Strombedarf eines Haushalts sich ungleichmäßig über den Tag verteilt, macht es keinen Sinn, mit einem Stundendurchschnitt zu rechnen. Schließlich befinden sich die meisten Bewohnenden mittags nicht zuhause und abends verbrauchen sie besonders viel Strom. Das liegt vor allem an energieintensiven Tätigkeiten wie Kochen, Fernsehen und Waschen.

Stattdessen nutzen wir das Standardlastprofil, was vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) für die Netzbetreiber regelmäßig ermittelt wird. Es gibt an, wie sich der Stromverbrauch in einem durchschnittlichen Haushalt über den Tag verteilt. Demnach fällt 25 bis 30 Prozent des Tagesbedarfs zwischen 17 und 22 Uhr an.

Wenn dein Speicher dich nicht nur durch den Abend, sondern auch noch durch die Nacht bringen soll, dann musst du mit weiteren 20 Prozent rechnen. Nachts benötigen durchgängig laufende Geräte wie Kühlschränke und Router zwar nicht so viel Energie (etwa 100 bis 200 Watt), dafür laufen sie aber viele Stunden, bis die Sonne wieder aufgeht.

Ein Liniendiagramm zeigt den Strombedarf eines Haushalts über einen Werktag verteilt.
Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht werktags am meisten Strom zwischen 17 und 22 Uhr. (Grafik: Basti Barsch – Utopia)

Aus deinem Tagesverbrauch aus Schritt 1 (wir rechnen hier mit 8 kWh weiter) und dem Lastprofil kannst du nun die Größe deines Speichers errechnen. Hier ein Beispiel:

  • Abendstunden: 25 bis 30 Prozent von 8 kWh Tagesverbrauch = 2 bis 2,4 kWh
  • Grundlast (Nacht): 20 Prozent von 8 kWh Tagesverbrauch = 1,6 kWh
  • Summe: 3,6 bis 4 kWh   

Da in Batteriespeichern immer eine Restkapazität bleibt und es Verluste beim Umwandeln des Stroms gibt (Akkus nutzen Gleichstrom, der Haushalt aber Wechselstrom) solltest du etwa 10 Prozent zusätzliche Kapazität einplanen.

Zwischen 4 und 4,4 kWh benötigst du also in unserem Beispiel, wenn du mit deinem Speicher über die Nacht kommen möchtest, bevor die Solarmodule ihn am nächsten Tag wieder aufladen. Wenn du nur die Abendstunden abdecken möchtest, reichen 2,2 bis 2,6 kWh.

Wichtig: Auch wenn große Stromspeicher verführerisch klingen und ein hohes Maß an Unabhängigkeit versprechen, solltest du besser nicht über die errechnete notwendige Größe hinaus gehen. Sonst zahlst du nur viel Geld für ungenutzte Kapazität.

Viele Modelle sind zudem modular erweiterbar. Solltest du feststellen, dass dein Speicher doch nicht ausreicht, kannst du ihn später immer noch erweitern.

Schritt 3: Reicht die Stromproduktion aus?

Du kennst nun die optimale Größe für deinen Stromspeicher. Allerdings muss dein Balkonkraftwerk auch in der Lage sein, ihn an einem Tag zu füllen. Und an der Stelle kann das Vorhaben schnell zum Problem werden. Denn je nach Ausrichtung, Verschattung und Standort gibt es teils gravierende Schwankungen und es kommt nicht immer genügend Strom zusammen. Zudem gibt es im Sommer deutlich mehr Überschuss als im Winter.

Um dennoch eine Orientierung zu haben, gibt es eine gute Faustregel, mit der du arbeiten kannst:

Ein Solarmodul produziert am Tag genug Strom, um eine Kilowattstunde an Speicher zu füllen.

Wenn du also zwei Module verwendest, nutze einen Stromspeicher mit rund 2 kWh (leichte Abweichungen nach oben sind ok).

Betrachten wir unser Rechenbeispiel von oben (4 bis 4,4 kWh für eine Abdeckung über die ganze Nacht), könntest du mit dieser Anlage nicht deinen kompletten Bedarf decken.

Das mag im ersten Moment ärgerlich klingen. Doch du sparst mit dem passenden Setup dennoch Stromkosten und vermeidest den Kauf von ungenutzter Speicherkapazität.

Schritt 4: Was darf der Speicher kosten?

Du weißt nun, wie groß dein Stromspeicher maximal sein sollte. Auch wenn er deinen Bedarf vielleicht nicht zu 100 Prozent deckt, produziert dein Balkonkraftwerk meistens genügend Strom, um ihn zu füllen.

Doch bevor du nun den Erstbesten kaufst, solltest du noch den Preis berücksichtigen. Denn Stromspeicher sind immer noch die teuerste Komponente an einem Balkonkraftwerk-Set und haben noch einen anderen Nachteil: Sie haben eine deutlich geringere Lebenserwartung als die Solarmodule.

Die Hersteller geben in der Regel 10 Jahre Garantie. Das heißt, sie müssen sich in dieser Zeit amortisieren. Tun sie das nicht und der Akku geht direkt nach der Garantiezeit kaputt, bekommst du keinen Ersatz und machst Verlust.

Wie schnell sich ein Speicher rechnet, hängt davon ab, ob du ihn nachträglich kaufst oder im Bundle mit deinem Balkonkraftwerk.

  • Wenn du Balkonkraftwerk und Strompeicher zusammenkaufst, kannst du etwa 80 Prozent deiner Stromerträge selbst nutzen.
  • Wenn du ihn nachträglich anschaffst, musst du mit 40 Prozent rechnen, da das Balkonkraftwerk sich bereits zum Teil amortisiert hat und deswegen in der Rechnung ausgeklammert wird.

Zudem musst du wissen, wie viel Strom deine Anlage im Jahr produziert. Dazu kannst du dir eine Prognose im Stecker-Solar-Simulator der HTW Berlin geben lassen oder du siehst in deiner App nach, wenn du bereits ein Balkonkraftwerk hast.

Nehmen wir an, du produzierst 900 kWh im Jahr und zahlst in deinem Stromtarif 30 Cent pro kWh. Ein Balkonkraftwerk-Bundle mit 2 kWh Speicherkapazität – wie das von Solakon – kostet etwa 1.000 Euro, während du einen reinen 2-kWh-Speicher für etwa 700 Euro bekommst.

Somit hättest du folgende Amortisationszeiten:

  • Bundle: 1.000 Euro / (900 kWh * 0,30 Euro * 0,8) = 4,6 Jahre
  • Einzeln: 700 Euro / (900 kWh * 0,30 Euro *0,4) = 6,5 Jahre

In beiden Fällen würde sich der Speicher also innerhalb der Garantiezeit amortisieren.

Allerdings haben wir in diesen Beispielrechnungen mit guten Stromerträgen eines Süd-Balkonkraftwerks gerechnet. Bei Anlagen mit einer weniger optimalen Ausrichtung können sie deutlich niedriger ausfallen und die Amortisationszeit sich entsprechend verlängern. Wenn du beispielsweise nur die Hälfte an Strom produzierst, würde die der Zeitraum bei etwa 13 Jahren liegen. Das wäre deutlich über der Garantiezeit des Speichers und in dem Fall würden wir dir klar von einem Kauf abraten.

Fazit: So sinnvoll sind Speicher für Balkonkraftwerke

Speicher für Balkonkraftwerke haben an Popularität gewonnen und du kannst zwischen vielen Modellen mit unterschiedlichen Preisen, Ausstattungen und Kapazitäten wählen.

Generell ist eine Anschaffung sinnvoll. Ein Speicher kann im besten Fall den Eigenverbrauch deines Solarstroms verdoppeln, indem er den Stromüberschuss vom Tag für den energieintensiven Abend vorhält. Das senkt deine Stromkosten erheblich.  

Dennoch sind Stromspeicher keine Selbstläufer. Wie unsere Rechnung gezeigt hat, kann die Amortisationszeit über die Garantiezeit hinausgehen. Damit das nicht passiert, darf der Speicher nicht überdimensioniert sein und das Balkonkraftwerk muss über den Tag genügend Strom produzieren.

Daher rechne vor dem Kauf genau nach, ob ein Speicher in deinem Fall Sinn macht. Im Zweifel kaufe erst einmal nur das Balkonkraftwerk, denn das rechnet sich in den meisten Fällen. Später kannst du es immer noch mit einem Akku nachrüsten. Möglicherweise ist dieser in wenigen Jahren sogar günstiger, da die Preise sich aktuell immer noch nach unten entwickeln.

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