In so mancher Badezimmerschublade befinden sich noch alte Schminkutensilien. Doch wie lange hält Kosmetik eigentlich – und sollte man abgelaufene Produkte weiterverwenden?
Manchmal dauert es Jahre, bis man einen Mascara oder einen Lippenstift aufgebraucht hat. Doch sollte man sie auch wirklich so lange verwenden? Expert:innen verraten gegenüber Utopia, wie lange Kosmetikprodukte wirklich haltbar sind, woran man das erkennt, und ob man sich streng an das Mindesthaltbarkeitsdatum halten muss.
Mindesthaltbarkeitsdatum auf Kosmetik: Nicht jedes Produkt ist ausgezeichnet
Einen ersten Hinweis auf die Haltbarkeit liefert die Verpackung von Kosmetikprodukten.
- Ist ein Produkt kürzer als zweieinhalb Jahre haltbar, muss auf der Verpackung ein Mindesthaltbarkeitsdatum stehen – das schreibt die EU-Kosmetik-Verordnung vor. Manchmal steht die Formulierung „Mindestens haltbar bis“ auf der Verpackung, manchmal ist nur ein Sanduhr-Symbol mit Datum zu sehen.
- Sind Produkte länger als 30 Monate haltbar, müssen Hersteller angeben, wie lange man sie nach der Öffnung mindestens verwenden kann (Verwendungsdauer). Hierzu bilden sie meist das Symbol eines offenen Cremetiegels mit einer Zahl ab. Steht in dem Symbol „12M“, bedeutet dies, dass das Produkt nach dem Öffnen mindesten 12 Monate haltbar ist.
- Manche Produkte wie beispielsweise Spraydosen oder Puder tragen auch gar keine Angabe zur Haltbarkeit, erklärt Birgit Huber, stellvertretende Geschäftsführerin und Bereichsleiterin Schönheitspflege beim Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW), gegenüber Utopia. Solche Kosmetik ist der Expertin zufolge praktisch unbegrenzt haltbar.
Sowohl das Mindesthaltbarkeitsdatum als auch die Verwendungsdauer sagen etwas darüber aus, wie lange man Kosmetik mindestens verwenden kann. Doch die Angaben bedeuten nicht, dass die Produkte nach Ablauf automatisch verdorben sind. Kann man abgelaufene Cremes, Wimperntuschen und Co. noch verwenden?
Abgelaufene Kosmetik verwenden: Mediziner rät ab
Birgit Huber vom IKW betont, dass viele Produkte länger halten als der angegebene Zeitraum. Sie rät dazu, erst einmal Konsistenz, Farbe und Geruch der Kosmetik zu prüfen. „Hat sich das Produkt beispielsweise verfärbt oder im Geruch verändert, sollte es entsorgt werden“, so die Expertin.
Dr. Christoph Liebich, ärztlicher Leiter und Inhaber der Hautarztpraxis Dermazent in München, rät gegenüber Utopia jedoch davon ab, abgelaufene Kosmetik zu verwenden. „Wie lange ein Produkt hält, ist individuell“, warnt der Mediziner und verweist auf Gesundheitsrisiken.
Kosmetik könne nach dem Ablaufen nicht nur einen unangenehmen Geruch entwickeln, sondern auch bedenkliche Stoffe. Studien zufolge kann sich beispielsweise in alter Sonnencreme mit UV-Filter Octocrylen mit der Zeit der vermutlich krebserzeugende Stoff Benzophenon bilden.
In anderen Produkten könnten sich Schimmel oder Bakterien vermehren. „Augencreme kann nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums beispielsweise bakteriell verunreinigt sein und Entzündungen im Auge hervorrufen“, warnt der Dermatologe.
Expert:innen sind sich also uneins, ob man abgelaufene Kosmetik noch verwenden sollte. Bestimmte Produkte – zum Beispiel solche mit hohem Wassergehalt, großer Entnahmeöffnung oder Schleimhautkontakt sowie Sonnencreme – scheinen aber bedenklicher zu sein als andere.
Wie Kosmetik länger hält
Wie schnell Kosmetik verdirbt, hängt von ihrer Zusammensetzung ab und davon, wie man die Produkte lagert. Produkte mit hohem Wasseranteil wie Cremes oder Seren halten oft nicht lange, trockene Produkte wie Puder oder solche mit hohem Fettanteil (zum Beispiel Lippenstifte) dagegen schon. Doch die Haltbarkeit kann individuell stark schwanken, beispielsweise Lagerung und Lichteinstrahlung können sie beeinflussen.
IKW-Expertin Huber verweist auf einige Tipps, um die Haltbarkeit von Kosmetika zu erhöhen: Sie rät:
- Produkte kühl, trocken und dunkel aufbewahren
- Packungen sollte man erst dann öffnen, wenn man das Produkt darin verwenden will – und anschließend sorgfältig verschließen.
- Damit Kosmetika nicht verunreinigt werden, sollte man sie nicht verdünnen.
- Cremes nur mit sauberen Händen oder einem Spatel dem Tiegel entnehmen.
- Wer Nachfüllpackungen verwendet, sollte zudem auf Sauberkeit und Hygiene beim Umfüllen achten.
Außerdem rät Huber, Schwämmchen und Pinsel regelmäßig zu reinigen und penibel sauber zu halten. „Denn diese Beauty-Helfer werden in der Regel direkt im Gesicht nahe den Schleimhäuten angewendet“, so die Expertin. „Eine regelmäßige gründliche Reinigung mit Seife, Spülmittel oder einem milden Shampoo ist daher empfehlenswert.“ Bevor die Schminkutensilien wieder verwendet werden, sollten sie zudem vollständig trocken sein.
Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.
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