Frische Luft ist wichtig für ein gesundes Raumklima, doch kann man auch zu viel lüften? Erfahre, warum übermäßiges Fensteröffnen – nicht nur aufgrund der Heizkosten – problematisch ist, und wie du die richtige Balance findest.
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Lüften hat mehrere wichtige Funktionen: Erstens verringert es die Luftfeuchtigkeit in Räumen und verhindert somit Schimmelbildung. Zweitens befördert es Schadstoffe nach draußen, die etwa durch Baustoffe oder Möbel ausgedünstet werden. Drittens sorgt das Öffnen der Fenster für einen niedrigeren CO2-Gehalt und für einen höheren Sauerstoffgehalt in der Luft. Sie wird somit frischer. Es gibt also gute Gründe dafür, wirklich regelmäßig zu lüften. Doch kann man es damit auch übertreiben? Die Antwort ist klar: Ja – aber nicht nur wegen der Heizkosten.
Die Nachteile von zu viel Lüften im Winter und Herbst
Fenster, die zu lange offen sind, bringen in der kalten Jahreszeit vor allem zwei Probleme mit sich.
Hoher Energieverbrauch: Je mehr du lüftest, desto mehr musst du heizen. Wenn du den ganzen Tag die Fenster offen hast, und sei es auch nur in gekippter Haltung, wirkt sich das auf deine Heizkosten aus. Auch für das Klima ist es nicht optimal, wenn du unnötig viel Gas oder Öl verheizt.
Erhöhte Schimmelgefahr: Du hast richtig gelesen! Schimmel droht nicht nur dann, wenn du zu wenig, sondern auch, wenn du zu viel lüftest. Warum, erklärt Hans-Joachim Horn von der Energieberatung Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gegenüber Utopia: „Unnötig langes Lüften kann zum übermäßigen Auskühlen der Oberflächen und Materialien (Wand, Bodenbeläge, Möbel, etc. ) führen. An kühlen Oberflächen kondensiert gerne Luftfeuchtigkeit. Dies bedeutet Schimmelgefahr, beispielsweise bei Zufuhr warmer Luft aus benachbarten Räumen, die ja viel Feuchtigkeit enthalten kann.“
Das Phänomen der kalten Oberflächen trete besonders oft im Bereich gekippter Fenster auf, ergänzt Horn. Denn die umliegenden Wandoberflächen sind dabei sehr lange in Kontakt mit kühler Luft.
Die Nachteile von zu viel Lüften im Sommer und Frühling
Im Sommer gelten andere Regeln. Hier muss niemand hohe Heizkosten befürchten. Die warmen Monate haben aber ihre eigenen Tücken.
Unangenehme Hitze: Gerade im Hochsommer kann durch übermäßiges Lüften viel Hitze in die Räume eindringen, die man nur schwer wieder herausbekommt. Deshalb gilt: An besonders heißen Tagen, frühmorgens und spätabends lüften, aber tagsüber die Fenster möglichst viel geschlossen halten. Es sei denn, dir macht Hitze nicht so viel aus und frische Luft ist dir wichtiger. Dann spricht auch nichts dagegen, auch tagsüber bei Hitze kurz durchzulüften.
Sonderfall Kellerräume: Horn nennt ein weiteres Szenario, bei dem übermäßiges Lüften zu Schimmel führen kann. Es betrifft vor allem nicht beheizte Räume, wie etwa Kellerräume, und zwar in der Übergangszeit von Winter auf Frühling. „Dort ergibt ein Zuviel an frischer warmer Frühlingsluft dann Kondensation an den vom Winter noch kühlen Wänden und Böden“, sagt Horn. Bedeutet: Die Feuchtigkeit an den Wandoberflächen steigt aufgrund des hohen Temperaturunterschieds zur hereingelassenen Luft. Hier solltest du im Spätwinter bzw. zum Frühlingsbeginn also besonders aufmerksam sein, um Schimmel zu vermeiden.
Korrekt lüften: Wie, wie oft und wie lange?
Um nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig zu lüften, solltest du zumindest die folgenden Empfehlungen kennen:
- Stoßlüften statt Dauerlüften: Öffne die Fenster mehrmals täglich für 5-10 Minuten vollständig, anstatt sie dauerhaft gekippt zu lassen.
- Querlüften für maximale Effizienz: Öffne gegenüberliegende Fenster gleichzeitig, um einen effektiven Luftaustausch zu erreichen.
- Lüftungsdauer an Außentemperatur anpassen: Je kälter es draußen ist, desto kürzer sollte die Lüftungsdauer sein. Horn empfiehlt 3 bis 5 Minuten bei sehr kalten und 15 Minuten bei milden Temperaturen. An heißen Tagen lüftet man besser frühmorgens oder spätabends. Generell solltest du etwa zwei- bis viermal täglich lüften.
- Heizung während des Lüftens ausschalten: Drehe die Heizung während des Lüftens ab, um Energieverschwendung zu vermeiden. Mache sie wieder an, sobald du die Fenster geschlossen hast.
- Verwende ein Hygrometer, um die Luftfeuchtigkeit zu überwachen. Der optimale Bereich liegt zwischen 40 und 60 Prozent. Ein günstiges Hygrometer mit hoher Messgenauigkeit ist zum Beispiel das Modell TFA Dostmann Moxx – erhältlich ab ca. 11 Euro Obi, Conrad oder Amazon.
Tipp: Solltest du dir unsicher sein, ob bei dir bereits ein Schimmelproblem entsteht, kann ein Testkit helfen. Solche Kits gibt es online zum Beispiel beim Anbieter Ivario.
Wenn du diese Ratschläge befolgst, solltest du ein gesundes Raumklima herstellen können, ohne übermäßig heizen zu müssen oder Schimmel befürchten zu müssen. Allerdings gibt es immer Ausnahmen, je nach Jahreszeit, Raumart und anderen Faktoren. Weitere Tipps zum korrekten Lüften findest du in unseren Utopia-Ratgebern.
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