In einigen Teilen der Erde begünstigt der Klimawandel die Entstehung riesiger Hohlräume in der Erde. Wenn diese Löcher einstürzen, kann das fatale Folgen haben.
Was sich anhört wie eine Szene aus einem Weltuntergangs-Blockbuster, ist tatsächlich echt: In einigen Teilen der Erde häufen sich Berichte über Gebiete, in denen die Erde über großen Hohlräumen einbricht. Geschieht das über bebautem Raum, kann der Einbruch zu großen Schäden führen und sorgt dafür, dass viele Menschen evakuiert werden müssen.
Die Hohlräume unter der Erde heißen Dolinen und sind ein natürliches Phänomen. Es gibt sie also nicht erst seit dem Klimawandel. Dieser beschleunigt den Prozess laut Expert:innen allerdings erheblich, berichtet die Frankfurter Rundschau.
Was sind Dolinen?
Dolinen sind Hohlformen in der Erde. In der Regel sind sie kreisförmig und haben einen Durchmesser von einigen hundert Metern. Die Hohlräume treten vor allem in Gegenden mit wasserlöslichen Karstböden auf und entstehen auf zwei Arten:
- Wenn Gesteinsschichten abgetragen werden (Lösungsdoline): Das passiert vor allem bei rissigem Kalkstein. Regenwasser kann in den Boden dringen und den Kalkstein abtragen. Je mehr Risse und Spalten das Gestein hat, desto schneller geht das. Wird der Boden gleichmäßig abgetragen, entsteht eine flache Mulde. Das Loch kann aber auch wie ein Trichter aussehen, wenn sich das Gestein in der Mitte stärker löst.
- Wenn Gesteinsschichten über Hohlräumen einstürzen (Einsturzdoline): Wenn unter der Erde Höhlen im Kalkstein entstehen und diese mit der Zeit einstürzen, spricht man von einer Einsturzdoline. Für den Einbruch der Decke kann es mehrere Ursachen geben: Entweder wird die Decke mit der Zeit zu dünn und stürzt dadurch ein oder der Grundwasserspiegel sinkt ab. Letzteres bewirkt, dass die Decke nicht mehr durch den Wasserdruck gestützt wird und dadurch einbricht.
Weltweit werden immer mehr Dolinen (englisch: sinkholes) gemeldet. Betroffene stehen vor dem Nichts, wenn ganze Straßen und Wohngebiete plötzlich in metertiefen Löchern verschwinden. Der Klimawandel begünstigt das Phänomen und ist laut Fachleuten mitverantwortlich dafür, dass die Anzahl der Erdlöcher zum Beispiel in den USA und Asien, aber auch in Europa zunimmt.
Der Klimawandel verschärft das Problem
Der Klimawandel verursacht extreme Wetterphänomene. Diese begünstigen die Entstehung von Dolinen, so der Nachrichtendienst Deutsche Welle:
- Vermehrte Dürren: Durch mehr und längere Dürreperioden sinkt der Grundwasserspiegel in betroffenen Regionen immer weiter ab. Das begünstigt die Entstehung von Einsturzdolinen, weil wassergefüllte Hohlräume unter der Erde dann die Stützkraft des Wassers verlieren. In der Folge wird die Decke instabil.
- Extreme Wetterlagen: Heftige Stürme und Starkregen kommen durch den Klimawandel ebenfalls immer häufiger vor. Passiert das in einem Gebiet, in dem der Erdboden sowieso schon instabil ist, kann das hohe Gewicht des zusätzlichen Wassers die Erde leicht zum Einsturz bringen.
- Luftverschmutzung: In Großstädten bewirkt die hohe Luftverunreinigung, dass das Grundwasser leicht sauer wird. Infolgedessen wird das Gestein im Boden schneller gelöst und abgetragen, was die Entstehung unterirdischer Löcher begünstigt.
- Erhöhte Temperatur: Ein Team von Forschenden fand heraus, dass neben Luftverschmutzung auch erhöhte Temperaturen infolge des Klimawandels zur Vermehrung der Dolinen beitragen.
Wenn Menschen zusätzlich zu diesen Faktoren immer mehr Grundwasser abpumpen, steigt die Gefahr für Sinklöcher weiter.
Welche Gebiete sind betroffen?
Besonders gefährdet sind Gegenden mit wasserlöslichem Grundgestein wie Kalkstein, Dolomit oder Gips. Überall dort, wo solche Böden vorkommen, muss prinzipiell mit der Entstehung von Dolinen gerechnet werden. Wenn noch weitere der genannten Risikofaktoren durch den Klimawandel hinzukommen, verstärkt sich das Risiko für Erdlöcher.
Einige Beispiele für Regionen, in denen laut Frankfurter Rundschau bekannterweise viele Dolinen auftreten:
- Vereinigte Staaten: In den USA bestehen circa 20 Prozent der Fläche aus Karstböden. Besonders betroffen vom Risiko für Erdlöcher sind Florida, Texas, Alabama, Missouri, Kentucky, Tennessee und Pennsylvania. Allein in Missouri gibt es laut Aufzeichnungen über 16.000 Dolinen, wobei noch viele weitere existieren, die nicht gemeldet oder aufgezeichnet wurden.
- Thailand: Thailands Hauptstadt Bangkok meldete im September einen Erdeinsturz mitten auf einer vielbefahrenen Straße.
- Türkei: In der Konya-Ebene wurde ein massiver Anstieg von Sinklöchern verzeichnet. 2024 gab es so viele neue Dolinen wie zuvor in mehreren Jahrzehnten zusammengenommen. Als Ursache wird hier vor allem der sinkende Grundwasserspiegel genannt.
- Sibirien: Durch der Klimawandel bildet sich der Permafrost zurück. Das führt in Sibirien zu Veränderungen der Böden und damit zu einer steigenden Anzahl Dolinen im Boden.
- Großbritannien: Mehrere Medien, darunter die New York Times, berichteten kürzlich über einen großen Krater, der sich in Großbritannien geöffnet hatte. Die Times schreibt jedoch, dass kein Grund zur Sorge bestehe, weil Dolinen in Großbritannien eher klein seien und nur gelegentlich und meist in ländlichen Regionen auftreten.
Die bekannteste Doline ist laut Planet Wissen das „Himmelstor“ in China, das über 660 Meter tief ist.
Gibt es Dolinen auch in Deutschland?
Ja, Dolinen kommen auch in Deutschland vor, denn auch hier gibt es Karstböden. Planet Wissen schreibt, dass vor allem folgende Regionen von regelmäßigen Erdeinstürzen betroffen sind:
- Thüringen
- die Schwäbische Alb
- das Münsterland
Laut einer Expertin gibt es in Deutschland jährlich mehrere hundert solcher Ereignisse. In einigen Bundesländern sind sogar bis zu dreißig Fälle im Jahr dokumentiert. Die entstehenden Löcher sind in Deutschland aber eher klein und richten keinen großen Schaden an.
In Ausnahmefällen kann das jedoch auch anders aussehen: Zwei Fälle größerer Erdsenkungen gab es zum Beispiel 2010 in 2016 in den Städten Schmalkalden und Nordhausen. In beiden Fällen entstanden größere Löcher mit hohem Sachschaden.
Können die Erdlöcher verhindert werden?
Forschende verfügen über Technologie, die es möglich macht, Hohlräume in der Erde zu erkennen. Das funktioniert mit Satellitenfernerkennung und Bodenradar, schreibt die Frankfurter Rundschau. Die betreffenden Gebiete können dann notfalls evakuiert oder weitere Gegenmaßnahmen ergriffen werden, bevor die Erde einstürzt. Aufgespürte Dolinen können zum Beispiel mit Zement gefüllt oder der Boden anders stabilisiert und die Einsturzgefahr so gebannt werden.
Das kann aber nicht die einzige Lösung sein. Auf Dauer muss vor allem der Klimawandel gebremst und die Grundwassernutzung besser reguliert werden. Die Deutsche Welle schreibt, dass in der Landwirtschaft betroffener Gebiete bereits an alternativen Bewässerungssystemen geforscht wird. Das könnte dazu beitragen, dass weniger gefährliche Hohlräume in der Erde entstehen und unter unseren Füßen wegbrechen.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.














