Eine Photovoltaik-Anlage kostet viel Geld, du sparst aber auch Stromkosten und verdienst an der Einspeisevergütung. Doch wie viel bleibt hängen? Wo verstecken sich Kosten? Wir haben nachgerechnet und verraten, wann sich eine Solaranlage wirklich lohnt.
Es gibt viele Gründe, warum sich Menschen eine Solaranlage anschaffen wollen. Manche streben mehr Unabhängigkeit vom Stromversorger an, andere wollen etwas für das Klima tun. Die meisten wollen aber ganz einfach Stromkosten sparen. Doch ob diese Rechnung wirklich aufgeht, hängt von mehreren Faktoren ab:
- Die PV-Anlage: Größe, Ausrichtung, Speicher und Technologie beeinflussen den Preis und die Erträge.
- Die Kosten: Je nach Ausstattung und Größe der PV-Anlage variieren die Anschaffungs-, Betriebs- und Wartungskosten.
- Die Einnahmen: Die Stromerträge und wie viel man selbst verbrauchen kann, entscheiden über die Höhe der Einnahmen.
- Der Betrachtungszeitraum: Solaranlagen rechnen sich erst mit der Zeit. Doch es ist schwierig, langfristige Strompreise und Ersatzteilpreise zu prognostizieren.
Wir erklären, wie diese Faktoren die Bilanz beeinflussen und geben Tipps, was du tun kannst, damit sich deine Solaranlage auch wirklich lohnt.
Die Photovoltaik-Anlage
Wer sich für eine Photovoltaik-Anlage interessiert, besitzt in der Regel auch ein Haus. Ansonsten würde ein Balkonkraftwerk reichen. Doch wie groß sollte eine PV-Anlage sein, um das Haus und seine Bewohnenden zu versorgen?
👉 Hier gibt es eine einfache Faustregel: Bedecke das gesamte Dach, denn das ist am wirtschaftlichsten. Das liegt daran, dass PV-Anlagen mit steigender Größe immer günstiger werden und gleichzeitig mehr Erträge bringen. Dadurch holen sie ihre Investitionskosten schneller wieder rein, auch wenn diese zu Beginn höher ausfallen als bei einer kleineren Anlage.
Wie viel Ertrag bringt eine Solaranlage auf meinem Dach?
Wenn du dich an diese Faustregel hältst, hängt die Leistung deiner Solaranlage und die Höhe der Erträge von der Größe deines Dachs ab. Im Durchschnitt passen etwa 10 Kilowattpeak (kWp) auf ein Einfamilienhaus. Das sind etwa 22 bis 24 Solarmodule. Eine Anlage dieser Größe kann ungefähr 10.000 kWh pro Jahr an Strom produzieren.
👉 Für eine erste Ertragsschätzung für dein Haus kannst du folgende Formel verwenden:
- Auf 2 Quadratmetern erzeugst du etwa 450 Wp (entspricht einem Standard-Modul).
- 1.000 Wp (1 kWp) erzeugen im Jahr etwa 1.000 kWh Strom.
Wenn du zum Beispiel 30 m² Dachfläche besitzt, kannst du 15 Solarmodule installieren. Das entspricht einer Gesamtleistung von 6.750 Wp (6,75 kWp). Somit kämst du auf einen Ertrag von etwa 6.750 kWh jährlich.
Wichtig: Die Produktion schwankt nach Tages- und Jahreszeit. Die größten Erträge erreichst du an sonnigen Juni-Mittagen, an bewölkten Wintertagen musst du auch mit 0 kWh rechnen. Zudem hängt die Strommenge von Dachneigung, Ausrichtung und Verschattung ab. Die höchsten Erträge bringen Solaranlagen auf Dächern Richtung Süden, Südosten und Südwesten mit einer Neigung von 30 bis 40 Grad. Doch auch Anlagen mit einer Ost- oder West-Ausrichtung liefern gute Erträge.
Deinen Strombedarf wirst du aber nicht zu hundert Prozent decken können. Ohne Speicher kannst du meist etwa 20 bis 30 Prozent der erzeugten Energie nutzen, mit Speicher sind es ungefähr 60 bis 80 Prozent. Denn Rest musst du vom Stromanbieter kaufen.
Braucht man einen Stromspeicher?
Dach-Solaranlagen produzieren zu Spitzenzeiten mehr Strom, als ein Haushalt üblicherweise verbrauchen kann. Um den Überschuss später nutzen zu können, gibt es Stromspeicher.
Moderne Batteriespeicher sind modular aufgebaut und in unterschiedliche Größen erhältlich. Da die Akkus die teuerste einzelne Komponente einer PV-Anlage sind, sollten sie nicht überdimensioniert sein. Denn sie dienen in der Regel nur dazu, den Tagesüberschuss für den Abend, die Nacht und den nächsten Morgen zu speichern, bevor die Solarmodule sie am nächsten Tag wieder auffüllen.
👉 Um die richtige Speichergröße für dich herauszufinden, gibt es wieder eine gute Faustformel: Pro Kilowattpeak Modulleistung benötigst du etwa eine Kilowattstunde an Speicherkapazität – bei einer 10-kWp-Anlage also einen 10-kWh-Speicher.
Du brauchst zwar nicht zwingend einen Stromspeicher. Solaranlagen können sich auch ohne lohnen. Doch Speicher können deinen Eigenverbrauch merklich erhöhen, weshalb sie heute meist gleich mit geplant werden.
Die Kosten einer PV-Anlage
Du hast jetzt Anhaltspunkte, wie groß deine Solaranlage sein sollte und ob du einen Speicher dazu nimmst. Jetzt stellt sich die Kostenfrage. Dazu gibt es drei wichtige Positionen:
- Die Investitionskosten
- Die Betriebs- und Wartungskosten
- Die Kosten für den Austausch von Komponenten
Investitionskosten
Photovoltaik-Anlagen waren noch nie so günstig wie jetzt. Das liegt vor allem an drei Faktoren:
- Seit dem 1. Januar 2023 fällt keine Mehrwertsteuer mehr auf Solaranlagen und deren Montage an. Somit sparst du dir 19 Prozent der Kosten.
- Die Preise für Stromspeicher sind stark gesunken. Für 300 bis 500 Euro bekommst du bereits eine Kilowattstunde Speicherkapazität.
- Auch die Preise für Solarmodule sind an einem Tiefpunkt angekommen. Ab etwa 50 Euro gehen die Preise für Standard-Module los.
Die reinen Komponenten kosten also vergleichsweise nicht mehr viel. Wenn du handwerklich fit bist, kannst du dir auch die Montagekosten sparen. Denn jede:r darf eine Solaranlage aufbauen und du bist nicht verpflichtet, einen professionellen Solarteur zu buchen. Lediglich den Anschluss der Anlage darfst du nicht selbst übernehmen, das muss ein Elektrofachbetrieb machen.
Wenn du dich für den Selbstbau entscheidest, bekommst du eine 10-kWp-Anlage mit einem 10-kWh-Speicher bereits ab etwa 5.200 Euro. Für Dachhalterungen, Schrauben und Kabel musst du zusätzlich mindestens 500 bis 1.500 Euro einrechnen – abhängig von den Gegebenheiten bei dir vor Ort. Mit entsprechender Eigenleistung kannst du eine PV-Anlage also im günstigsten Fall für rund 6.000 Euro installieren.
Wenn du eine Solarfirma mit der Planung und dem Bau beauftragst, steigt der Preis. Je nach Unternehmen solltest du dann insgesamt mit etwa 950 bis 2.000 Euro pro Kilowattpeak rechnen, handwerkliche Leistungen eingerechnet. Eine 10-kWp-Anlage inklusive Speicher und Montage würde entsprechend zwischen 9.500 und 20.000 Euro kosten. Dafür kannst du davon ausgehen, dass alles korrekt geplant und angeschlossen ist. Zudem kannst du oft auch Wartungsverträge schließen, damit die PV-Anlage regelmäßig überprüft wird.
👉 Aufgrund der Preisspanne solltest du dir mindestens drei verschiedene Angebote geben lassen und sie vergleichen. Portale wie Aroundhome oder das Solaranlagenportal können hierfür sinnvoll sein. Dort bekommst du unverbindliche Angebote von verschiedenen Installationsbetrieben in deiner Nähe.
Betriebs- und Wartungskosten
Solaranlagen machen wenig Arbeit und verursachen nur geringe Betriebs- und Wartungskosten:
- Wartung und Inspektion: Wir empfehlen, alle ein bis zwei Jahre die Anlage durch einen Fachbetrieb überprüfen zu lassen, damit Schäden und Leistungseinbußen schnell behoben werden. Kostenpunkt: Circa 100 bis 200 Euro pro Jahr.
- Versicherung: Oft können Gebäudeversicherung und Privathaftpflicht schon einige Risiken abdecken. Zudem gibt es eigene PV-Versicherungen. Rechne mit Kosten von etwa 50 bis 150 Euro pro Jahr.
- Reinigung: Meist spült Regen den Dreck einfach ab. Dennoch sollte man Solarmodule regelmäßig reinigen, da hartnäckige Ablagerungen wie Vogelkot die Stromproduktion stören. Das können Fachbetriebe übernehmen. Kosten: Etwa ein bis drei Euro pro Quadratmeter. Du kannst es aber auch selbst erledigen, z.B. mit einer Teleskop-Waschbürste.
- Stromzähler: Ein Smart Meter (seit diesem Jahr für viele Anlagen Pflicht) kostet meist 50 bis gut 100 Euro pro Jahr. Mehr dazu später.
Austausch von Komponenten
Eine Solaranlage besteht im Wesentlichen aus Solarmodulen, einem Wechselrichter und meist einem Speicher. Allerdings halten sie unterschiedlich lang.
Die Solarmodule leben am längsten. Aktuell geben die meisten Hersteller eine Produktgarantie von 25 Jahren und Leistungsgarantie von 30 Jahren. Gängige Wechselrichter leben zwar länger als ihre 12-jährige Garantie verspricht, dass sie jedoch 30 Jahre alt werden, ist höchst unwahrscheinlich. Somit muss der Wechselrichter mindestens einmal im Lebenszyklus der PV-Anlage ausgetauscht werden.
Für den Stromspeicher geben die Hersteller meist 10 Jahre Garantie, ihre Lebenserwartung liegt bei etwa 15 Jahren. Den Speicher musst du also ebenfalls mindestens einmal austauschen.
Wie hoch die Kosten für Speicher und Wechselrichter in Zukunft sein werden, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Wahrscheinlich ist, dass sie günstiger werden. In einem pessimistisches Szenario blieben die Kosten gleich. Ergo würde ein neuer 10-kWh-Speicher wieder 3.000 bis 5.000 Euro kosten, ein Wechselrichter 1.000 bis 2.000 Euro.
👉 Es gibt eine Faustformel, um die durchschnittlichen jährlichen Betriebskosten für deine PV-Anlage abzuschätzen: Jährliche Betriebskosten = Anschaffungskosten der PV-Anlage mal 0,015
Einnahmen und Ersparnisse
Jetzt wissen wir, wie groß deine Solaranlage sein sollte und was sie während ihres Lebens von 30 Jahren inklusive Wartung und Komponententausch in etwa kosten wird. Nun schauen wir uns an, was du mit ihr verdienen kannst. Und zwar durch:
- Den Eigenverbrauch des Stroms
- Die Einspeisung ins öffentliche Netz
Ersparnis durch Eigenverbrauch des Stroms
Nach den Preisspitzen 2022 sind die Strompreise wieder gesunken und Neukund:innen en bekommen Arbeitspreise von rund 28 Cent/kWh für echten Ökostrom. Das bestätigen die Angebote in unserem Ökostrom-Vergleich. Das Bundeswirtschaftsministerium vermutet aber einen Anstieg auf rund 40 Cent/kWh für das Jahr 2040. Pessimistischere Prognosen gehen sogar von Steigerungen auf 50 bis 70 Cent/kWh aus.
Mit einer Solaranlage kannst du dich von dieser Preisentwicklung lösen. Jede Kilowattstunde, die du von deinem eigenen Dach verbrauchst, musst du nicht mehr einkaufen. Bei einem angenommenen Strompreis von 28 Cent/kWh sparst du also für jede selbst genutzte Kilowattstunde genau diesen Betrag. Das ist der mit Abstand größte finanzielle Vorteil einer PV-Anlage.
In diesem Zusammenhang sind zwei Begriffe wichtig: die Eigenverbrauchsquote und der Autarkiegrad.
- Die Eigenverbrauchsquote gibt an, wie viel Prozent deines selbst erzeugten Solarstroms du selbst verbrauchst. Ohne Speicher liegt dieser Wert oft bei 20 bis 30 Prozent. Mit Stromspeicher kannst du ihn auf 60 bis 80 Prozent steigern.
- Der Autarkiegrad beschreibt, wie viel Prozent deines gesamten jährlichen Strombedarfs du durch deine PV-Anlage decken kannst. Mit einer passend dimensionierten Anlage inklusive Speicher kannst du einen Autarkiegrad von 70 Prozent und mehr erreichen. Das bedeutet, du bist zu 70 Prozent unabhängig von Strompreisen.
Eine Beispielrechnung: Ein durchschnittlicher 4-Personen-Haushalt verbraucht etwa 4.000 kWh Strom pro Jahr. Wenn er 70 Prozent durch eine Solaranlage abdeckt, sind das 2.800 kWh. Bei einem Strompreis von 28 Cent/kWh spart das 784 Euro pro Jahr an Stromkosten.
Einnahmen durch Einspeisung ins öffentliche Netz
Deinen selbst produzierten Solarstrom, den du nicht direkt verbrauchst oder im Stromspeicher für später bunkerst, speist du automatisch in das öffentliche Stromnetz ein (Teileinspeisung). Dafür bekommst du eine sogenannte Einspeisevergütung. Diese Vergütung bekommst du für jede eingespeiste Kilowattstunde (kWh), sie ist im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegt.
Aktuell liegt die Einspeisevergütung für neu installierte PV-Anlagen bei 7,94 Cent pro Kilowattstunde (Stand: Juli 2025, Quelle: Bundesnetzagentur). Sie wird zum 1. August etwas sinken. Der jeweils gültige Satz ist für die gesamte Laufzeit von 20 Jahren ab Inbetriebnahme deiner Anlage festgeschrieben. Das gibt dir Planungssicherheit, auch wenn die Höhe der Vergütung im Vergleich zu den Strompreisen, die du für Netzstrom zahlst, deutlich geringer ausfällt.
Du kannst dich auch entschließen, den kompletten Strom einzuspeisen (Volleinspeisung). Dann erhältst du eine höhere Vergütung (aktuell 12,6 statt 7,94 Cent/kWh), darfst von deinem Solarstrom aber nichts selbst verwenden. Ergo musst du teuren Strom einkaufen.
👉 Gerade weil die Einspeisevergütung so viel niedriger ist als der Preis für Netzstrom, liegt der Fokus bei modernen Solaranlagen auf dem Eigenverbrauch. Es ist wirtschaftlicher, den eigenen Strom selbst zu nutzen, als ihn für vergleichsweise wenig Geld ins Netz einzuspeisen. Dennoch sind die Einnahmen aus der Teileinspeisung ein Bonus, der zur Gesamtwirtschaftlichkeit deiner Anlage beiträgt. Jede Kilowattstunde, die du erzeugst, bringt dir entweder eine Ersparnis (durch Eigenverbrauch) oder eine Einnahme (durch Einspeisung).
Aktuelle Einspeisevergütung für Solaranlagen
Einspeisevergütung bei Teileinspeisung*
- Bis 10 KW installierte Leistung: 7,94 Cent/kWh
- Bis 40 KW installierte Leistung: 6,88 Cent/kWh
- Bis 40 KW installierte Leistung: 5,62 Cent/kWh
Einspeisevergütung bei Volleinspeisung*
- Bis 10 KW installierte Leistung: 12,6 Cent/kWh
- Bis 40 KW installierte Leistung: 10,56 Cent/kWh
- Bis 40 KW installierte Leistung: 10,56 Cent/kWh
*bei Inbetriebnahme bis 31. Juli 2025
Quelle: Bundesnetzagentur
Volleinspeisung oder Eigenverbrauch: Was lohnt sich mehr?
Die Frage, ob du deinen Solarstrom komplett ins Netz einspeisen oder so viel wie möglich selbst verbrauchen solltest, ist entscheidend für die Wirtschaftlichkeit deiner PV-Anlage. Lange Zeit war die Volleinspeisung die attraktivere Option, da die Einspeisevergütung relativ hoch war. Doch das hat sich geändert.
👉 Heute ist der Eigenverbrauch in den allermeisten Fällen die deutlich lukrativere Strategie, da die Kosten für Strom aus dem Netz gestiegen und die Einspeisevergütung gesunken ist.
Ein Rechenbeispiel: Nehmen wir an, du produzierst mit deiner 10-kWp-Solaranlage 10.000 kWh im Jahr und brauchst 4.000 kWh. Dein Autarkiegrad liegt bei 70 Prozent (= 2.800 kWh), dann ergeben sich folgende Beträge für die nächsten 20 Jahre:
Teileinspeisung*
Gesparte Stromkosten: 15.680 Euro
Einspeisevergütung: 11.434 Euro
Gewinn / Einsparungen: 27.114 Euro
Volleinspeisung*
Gesparte Stromkosten: 0 Euro
Einspeisevergütung: 25.200 Euro
Gewinn / Einsparungen: 25.200 Euro
*bei Inbetriebnahme bis 31. Juli 2025
Bei einer Teileinspeisung würdest du also 1.914 Euro mehr verdienen als bei einer Volleinspeisung. Es lohnt sich also mehr, so viel wie möglich des eigenen Solarstroms selbst zu verbrauchen.
Änderungen durch das Solarspitzengesetz
Seit dem 25. Februar 2025 gilt das neue Solarspitzengesetz für alle neu in Betrieb genommenen Photovoltaikanlagen. Die Änderungen können auch einen Einfluss auf deine Bilanz haben.
- Smart Meter mit Steuerbox wird Pflicht: Neue PV-Anlagen mit mehr als 7 kWp benötigen nun zwingend ein intelligentes Messsystem, bestehend aus Smart Meter und Steuerbox. Diese Technik erlaubt es dem Netzbetreiber, deine Anlage bei Bedarf herunterzuregeln, wenn zu viel Solarstrom auf einmal ins Netz eingespeist wird. Die neuen Geräte müssen spätestens bis Ende 2026 eingebaut sein, meistens geschieht das aber direkt bei der Installation. Deine laufenden Kosten steigen dadurch. Je nach Anlagengröße zahlst du mindestens 50 bis über 100 Euro pro Jahr.
- 60-Prozent-Regel für die Einspeiseleistung: Solange du noch kein intelligentes Messsystem hast, darf deine neue PV-Anlage nur 60 Prozent ihrer Nennleistung ins öffentliche Netz einspeisen. Das bedeutet: Eine 10-kWp-Anlage darf höchstens 6 kW einspeisen – zumindest auf dem Papier. In der Praxis sind die Verluste geringer, denn PV-Anlagen laufen selten dauerhaft auf Volllast.
- Keine Einspeisevergütung bei negativen Strompreisen: Bei negativen Strompreisen an der Strombörse bekommst du für eingespeisten Solarstrom vorübergehend keine Einspeisevergütung mehr. Allerdings nur, wenn deine Anlage mit einem Smart Meter und Steuerbox ausgerüstet ist (was bei Neuanlagen sowieso Pflicht ist). Die entgangene Vergütung wird aber nicht gestrichen, sondern ans Ende der 20-jährigen Laufzeit angehängt. Du bekommst dein Geld also später.
Wenn du einen Smart Meter mit Steuerbox hast, wird deine PV-Anlage nicht heruntergeregelt und deine Einspeisevergütung bekommst du auch, auch wenn sie teils nach hinten verlagert wird.
Eine reale Auswirkung haben daher nur die jährlichen Gebühren für den Smart Meter und die Steuerbox. Da alle Haushalte bis spätestens Ende 2030 einen Smart Meter bekommen und du die Steuerboxen auch für andere Verbraucher wie Wärmepumpen benötigst, klammern wir sie für die Bilanz aus. Wenn du dir die Messeinrichtung allerdings nur für die PV-Anlage anschaffst, solltest du das auf der Kostenseite berücksichtigen.
Bilanz nach 20 Jahren und Amortisationszeit
Nachdem wir uns die Einnahmen und Kosten einer Solaranlage im Detail angesehen haben, kommen wir zum großen Finale: Wie sieht die Bilanz nach 20 Jahren aus und wann hat sich deine Investition amortisiert? Auch wenn deine Solaranlage über 30 Jahre alt werden kann, wählen wir diesen Zeitpunkt, da dann die Einspeisevergütung ausläuft.
Dazu stellen wir die Ausgaben und Einnahmen einmal gegenüber. Die Ausgaben haben wir gemittelt. Sie können also höher, aber auch niedriger ausfallen.
Ausgaben Gesamt: 24.500 Euro
- Anschaffung und Montage: 15.000 Euro
- Betriebskosten: 4.000 Euro
- Austausch Komponenten: 5.500 Euro
Einnahmen & Einsparung Teileinspeisung Gesamt: 27.114 Euro
- Gesparte Stromkosten: 15.680 Euro
- Einspeisevergütung: 11.434 Euro
Einnahmen & Einsparung Volleinspeisung Gesamt: 25.200 Euro
- Gesparte Stromkosten: 0 Euro
- Einspeisevergütung: 25.200 Euro
Somit erwirtschaftest du in 20 Jahren ein Plus von 2.614 Euro bei einer Teileinspeisung, während du bei einer Volleinspeisung auf 700 Euro kommst.
Das würde bedeuten, dass sich deine Anlage nach 18 bzw. 19,4 Jahren amortisiert. Die Amortisationszeit ist der Zeitraum, nach dem die gesamten Einnahmen und Ersparnisse die Investitions-, Betriebs- und Wartungskosten deiner Solaranlage ausgeglichen haben. Ab diesem Zeitpunkt fängt deine Anlage an, echtes Geld für dich zu verdienen.
Das klingt nicht nach besonders viel, allerdings musst du einige Aspekte berücksichtigen.
- Wir haben die Bilanz nach 20 Jahren gezogen. Deine PV-Anlage kann aber über 30 Jahre laufen. Da sie sich dann schon längst amortisiert hat, verbessert sich deine Bilanz mit jedem Jahr drastisch.
- Die Amortisation hängt von dem Kaufpreis deiner Anlage ab. Durch einen Eigenbau oder einem guten Angebot kannst du hier sparen.
- Wir haben einen niedrigen Strompreis von 28 Cent als Rechenwert genommen. Dieser gilt für Neukund:innen, viele Haushalte zahlen mehr. Zudem wird er vermutlich in den kommenden Jahren steigen. Dadurch amortisiert sich deine Solaranlage schneller.
- Wir haben den Austausch des Wechselrichters und Speichers pessimistisch geschätzt. Wahrscheinlich werden die Komponenten in Zukunft billiger als heute sein.
👉 Es ist daher möglich, auch kürzere Amortisationszeiten von 15 und weniger Jahren zu erreichen. In Kombination mit Batteriespeicher, Wärmepumpe oder E-Auto amortisiert sich die Anlage teils bereits in fünf bis zehn Jahren.
So kannst du die Rentabilität deiner Solaranlage verbessern
Dein größte Hebel, um die Wirtschaftlichkeit deiner Photovoltaik-Anlage zu verbessern, liegt beim Eigenverbrauch. Denn für eingespeisten Strom bekommst du nur eine geringe Vergütung, für gekauften Strom zahlst du deutlich mehr. Dein Ziel sollte es also sein, so viel Solarstrom wie möglich direkt im eigenen Haus zu nutzen. Hier sind die effektivsten Methoden, um deinen Eigenverbrauch zu maximieren:
- Eigenverbrauch im Haushalt steigern: Die einfachste Methode ist, dein Verbrauchsverhalten an die Sonneneinstrahlung anzupassen. Lasse stromhungrige Geräte wie die Waschmaschine, den Trockner oder den Geschirrspüler gezielt zur Mittagszeit laufen, wenn deine Anlage die höchsten Erträge liefert. Viele moderne Haushaltsgeräte haben dafür eine Timer-Funktion, mit der du den Startzeitpunkt einfach planen kannst.
- Eigenverbrauch durch ein E-Auto erhöhen: Ein Elektroauto ist quasi ein Stromspeicher auf Rädern und der perfekte Partner für deine PV-Anlage. Anstatt für teuren Netzstrom an der Ladesäule zu zahlen, lädst du dein Auto tagsüber mit deinem eigenen, kostenlosen Solarstrom. Das steigert deinen Eigenverbrauch enorm und senkt deine Mobilitätskosten drastisch. Mit einer intelligenten Wallbox kannst du den Ladevorgang so steuern, dass nur der überschüssige Solarstrom ins Auto fließt.
- Eigenverbrauch durch eine Wärmepumpe steigern: Eine moderne Wärmepumpe kann man so einstellen, dass sie vor allem dann läuft, wenn die Sonne scheint. Sie kann zum Beispiel den Wärmespeicher für das Trinkwasser gezielt an sonnigen Tagen auf eine höhere Temperatur bringen und diese Energie für später speichern.
- Energiemanagementsystem (EMS) nutzen: Ein Energiemanagementsystem ist das Gehirn deiner gesamten Energieversorgung. Es vernetzt die Solaranlage, den Stromspeicher, die Wallbox, die Wärmepumpe und andere große Verbraucher miteinander. Das EMS weiß, wie viel Strom gerade produziert wird, wie der Wetterbericht aussieht und welche Geräte Strom benötigen. Es verteilt den Solarstrom dann vollautomatisch und intelligent, um den Eigenverbrauch zu maximieren.
- Dynamische Stromtarife nutzen: Bei einem dynamischen Stromtarif ändert sich der Preis für Netzstrom über den Tag verteilt und richtet sich dabei nach dem Börsenstrompreis. Ein cleveres Energiemanagementsystem kann diese Preisschwankungen nutzen: Ist der Strom nachts besonders billig, kann es deinen Hausspeicher mit günstigem Netzstrom aufladen. Diesen Strom verbrauchst du dann während der teuren Morgen- oder Abendstunden. So senkst du deine Stromkosten auch dann, wenn die Sonne mal nicht scheint.
Fazit: Lohnt sich eine Solaranlage?
Die Antwort lautet: Ja, aber reich wirst du mit dem Solarstrom vom eigenen Dach in der Regel nicht. Dennoch zahlt sich die Investition über die Jahre aus.
Wie unsere Rechnung zeigt, decken die Ersparnisse durch den selbst verbrauchten Strom und die Einnahmen aus der Einspeisevergütung langfristig die gesamten Kosten – selbst bei einem niedrigen Strompreis und einem teuren Komponententausch.
Der entscheidende Hebel für die Wirtschaftlichkeit liegt ganz klar im Eigenverbrauch. Je mehr günstigen Solarstrom du selbst für Haushalt, E-Auto oder Wärmepumpe nutzt, desto schneller macht sich deine Anlage bezahlt und desto unabhängiger wirst du von künftigen Strompreiserhöhungen.