Auch wer im Winter sparsam heizt, sollte gründlich lüften – aber richtig. Ein Energiespar-Experte erklärt gegenüber Utopia, welche Fehler man vermeiden sollte.
Orange unterstrichene oder mit ** markierte Links sind Partnerlinks. Wenn du darüber bestellst, erhalten wir einen kleinen Anteil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.
Lüften ist wichtig – für gute Luft in Innenräumen und um Schimmel vorzubeugen. Aber über geöffnete Fenster geht auch Wärme verloren, und diese ist teuer. Wie man richtig lüftet und dabei möglichst effizient Energie spart, darüber haben wir mit dem Energieexperten Martin Brandis von der Energieberatung der Verbraucherzentrale gesprochen. Er weist auf sieben häufige Fehler hin, vor denen man sich in Acht nehmen sollte.
Fehler 1: Zu wenig Lüften
„Meistens wird zu wenig gelüftet, vor allem wenn es draußen kalt ist“, erklärt Martin Brandis gegenüber Utopia. Dabei ist Lüften notwendig: Zum einen senkt es den CO2-Gehalt in der Luft, zum anderen sorgt es für weniger Luftfeuchtigkeit. Und Feuchtigkeit kann diverse Schäden verursachen, mitunter Schimmel an den Wänden. Besonders wenn weniger geheizt wird, um Heizkosten zu sparen, sei Lüften besonders wichtig.
Der Experte weist drauf hin, dass Feuchtigkeit nicht – wie oft vermutet – von draußen in die Wohnung eindringe. Meist entstehe sie tatsächlich innen, zum Beispiel durch die Atmung der Bewohner:innen, Schwitzen, Duschen, Kochen, Wäschetrocknen oder durch Zimmerpflanzen.
Fehler 2: Zu streng an Richtwerte halten
„Zum Lüften kursieren allerlei Richtwerte“, weiß Martin Brandis. Einige Websites empfehlen zweimal täglich vier Minuten lang zu lüften, andere raten zu häufigeren, längeren oder kürzeren Intervallen. Der Experte steht diesen Angaben skeptisch gegenüber. „Eine Zeitangabe kann nur eine grobe Orientierung sein.“
Denn wie oft und wie lange gelüftet werden muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel: Wie viel Feuchtigkeit befindet sich in der Wohnung – stehen dort zum Beispiel besonders viele Zimmerpflanzen oder duschen die Bewohner:innen mehrmals am Tag? Und wie windig und kalt ist es draußen? Niedrige Temperaturen und Wind ermöglichen einen schnellen Luftaustausch.
Woher also weiß man, wann man Lüften muss und wie lange? Brandis empfiehlt dafür ein handelsübliches Hygrometer. Das Gerät gibt es für wenige Euro im Baumarkt (Anm. d. R.: zum Beispiel das Modell TFA Moxx, erhältlich ab ca. 10 Euro bei Obi, Conrad oder Amazon) – es misst die relative Luftfeuchtigkeit, welche idealerweise zwischen 40 und 60 Prozent liegen sollte. Dann ist das Risiko für Schimmel niedrig, aber nicht gleich null. Schließlich gibt es auch andere Faktoren, die Schimmel begünstigen, zum Beispiel eine schlechte Dämmung.
Zeigt das Hygrometer über längere Zeiträume höhere Werte als 60 an, steigt das Risiko für Schimmel. Dann müsse man mehr lüften, empfiehlt Brandis. Alternativ kann man auch einen Feuchtigkeitssensor verwenden. Dieser sieht ähnlich wie eine Scheckkarte aus und zeigt die Temperatur an und gibt eine grobe Einschätzung zur Luftfeuchtigkeit. Den Sensor gibt es gratis bei einzelnen Beratungsstellen der Verbraucherzentralen.
Fehler 3: Türen zu unbeheizten Räumen offen lassen
Eigentlich scheint es logisch: Wer bestimmte Räume nicht heizt – um Energie zu sparen oder weil es in den entsprechenden Räumen keine Heizung gibt – der lässt einfach die Tür zum beheizten Nebenraum offen. So soll der kalte Raum zumindest teilweise erwärmt werden.
„Aber mit warmer Luft wird auch Luftfeuchtigkeit übertragen“, warnt Martin Brandis. „Man erzeugt so ein Schimmelrisiko, das es vorher nicht gab.“ Der Energieexperte rät deshalb, die Türen zu Räumen, die nicht oder nur teilweise beheizt sind, geschlossen zu halten. Einzige Ausnahme: beim Querlüften, siehe Fehler Nummer 4.
Fehler 4: Zimmer ohne Fenster nicht belüften
Nicht jeder Flur oder jede Besenkammer verfügt über Fenster. Bei ihnen handelt es sich meist um innenliegende Räume, die über keine Außenwand verfügen. Allzu viele Gedanken wegen Schimmel muss man sich Brandis zufolge bei diesen Räumen nicht machen. Dort ist das Schimmelrisiko geringer, weil sie ohne Außenwände auch generell weniger kalte Flächen aufweisen. Und auf kalten Flächen schlägt sich Luftfeuchtigkeit bevorzugt nieder – dort besteht Schimmelgefahr.
Trotzdem solle man auch diese Zimmer regelmäßig mit frischer Luft versorgen, mahnt der Experte. Verfügt ein Raum über kein eigenes Fenster, zum Beispiel ein Gang oder Flur, dann sollte man regelmäßig Querlüften. Das heißt: In gegenüberliegenden Zimmern das Fenster öffnen und die Türen in Verbindungszimmern ebenfalls, damit die Luft von einer Seite der Wohnung zur nächsten einige Minuten lang durchziehen kann. Das ist Brandis zufolge übrigens generell wirksamer, als in einzelnen Räumen das Fenster zu öffnen.
Viele Altbauwohnungen weisen auch innenliegende Bäder auf. Hier fällt viel Feuchtigkeit an, dementsprechend ist die Schimmelgefahr höher. Sie sollten über Schachtlüftungen oder (noch besser) Ventilatorlüftungen verfügen, um die feuchte Luft nach draußen zu transportieren.
Zusatztipp der Utopia-Redaktion: Solltest du dir unsicher sein, ob bei dir bereits ein Schimmelproblem entsteht, kann ein Testkit helfen. Solche Kits gibt es online zum Beispiel beim Anbieter Ivario.
Fehler 5: Wäsche im Winter immer drinnen trocknen
Nicht jede Wohnung verfügt über einen Wäschekeller. Von Wäschetrocknern raten wir bei Utopia meist ab – sie verbrauchen viel Energie für einen Prozess, der eigentlich automatisch abläuft. Im Sommer kann der Wäscheständer einfach auf den Balkon wandern, aber im Winter?
Auch dann macht es Sinn, Wäsche draußen zu trocknen, meint Martin Brandis. Wäschetrocknen in der Wohnung erhöhe immer das Risiko für Schimmel, weil die Feuchtigkeit, die sich beim Trocknen aus der Wäsche löst, erst einmal in der Wohnung bleibe. Man müsse sie dann durch Lüften wieder loswerden. Besser ist es deshalb, die nasse Kleidung gleich draußen aufzuhängen, wenn eine Terrasse, ein Garten oder ein Balkon zur Verfügung steht.
Im Winter brauche die Wäsche lediglich etwas länger, bis sie trocken ist. An besonders kalten Tagen kann es sein, dass sie nicht vollständig trocknet – dann könne die Restfeuchtigkeit immer noch drinnen getrocknet werden.
Fehler 6: Sinnlos smarte Thermostate anschaffen
Smarte Thermostate können Heizkosten sparen – aber sie tun es nicht immer. Laut Martin Brandis hängt ihr Nutzen von zwei Faktoren ab: der Dämmung der Wohnung und dem eigenen Heizverhalten.
Manche Menschen wollen zum Beispiel nach der Arbeit in eine warme Wohnung zurückkommen. Sie lassen deshalb die Heizung auch dann laufen, wenn sich niemand in der Wohnung aufhält. Ist die Wohnung dazu schlecht gedämmt, wird die Heizung stundenlang immer wieder heizen müssen, ohne dass jemand davon profitiert. Wer solche Gewohnheiten hat, wird von einem smarten Thermostat profitieren: Schließlich lässt sich dann die Heizung bequem per App regeln, bei Abwesenheit runter und kurz vor der Rückkehr in die Wohnung wieder hoch.
„Für jemanden, der die Heizung sowieso immer runterregelt, bringt das smarte Thermostat nichts“, schließt Brandis. Vor allem, wenn die Person in einer gut gedämmten Wohnung lebt, welche die Temperatur auch ohne Heizen für einige Stunden aufrechterhalten kann.
Fehler 7: Bei Regen, Nebel oder Schnee nicht lüften
Lüften soll dazu dienen, Luftfeuchtigkeit aus einem Raum zu entfernen. Doch was, wenn es draußen feucht ist – also es zum Beispiel nebelig ist, regnet oder schneit? Nicht zu lüften, mag dann logisch erscheinen, aber in den meisten Fällen wäre es trotzdem falsch.
„Luft enthält immer Feuchtigkeit“, erklärt Martin Brandis. „Je wärmer sie ist, desto mehr kann sie aufnehmen.“ Und beim Lüften wird die (in der Regel wärmere und dadurch feuchtere) Wohnungsluft ausgetauscht mit kühlerer Außenluft, die weniger feucht ist. An kalten Tagen macht Lüften deshalb immer Sinn – egal welche Wetterlage.
Das gilt selbst für Lüften bei Nebel, wie der Experte anhand eines Beispiels illustriert: „20 Grad warme Luft kann circa 17 Gramm Feuchtigkeit pro Kubikmeter aufnehmen“, erklärt er, „Herrscht draußen Nebel bei 0 Grad, enthält die Luft nur 5 Gramm Feuchtigkeit.“
Ist die Außentemperatur ähnlich hoch wie innen, dann ist es in der Regel schwerer, die Feuchtigkeit durch Lüften aus der Wohnung zu befördern. Bei höheren Temperaturen ist die Schimmelgefahr jedoch in der Regel kleiner, weil die Wohnung dann keine kalten Flächen aufweist. Sollte Lüften nichts bringen, rät Brandis, andere Maßnahmen zu ergreifen, um die Luftfeuchtigkeit zu senken. Im Bad kann man zum Beispiel Flächen abwischen oder feuchte Handtücher anderswo aufhängen.
Hinweis: Dieser Artikel wurde 2022 erstmals veröffentlicht und seitdem überarbeitet.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?