Mächtige Höhenzüge sucht man in Niedersachsen zwar vergebens, doch das Bundesland bietet für Wanderinnen und Wanderer spannende Touren – jenseits oft überlaufener Routen in den Voralpen oder an der Küste.
Planst du dieses Jahr noch ein Wanderwochenende oder bist auf der Suche nach einem Geheimtipp für einen Wochenendausflug abseits vom Badeurlaub? Dann solltest du dir die Wanderwege in Niedersachsen genauer ansehen. Urlauber:innen, die nicht zwingend viele Höhenmeter erreichen wollen, werden in mystischen Moorlandschaften entlang von Flüssen und in entspannten Mittelgebirgen fündig – teilweise über Hunderte Kilometer. Ein Überblick über einige der schönsten Routen.
Wandern in Niedersachsen: Auf Goethes Spuren auf dem Harzer Hexenstieg
Das rund 150 Kilometer lange Wegenetz ist seit mehr als 20 Jahren eine Institution im Harz, der insgesamt mehr als 8.000 Kilometer Wanderwege bietet. Viele Gäste hätten die Wanderroute auf ihrer sogenannten Bucketlist, heißt es vom Tourismusverband.
Der Hexenstieg führt von Osterode in Niedersachsen bis Thale in Sachsen-Anhalt. Wer ihn komplett wandern möchte, sollte fünf Tagesetappen von im Schnitt 20 Kilometern einplanen. Der niedersächsische Teil der Route ist vor allem vom Nationalpark und den Harzer Hochmooren geprägt. In Sachsen-Anhalt führt der Weg durch das romantische Bodetal und über den höchsten Berg des Gebirges – den 1.141 Meter hohen Brocken. Dort wanderten bereits die Dichter Goethe und Heine.
Wem der Weg über den Brocken zu beschwerlich ist, der oder die findet mit der Hexenstieg-Route „Brockenumgehung“ eine Alternative. Allerdings ist der Weg dann statt 20 ganze 34 Kilometer lang. Die Mühen lohnen sich, denn der Weg führt über Holzstege und Baumwurzeln vorbei am Oderteich – einer historischen Talsperre aus der Harzer Bergbauzeit. Der dortige Rundwanderweg ist mit 4,5 Kilometer Länge besonders bei Familien beliebt.
Von der Drei-Flüsse-Stadt zur Porta Westfalica
Ganz im niedersächsischen Süden beginnt der Weserbergland-Weg. Am Zusammenschluss von Werra und Fulda zur Weser startet die Route, die dem Fluss über 225 Kilometer bis nach Porta Westfalica folgt. Dort, wo die Weser an der sogenannten westfälischen Pforte kurz vor Minden das Wiehengebirge durchbricht.
Die Route, die zu den besten Fernwanderwegen Deutschlands zählt, führt durch urige Wälder, malerische Täler oder geheimnisvolle Schluchten und bietet weite Ausblicke über eine naturbelassene Landschaft, wie der Weserbergland Tourismus schreibt. Auch die Solling-Vogler-Region mit etwa 1.000 Kilometern Wanderwegen wird gestreift. Highlights finden sich unter anderem am Start- und Endpunkt der Route mit den Fachwerkhäusern der Altstadt in Hann, Münden oder dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica.
Weitere tolle Fernwanderungen in ganz Deutschland findest du in folgendem Artikel:
Wandern inmitten violetter Blüten in der Lüneburger Heide
In der Lüneburger Heide ist der Heidschnuckenweg das Pendant zum Harzer Hexenstieg. Auf 223 Kilometern Länge führt der Fernwanderweg durch die berühmte Heidelandschaft. Er beginnt am äußersten Rand von Hamburg und endet in Celle. 23 Etappen weist die Tourismusagentur auf ihrer Website aus – die längste ist demnach die letzte mit einer Länge von 27 Kilometern.
Wem das zu lang ist, kann auch die vor einigen Jahren eingeführten Heideschleifen wählen. Sie messen zwischen 1,4 und 20,9 Kilometer. Sie richten sich an Gäste, die den Heidschnuckenweg erleben, aber während eines Kurzurlaubs nicht gleich ganze Etappen wandern wollen, hieß es dazu bei der Vorstellung der kürzeren Wege. So könne man die Heide-Landschaft erleben und in Gasthäusern am Wegesrand regionale Spezialitäten probieren.
Wandern Nähe Bremen: Flaches Land und weite Ausblicke
Kaum noch Höhenmeter finden Wanderlustige auf den Nordpfaden im Landkreis Rotenburg östlich von Bremen. Auf einigen Routen werden nicht mehr als 25 Höhenmeter überwunden. In der Region sind 24 längere Wanderwege für Tagestouren angelegt, die zusammen ein rund 360 Kilometer großes Netz bilden. Sie führen etwa durch das Dört Moor oder entlang des Vörder Sees und werden von der Tourismusagentur als „flach und weit und einzigartig“ beschrieben.
Ein Handy oder große Orientierungskenntnisse brauchen Urlauber:innen und Tagestourist:innen hier den Angaben nach nicht: „Die Rundwanderwege sind praktisch unverlaufbar beschildert“, heißt es.
Beeindruckender Wanderweg mit Meerblick
Wer beim Wandern lieber ins Blaue statt aufs Grüne schaut, könnte in Butjadigen zwischen Bremerhaven und Wilhelmshaven fündig werden. Dort finden Wanderfans den Langwarder Groden mit sechs Kilometern Länge – ideal also für einen Tagesausflug. Es ist der „beste Ort zur Vogelbeobachtung“, wie die Butjadinger Tourismusagentur schreibt. Von mehreren Stegen und einer Brücke, die auf den Vordeich führt, lässt sich demnach auch der ständige Wechsel zwischen Ebbe und Flut besonders gut überblicken.
Zwischen Mooren und Flüssen weitwandern
Rund um Osnabrück liegt der Naturpark Terra-Vita, früher als nördlicher Teutoburger Wald bekannt. Die mehr als 700 Kilometer Wanderwege erstrecken sich inzwischen bis in den Teutoburger Wald nach Bielefeld und in das Wiehengebirge bis Rinteln und Bückeburg. Unter dem Namen Terra-Tracks wurden dort 81 Wanderwege seit 2014 angelegt. Sie sind zwischen drei und 19 Kilometer lang.
Als erster Naturpark in Deutschland wurde die Region auch als Geopark ausgezeichnet. Die Landschaft wird bestimmt von Moor- und Heidegebieten, Flusslandschaften und Quellgebieten sowie Wäldern und kleineren Höhenzügen. Ausflügler:innen finden aber auch archäologische Relikte oder Geotope wie Felsformationen und Steinbrüche.
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