Plastikfrei leben kann nur, wer auch plastikfrei einkaufen kann. Das ist nicht leicht, aber es geht. Ein bisschen jedenfalls: Mit plasno.de ging vor kurzem Europas erster plastikfreier Onlineshop ins Netz.
Hin und wieder stolpert man über eine Website, die so einmalig ist, dass man sich fragt: Wieso gab es das eigentlich nicht schon viel früher? Neuestes Beispiel ist plasno.de: Dieser Webshop bietet Dutzende von Produkten rund um Wohnen und Haushalt, dazu auch sehr spezielles wie Spielzeug, Büro und Haustierbedarf. Das Besondere: Alle Produkte sind plastikfrei, sie kommen komplett ohne Kunststoffe aus.
„Die Idee kam uns im Frühjahr 2013, als wir die Dokumentation Plastic Planet sahen“, erzählt Meshal Kadourah, einer der vier Gründer des Shops plasno.de und zuständig für den Einkauf. „Wir dachten uns: Da müssen wir irgendwas gegen machen!“ Über ein Jahr haben sie an dem Shop gezimmert, seit Oktober ist er offiziell online.
Plastikfrei leben: mit Papiersessel und Holzdildo
Noch kann der Katalog nicht mit klassischen Kaufhäusern konkurrieren. Doch das Angebot beschränkt sich keineswegs nur auf Schneidebrett, Kochlöffel und Nudelholz. Selbst PC-Mäuse und Sexspielzeug kommen ohne Kunststoff aus, wenn man es nur will. Der Besuch des Shops lohnt alleine schon, um sich vor Augen zu führen, wo überall Plastik drin ist – aber nicht sein müsste.
Besen, Schrubber und Bürsten gibt es auch aus Holz (wie unsere Omas natürlich schon immer wussten). Schöpfkellen und Essgeschirr (auch ein Hundenapf) können aus Bambus bestehen und dennoch Spülmaschinen- und Mikrowellenfest sein. Selbst Uhren aus Holz gibt es bei plasno.de – übrigens zu bezahlbaren Preisen. Natürlich kommen die Bestellungen verpackt in Recycling-Kartonagen, CO2-neutral versendet.
Ohne Kunststoff leben – geht das überhaupt?
Einen Shop ohne Kunststoffprodukte zu realisieren klingt leichter, als es ist. Denn es gibt zwar viele Dinge, die scheinbar ohne Plastik auskommen, aber nur wenige, die dabei wirklich konsequent sind. So konnten Bauklötze aus Kork bislang nicht aufgenommen werden, weil sie einen Kunststoffkleber verwenden.
„Auf Messen sehen wir viele Dinge, die sich selbst als plastikfreie Produkte ausweisen“, so Kadourah über das Problem. „Doch wenn man genauer hinschaut, dann hat ihre Verpackung zum Beispiel ein PE-Fenster.“ Als Einkäufer versucht er, Hersteller dazu zu bringen, Produktionsweisen oder Verpackung zu ändern. „Nicht alle Hersteller machen mit, doch wir haben schon einige Erfolge auf Herstellerseite verzeichnen können. Das motiviert natürlich, weiterzumachen.“
Plastikfrei ist nicht perfekt
Nicht jeder wird plasno.de automatisch gut finden, bloß weil der Shop keine Plastikartikel enthält. Holz ist nicht automatisch nachhaltig, es könnte auch aus Raubrodung stammen – nicht alle Anbieter weisen wenigstens eine (ohnehin umstrittene) FSC®-Zertifizierung auf.
Auch ist eine Fliegenklatsche schon für sich nicht besonders vegan, bei plasno.de ist sie zudem aus (Bio-) Leder. Und die Zahnbürste verwendet Schweineborsten, was wahrscheinlich auch nicht religionsneutral ist. „Unsere Kunden fragen bereits, ob wir den Weg nicht komplett gehen und auch auf tierische Produkte verzichten wollen“, so Meshal Kadourah. „Wir haben uns dazu auch schon Gedanken gemacht, aber es ist uns derzeit einfach noch nicht möglich.“
Trotz kritisierbarer Details ist plasno.de mehr als nur ein Shop: Es ist auch ein Beispiel dafür, wie schon ein einzelner Schritt in die richtige Richtung eine erhöhte Sichtbarkeit für Probleme erwirken kann – in diesem Fall eben Plastik. Obwohl sie jede freie Minute in ihr plastikfreies Herzensprojekt stecken, können sie ihren Lebensunterhalt nicht allein mit dem sehr jungen Projekt “plastikfreier Onlineshop” bestreiten und gehen noch ihren eigentlichen Jobs nach. Wir wünschen ihnen, dass sich das sehr bald ändern möge.
HINWEIS STAND 12/2017: Offenbar ist plasno offline gegangen.
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