Wer beim Heizen Energie und Kosten sparen will, muss einfach weniger heizen, klar. Doch was bringt es wirklich, wenn man die Temperatur absenkt?
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Über zwei Drittel der Energie, die deutsche Haushalte verbrauchen, benötigen sie fürs Heizen (s. UBA). Das Potenzial, hier Energie und damit Geld und Emissionen zu sparen, ist also groß. Wie viel man als einzelner Haushalt tatsächlich verbraucht, ist abhängig von vielen Faktoren: der Art des Gebäudes, der Dämmung, der Heizungsanlage, der Haushaltsgröße. Aber eben auch von der Frage: Wie warm soll es sein?
Klar ist: Je wärmer man es drinnen haben will, desto mehr Energie braucht man dafür – vor allem, wenn es draußen richtig kalt ist. Im Umkehrschluss also sparen niedrigere Raumtemperaturen Energie ein.
Wie viel Heizenergie spart man pro Grad Celsius Raumtemperatur?
Oft heißt es: Ein Grad Celsius weniger spart sechs Prozent Energie. Diese Zahl taucht in tausenden Veröffentlichungen auf, auch in seriösen behördlichen und wissenschaftlichen Texten.
👉 Unsere Recherche zeigt: Die sechs Prozent Energieeinsparung pro Grad Celsius sind eine gute Faustregel – es kommt aber auf die individuellen Gegebenheiten an.
Eine Untersuchung der Hochschule Biberach aus dem Jahr 2011 überprüfte die „Sechs-Prozent-Regel“ in einer ausführlichen Simulation. Diese konnte – in Abhängigkeit von der Bauweise – eine Einsparung zwischen rund 7 und rund 8 Prozent pro Grad Celsius zeigen. Außerdem zeigte die Simulation: Wie viel Energie man sparen kann, wenn man die Heizung um ein Grad absenkt, hängt auch davon ab, bei welcher Ausgangstemperatur man startet. Offenbar kann man bei höheren Temperaturen, etwa bei einer Absenkung von 22 auf 21 Grad Celsius etwas weniger Energie sparen als bei niedrigeren Temperaturen, etwa wenn man von 20 auf 19 Grad absenkt.
Die Simulation zeigte sogar: Wenn man die Temperatur um 2 oder gar 3 Grad absenkt, könnte man tatsächlich mit jedem Grad jeweils etwa doppelt so viel sparen – bei 2 Grad rund 15 Prozent, bei 3 Grad rund 30 Prozent gegenüber der Ausgangstemperatur.
Auch andere Berechnungen kommen auf Werte nahe der Sechs-Prozent-Regel. Das Portal Efahrer.com etwa setzt die Innentemperatur zur Außentemperatur ins Verhältnis und rechnet ganz einfach vor: Bei einer Außentemperatur von drei Grad Celsius muss eine Heizung, die auf 21 Grad eingestellt ist, einen Temperaturunterschied von 18 Grad ausgleichen. Ein Grad weniger Innentemperatur – also 20 Grad – bedeutet ein Achtzehntel weniger Wärme und damit ein Achtzehntel weniger Energiebedarf – oder rund 5,6 Prozent. Auf Basis einer Durchschnittstemperatur von sechs Grad Celsius kommt Öko-Test zum selben Ergebnis. Laut diesen Rechnungen kann man mit einer Absenkung der Temperatur um zwei Grad Celsius rund 11 Prozent Heizenergie sparen.
Die Heizung niedriger einstellen lohnt sich – und es gibt weitere Energiesparmöglichkeiten
Wie viel Energie du persönlich beim Heizen ganz genau sparen kannst, kann höchstens ein Heizungsfachbetrieb oder Energieberater feststellen. Denn das hängt eben auch von der Art deiner Heizung und deines Wohngebäudes ab. Doch die Faustregel „1 Grad weniger spart etwa 6 Prozent Heizenergie“ bietet eine gute Orientierung.
Sie zeigt: Die Wohnung nur etwas weniger zu beheizen und lieber warme Socken anzuziehen, hilft bereits, Energie zu sparen. Es gibt aber noch zahlreiche andere Möglichkeiten, Heizenenergie zu sparen – etwa durch richtiges Lüften, das Abdichten von zugigen Fenstern oder programmierbare Thermostate.
Wie viel Geld spart es, die Heizung ein Grad runterzudrehen?
Wie viel Kosten du sparen kannst, wenn du deine Heizung etwas niedriger einstellst, lässt sich ebenso schwer pauschal beantworten wie die Frage nach der exakten Energieeinsparung. Wenn man der Einfachheit halber von sechs Prozent Energieeinsparung pro Grad Celsius ausgeht, fallen für diese sechs Prozent auch Kosten weg (allerdings nur für den reinen Verbrauch und nicht den im Gas- oder Stromtarif enthaltenen Grundpreis, Netzentelte etc.).
Wir versuchen es mal mit einer vereinfachten Beispielrechnung:
Rund die Hälfte der deutschen Gebäude wird derzeit mit Gas beheizt. Typischerweise liegt bei einer Gasheizung der jährliche Verbrauch bei rund 140 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter. Bei einer 100-Quadratmeterwohnung hätte man entsprechend einen jährlichen Gasverbrauch von rund 14.000 kWh. Laut Verivox zahlen Neukund:innen derzeit rund 9 Cent pro kWh Gas – bei 14.000 kWh im Jahr wären das rund 1.260 Euro im Jahr. Geht man davon aus, dass man die Heizung um ein Grad herunterdreht und damit sechs Prozent der 14.000 kWh einspart, also 840 kWh, könnte man in der 100-Quadratmeterwohnung demnach jährlich rund 76 Euro sparen.
Allerdings: Von diesen Durchschnittswerten kann der Einzelfall deutlich abweichen. Sowohl die tatsächlichen Verbrauchswerte als auch die Gaspreise für Bestandskund:innen und Kund:innen der Grundversorgung können höher sein.
Wie stellt man überhaupt ein Grad weniger ein?
Entweder du hast ein Raumthermometer und experimentierst damit, bis du die gewünschte Raumtemperatur eingestellt hast. Oder du orientierst dich an den Zahlen auf dem Heizungsthermostat: Diese stehen für ziemlich genaue Raumtemperaturen, vorausgesetzt die Heizanlage in deinem Haus ist richtig eingestellt.
- * (Sternchen): ca. 5° C, Frostschutz
- Stufe 1: ca. 12° C
- Stufe 2: ca. 16° C
- Stufe 3: ca. 20° C
- Stufe 4: ca. 24° C
- Stufe 5: ca. 28° C
👉 Wenn die Zahlen auf deinem Thermostat noch einmal durch kleine Striche unterteilt sind, steht jeder Strich für ein Grad.
Achtung: Wer zu wenig heizt, riskiert Schimmel
Auch wenn man mit niedrigeren Raumtemperaturen auf jeden Fall weniger Heizenergie braucht: Übertreiben sollte man es nicht mit dem Sparen. Wenn es in der Wohnung zu kalt wird, steigt das Risiko, dass sich an den Wänden Schimmel bildet.
Laut Fachleuten, etwa vom Umweltbundesamt und den Verbraucherzentralen, sollte im Herbst und Winter die Temperatur in genutzten Wohnungen nicht unter etwa 16 Grad Celsius sinken.
👉 Als ideale Raumtemperatur raten sie, Wohnräume auf etwa 20 Grad aufzuheizen, Schlafzimmer auf etwa 17 Grad, die Küche auf etwa 18 Grad. Im Bad darf es etwa 21 bis 22 Grad haben.
Tipp: Solltest du dir unsicher sein, ob bei dir bereits ein Schimmelproblem entsteht, kann ein Testkit helfen. Solche Kits gibt es online zum Beispiel beim Anbieter Ivario.
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