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Steuererklärung schon wieder aufgeschoben? Experte verrät seine Tricks gegen Prokrastination

Steuererklärung aufschieben
Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn

Schon mal was von Prokrastination gehört? Unliebsame Aufgaben aufzuschieben, kennt wohl jeder – die Steuererklärung gehört regelmäßig dazu. Aber wie überwindet man seinen inneren Schweinehund?

Egal, ob die Abgabefrist im Mai, Juli oder September endet: Einige Steuerzahler:innen schieben die Bearbeitung und Abgabe ihrer Steuererklärung bis zum letzten Moment auf. Warum das so ist und was du gegen Aufschieberitis tun kannst, erklärt Verhaltensökonom und Buch-Autor Thomas Mathar im Interview.

Herr Mathar, warum sind Steuerzahler:innen bei der Abgabe ihrer Steuererklärung mitunter spät dran?

Thomas Mathar: Generell neigen Menschen dazu, unangenehme oder komplexe Aufgaben aufzuschieben – ein klassisches Beispiel für Prokrastination. Rein ökonomisch oder rational betrachtet, wäre es logisch, die Steuererklärung frühzeitig zu erledigen und vielleicht sogar eine Rückzahlung zu erhalten. 

Doch aus verhaltenswissenschaftlicher Perspektive wissen wir ein paar der folgenden Basics:

  • Erstens: Komplexität schreckt ab. Viele empfinden das Steuersystem als undurchsichtig und haben Angst, Fehler zu machen.
  • Zweitens: Die fehlende kurzfristige Belohnung trägt nicht gerade zur Motivation bei. Der Aufwand für die Steuererklärung liegt in der Gegenwart, die Rückzahlung – wenn überhaupt – erst in der Zukunft.
  • Drittens: Es gibt keinen sozialen Druck. Ob man die Steuererklärung früh oder spät abgibt, sieht niemand.
  • Und viertens: Solange es nicht drängt, gibt es keinen Handlungsimpuls. Erst der Druck zum Stichtag hin sorgt für Bewegung.

Woher rührt der Horror vor der Steuererklärung und wie kann man ihm begegnen?

Mathar: Die Abneigung ist oft emotional geprägt und basiert auf alten Erfahrungen oder falschen Annahmen. Ein neuer Blick kann helfen: Anstatt zu sagen “die Steuererklärung ist schrecklich, aber notwendig”, könnte man sich fragen: “Wie gut könnte es sich anfühlen, wenn sie erledigt ist?” Statt den Fokus auf den bürokratischen Aufwand zu legen, könnte man die Steuererklärung als jährlichen Finanz-Check-up betrachten – als eine Möglichkeit, mehr Kontrolle über die eigene finanzielle Situation zu gewinnen.

(Foto: Jess Shurte/dpa-tmn)

Dr. Thomas Mathar leitet seit 2017 das Zentrum für Verhaltensforschung bei Aegon UK, einem britischen Anbieter von Investitions- und Finanzdienstleistungen. Hier untersucht er in großen Studien die Instinkte, Motivationen, Fähigkeiten und Umweltfaktoren, die Menschen dazu bringen – oder davon abhalten –, langfristig bessere finanzielle Entscheidungen zu treffen.

Wie schaffen es Betroffene konkret, die unliebsame Bürokratie schon früher im Jahr hinter sich zu bringen?

Mathar: Man kann zum Beispiel versuchen, verschiedene Motivationsmethoden anzuwenden – die Erstellung der Steuererklärung zum Beispiel mit einer angenehmen Aktivität zu verknüpfen, etwa dem Verzehr eines Stück Kuchens, das man sich normalerweise nicht gönnen würde. Oder man belohnt sich nach jeder abgeschlossenen Sektion mit einer Pause.

Möglich ist auch, die Aufgabe in kleine Schritte aufzuteilen – also etwa nicht gleich die gesamte Steuererklärung zu machen, sondern als ersten Schritt zunächst nur die Belege zu sammeln. Zudem kann es hilfreich sein, sich mit einer Freundin oder einem Partner zu verabreden und sich das Ziel zu setzen, sich zusammen eine Stunde ranzusetzen.

Und, was ebenfalls anspornen kann: Das Wissen darum, dass schon viele Menschen im eigenen Umfeld die Steuererklärung abgegeben haben. Wir Menschen sind soziale Wesen und orientieren uns deshalb an sozialen Normen – wenn wir erfahren, dass die Mehrheit sich auf eine bestimmte Weise verhält, wollen wir dazugehören.

Kurzum: Anstatt sich nur von Strafen – wie etwa Verspätungszuschlägen – unter Druck setzen zu lassen, sollten wir Wege finden, die Steuererklärung so zu gestalten, dass sie sich einfacher, lohnender und weniger abschreckend anfühlt.

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