Zimmerpflanzen bringen ein Stück Natur in die eigenen vier Wände. Doch hinter den grünen Blättern stecken oft ökologische Probleme, die du beim Kauf leicht übersiehst.
Pflanzen in der Wohnung sehen nicht nur schön aus, sondern vermitteln ein Gefühl von Natürlichkeit, Entschleunigung und Achtsamkeit. Doch der Weg von der tropischen Plantage bis zum Regal im Gartencenter macht die Zimmerpflanze zu einem Produkt, das alles andere ist als nachhaltig.
Zimmerpflanzen: Weite Transportwege, hohe CO2-Emissionen
Ein Großteil der hierzulande beliebten Zimmerpflanzen stammt nicht aus heimischen Gärtnereien, sondern oft aus Ländern wie Costa Rica oder Kenia. Da in diesen Ursprungsländern die besten Bedingungen herrschen, werden die Pflanzen dort gezüchtet. Anschließend werden sie tausende Kilometer bis nach Europa transportiert und verursachen dementsprechend jede Menge CO2-Emissionen.
Ein weiteres Problem: Für dich als Käufer:in ist es nahezu unmöglich herauszufinden, wo eine Pflanze aus dem Baumarkt herkommt. Auf dem Etikett steht nämlich nur das Land, in dem die Pflanze zuletzt umgetopft wurde. Das ist in Europa häufig die Niederlande, da sich hier laut Naturschutz.ch zahlreiche Verteilkreuze für Pflanzen befinden.
Doch auf Zimmerpflanzen aus europäischem Anbau zu achten, wäre ohnehin auch keine nachhaltige Alternative. Schließlich müssen die Pflanzen in Europa in riesigen Gewächshäusern gezüchtet werden, damit sie eine Chance haben, zu gedeihen. Dafür sind wiederum viel Strom und Wasser notwendig.
Hinzu kommt, dass nicht alle Pflanzen die weiten Transportwege gut überstehen. So sind sie teilweise schon stark angeschlagen, wenn sie dann endlich im Gartencenter stehen. Stellen wir sie dann in der Wohnung noch an den falschen Standort oder gießen sie zu viel, überleben die Pflanzen nicht lange und landen im Mülleimer. Aus einem Lebewesen wird so ein Wegwerfprodukt.
Pestizide auf Zimmerpflanzen: Gefährlich für Mensch und Natur
Zimmerpflanzen sollen Räume eigentlich natürlicher erscheinen lassen und die Raumluft verbessern. Doch was, wenn sich auf den geliebten Pflanzen zahlreiche Giftstoffe tummeln? Wie stark Zimmerpflanzen mit Pestiziden belastet sind, ist bislang leider noch nicht wissenschaftlich untersucht. Allerdings geben Untersuchungen zu Garten- und allgemeinen Zierpflanzen Hinweise darauf, dass chemisch-synthetische Pestizide auch bei Zimmerpflanzen ein Problem darstellen könnten.
Laut einer Greenpeace-Studie aus dem Jahr 2014 fanden Forschende auf 97 Prozent der 86 untersuchten Pflanzen chemisch-synthetische Pestizide. Bei fast der Hälfte konnte das Labor Pestizide nachweisen, die in der EU nicht zugelassen sind. Eine Untersuchung des BUND und seiner österreichische Partnerorganisation Global2000 kommt zu dem Schluss, dass fast alle der 44 untersuchten Zierpflanzen mit Pestiziden belastet waren – häufig mit mehreren Giftstoffen. Corinna Hölzel des BUND erläutert gegenüber dem RND, dass es bei Zimmerpflanzen vermutlich ähnlich ist. So haben Zierpflanzen für draußen und Zimmerpflanzen den gleichen Produktionsweg.
Das kann nicht nur für dich als Käufer:in problematisch werden, sondern ist in erster Linie eine Gefahr für die Arbeiter:innen in den Ursprungsländern, so Naturschutz.ch. Diese sind den Giftstoffen tagtäglich ausgesetzt und bekommen zudem häufig nur unzureichende Schutzkleidung. Zudem bedroht der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden die Biodiversität vor Ort und kann somit Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen.
Unter der Pflanze: Torferde und Plastiktopf
Nicht nur die Zimmerpflanze selbst, auch Substrat und Topf können umweltschädlich sind. So enthält Pflanzen- und Blumenerde häufig Torf – eine Substanz, die die Erde auflockern und die Wasserspeicherfähigkeit erhöhen soll. Doch für den Torfabbau haben Menschen schon zahlreiche Moore zerstört. Damit geht nicht nur Lebensraum verloren: Moore können viel CO2 speichern. Werden sie zerstört, gelangt das gespeicherte CO2 in die Atmosphäre. Du kannst deshalb torffreie Erde verwenden.
Ein weiteres Problem ist der Plastiktopf, der Zimmerpflanzen im Handel stets umgibt. Diese Plastiktöpfe stammen in der Regel aus nicht-recyceltem Plastik. Eine ökologische Alternative für die umweltschädlichen Untertöpfe gibt es bislang nicht.
Tipps für nachhaltige Zimmerpflanzen
Du kannst dir eine Wohnung ohne Zimmerpflanzen einfach nicht vorstellen? Das musst du auch nicht! Es gibt durchaus Wege, wie du auf möglichst nachhaltige Weise deine Wohnung mit grünen Blättern verzieren kannst:
- Selbst vermehren und tauschen: Am nachhaltigsten ist es, einfach von den Zimmerpflanzen zu profitieren, die schon da sind. Vermehre Pflanzen also über Stecklinge und Pflanzenableger. In der Nachbarschaft oder im Freundeskreis kannst du so deine Zimmerpflanzen tauschen und verschenken. Ein weiterer Pluspunkt: Du umgehst somit auch den Wegwerf-Plastiktopf. Schließlich kannst du die Pflanzenteile entweder sofort einpflanzen oder für einen kurzen Transport in etwas Zeitungspapier einwickeln. Hier ein paar Anleitungen für beliebte Grünpflanzenarten: Kakteen vermehren, Efeutute pflegen und vermehren, Geldbaum pflegen, vermehren und pflanzen, Elefantenfuß pflegen und vermehren, Monstera vermehren
- Töpfe sammeln: Wenn du mal einen Plastiktopf erworben hast, solltest du diesen nicht sofort wegwerfen, wenn du ihn nicht mehr brauchst. Stattdessen kannst du ihn zukünftig als Untertopf für neue Zimmerpflanzen verwenden. Manchmal eignen sich auch leere Eisbecher oder ähnliches als Pflanztöpfe.
- Richtig pflegen: Informiere dich gut zu den Bedürfnissen deiner Zimmerpflanzen und achte darauf, sie an den richtigen Standort zu stellen und sie richtig zu gießen und zu düngen. Mit der richtigen Pflege leben Zimmerpflanzen ewig. Somit musst du auch keine neuen Pflanzen kaufen. Hier findest du weitere Informationen dazu: Wie man seine Pflanzen nicht tötet: 10 praktische Tipps