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Wassergeburt: Das solltest du dazu wissen

Foto: Colourbox.de

Viele Frauen wünschen sich eine Wassergeburt. Welche Vorteile und Risiken diese Art der Entbindung mit sich bringt und wie du dich am besten darauf vorbereitest, zeigen wir dir hier.

Seit fast 40 Jahren wird in Deutschland die Geburt unter Wasser immer beliebter – so beschreibt es das Fachbuch „Geburtshilfe und Perinatologie„, das als Standardwerk gilt. Laut der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe (QUAG) gebären sogar über 20% der Frauen bei einer Hausgeburt in einem aufblasbaren Geburtenpool. Und das aus gutem Grund: Eine Wassergeburt entspannt durch die angenehme Temperatur und Schwerelosigkeit. Die Wehenschmerzen werden für die meisten Frauen erträglicher. Doch eine Wassergeburt ist nur für gesunde Mütter und Säuglinge eine risikofreie Art der Entbindung.

Wir haben zusammengetragen, was du über Wassergeburten wissen solltest. Dennoch ersetzt dieser Artikel keine Ärzt*innen oder Hebammen, die individuell auf deine Wünsche, Bedürfnisse und Gesundheitsrisiken eingehen können.

Wie läuft eine Wassergeburt ab?

Bei einer Wassergeburt ist der Geburtspool zwar nicht so groß wie ein Schwimmbecken, jedoch größer als eine normale Badewanne.
Bei einer Wassergeburt ist der Geburtspool zwar nicht so groß wie ein Schwimmbecken, jedoch größer als eine normale Badewanne.
(Foto: Colourbox.de)

Bei einer Wassergeburt wird das Kind in einer Wanne zur Welt gebracht. Die Wanne ist dabei in der Regel deutlich größer und tiefer als eine normale Badewanne, sodass Frauen problemlos die Position ändern können. Sie steht gewöhnlich im Kreißsaal, sodass die Gebärende im Notfall oder Wunsch schnell in ein Bett gelangt. Und so ist der Ablauf einer Wassergeburt:

  1. Bevor es in die Wanne geht, ist ein Einlauf nötig, damit während der Geburt nicht versehentlich Stuhlgang in das Wasser gelangt. Das ist wichtig, um das Infektionsrisiko zu vermeiden.
  2. Wann der Zeitpunkt kommt, an dem du in die Wanne steigst, wann du wieder rauskommst, wie oft du rein- und rausgehst oder ob du überhaupt ins Wasser möchtest: Das bleibt ganz dir überlassen. Viele Frauen verspüren einen zu großen Bewegungsdrang, als dass sie die ganze Geburt im Wasser austragen könnten. Es kann medizinisch notwendig sein, aus der Wanne ins Bett wechseln zu müssen. Um das zu erfassen, wirst du und dein Baby die ganze Zeit überwacht.
  3. Ist das Kind auf der Welt, wird es abgesaugt, gereinigt und abgenabelt. Manche Frauen warten die Nachgeburt noch in der Wanne ab, andere gehen nach einer Dusche ins Bett.

Wie lange eine Wassergeburt dauert, ist bei jeder Geburt unterschiedlich. Dennoch verkürzt sich laut einer amerikanischen Studie die Geburtszeit in der Wanne, weil das warme Wasser die Muskeln entspannt und die Eröffnungsphase beschleunigt.

Vorteile einer Wassergeburt

Eine Wassergeburt lindert Wehenschmerzen.
Eine Wassergeburt lindert Wehenschmerzen.
(Foto: CC0 / Pixabay / xusenru)

Der größte Vorteil einer Wassergeburt besteht für die meisten Frauen in der Entspannung: Die angenehme Wärme von bis zu 38 Grad Celsius und der Schwebezustand lockern die Muskeln. Die körperliche Entspannung geht dann auf die mentale über – die Gebärenden werden ruhiger und sorgen sich weniger. Die Wassergeburt unterbricht hier laut „Geburtshilfe und Perinatologie“ den Teufelskreis von Angst, Spannung und Schmerz.

Im warmen Wasser öffnen sich Organe weiter, die Haut und auch etwaige Narben werden geschmeidiger. Frauen benötigen laut der oben genannten Studie weniger Schmerzmittel und ertragen die Wehen besser. Auch Verletzungen wie Dammrisse soll durch die weichere Haut vorgebeugt werden – das allerdings widerlegt die Studie, die nicht weniger Verletzungen bei Wassergebärenden als bei Landgebärenden feststellt.

Ob eine Wassergeburt für einen Säugling Vorteile bringt, ist umstritten. Einige Ärzt*innen und Hebammen äußern laut „Geburtshilfe und Perinatologie“, dass das warme Wasser für den Säugling einen angenehmen Übergangszustand von der Fruchtblase an die Luft bedeutet. Andere verweisen eher auf mögliche Risiken.

Nachteile und Risiken einer Wassergeburt

Das größte Risiko bei einer Wassergeburt ist ein Notfall, der einen Eingriff erfordert, etwa einen Kaiserschnitt. Deshalb steht die Wanne in Bettnähe. 

Eine verbreitete Sorge bei Wassergeburten ist, dass der Säugling unter Wasser seinen ersten Atemzug tätigt und ertrinkt. Dass das bei gesunden Säuglingen im Normalfall nicht passiert, lässt sich durch den Tauchreflex erklären: Das Baby wird in der Regel so lange nicht beginnen zu atmen, bis sein Gesicht aus dem Wasser tritt. Der Übergangszustand im Wasser ist also als genau das zu betrachten – als Übergang, in dem ein Neugeborenes nur für kurze Zeit verweilen kann.

Die oben genannte Studie stuft den ausbleibenden Tauchreflex als seltene, aber schwere Komplikation ein. In anderen Abhandlungen wird laut Fachbuch hingegen angenommen, dass bei einer normalen Geburt ähnliche Reflexe wirken, die das Atmen so lange verhindern, bis Luftkontakt besteht. Bei alledem ist es wichtig, dass das Baby in Voruntersuchungen für gesund befunden wird. Denn insbesondere bei geschwächten Kindern besteht erhöhtes Risiko, dass der Tauchreflex ausbleibt.

Schließlich ist ein weiteres Risiko, dass sich das Neugeborene durch unsauberes Wasser infiziert. Selbst bei guter Vorbereitung und Einlauf kann das passieren – es ist aber unwahrscheinlich.

Wassergeburt vorbereiten

Die mentale Vorbereitung auf die Wassergeburt kann dir viel Stress nehmen
Die mentale Vorbereitung auf die Wassergeburt kann dir viel Stress nehmen
(Foto: CC0 / Pixabay / egor105)

Spielst du mit dem Gedanken, eine Wassergeburt zu erleben, musst du zunächst mit deiner Ärzt*in und/oder Hebamme checken, ob du gesundheitlich geeignet bist. Die Schwangerschaft muss dazu komplikationslos verlaufen sein und es dürfen keine Krankheiten oder Infektionen vorliegen. Das Kind darf nicht in Steiß- oder Querlage liegen, und auch Mehrlings- oder Frühgeburten können nicht in der Wanne stattfinden. All das verrät bereits, dass eine Wassergeburt zwar geplant werden kann, aber spontane Änderungen möglich oder sogar nötig sind. Es ist ratsam, sich mit dieser Spontaneität vertraut zu machen.

Sicherlich hilft es dir, Rat bei deiner betreuenden Ärzt*in oder Hebamme sowie bei erfahrenen Müttern zu suchen und über deine Sorgen und Bedürfnisse zu sprechen. Es ist außerdem durchaus möglich, dass du dir eine Geburtenwanne bei der Besichtigung der Entbindungsklinik vorab ansehen kannst. 

Rechtliche Lage und offizielle Empfehlungen

Wassergeburten werden in Deutschland seit 1982 durchgeführt. Die meisten Kranken- und Geburtenhäuser ermöglichen heute eine Geburt in der Wanne, und sogar bei Hausgeburten ist ein Pool einsetzbar. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Wassergeburt. Unter Wasser zu gebären ist also völlig legal und wird unterstützt.

Offizielle Empfehlungen werden über die Wassergeburt indes nicht abgegeben. Das rührt daher, dass jede Frau, jede Schwangerschaft, jeder Säugling und jede Geburt – und jedes Zusammenspiel dieser Faktoren – unterschiedlich ist. Es ist also die beste Grundlage für eine individuelle Entscheidung, dich eng betreuen und beraten zu lassen.

Fazit: Wassergeburt Ja oder Nein?

Ob Wassergeburt oder nicht, entscheidest du selbst – vorausgesetzt du bist gesund und bekommst keine Mehrlinge.
Ob Wassergeburt oder nicht, entscheidest du selbst – vorausgesetzt du bist gesund und bekommst keine Mehrlinge.
(Foto: CC0 / Pixabay / Pexels)

Die Vorteile des warmen tragenden Wassers liegen für eine gebärende Frau klar auf der Hand:

  • Schmerzen werden gelindert,
  • die Haut erweicht und dehnt sich besser,
  • viele Frauen sind ruhiger.

Die Nachteile sind nicht per se Nachteile, sondern Risiken:

  • Es könnte etwas unvorhergesehenes passieren, das einen Eingriff erfordert,
  • der Tauchreflex bleibt beim Säugling aus.

Diese Vorteile und Risiken gegeneinander abzuwägen, kann niemand für dich übernehmen. Du bist auf dem Weg zur Entscheidung aber nicht alleine. Wenn dir der Gedanke einer Wassergeburt gefällt, tausche dich mit erfahrenen Müttern, deinen Ärzt*innen und deiner Hebamme darüber aus.

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