Bewohner von Kuzbass, einer Region in Sibirien, haben beunruhigende Videos ins Netz gestellt. Sie zeigen ganze Straßenzüge, die von toxischem schwarzen Schnee bedeckt sind. Aktivisten sprechen von einer „menschgemachten ökologischen Katastrophe“.
Autos unter dicken Schichten einer seltsamen, schwarz-reflektierenden Masse. Straßenzüge und Gebäude zwischen „Schnee“-Bergen, die sich vom schwarzen Teer der Straße kaum unterscheiden. Die Bilder aus der sibirischen Kohlebergbauregion Kuzbass sind mehr als beunruhigend. Russische Medien sprechen von „post-apokalyptischen“ Szenarien.
Der britische Guardian hat in einem Video mehrere Aufnahmen zusammengeschnitten:
Schwarzer Schnee beeinträchtigt Lebenserwartung der Anwohner
Grund für den Niederschlag, der schon schwarz vom Himmel fällt, ist wohl die Kohlewirtschaft in der Region. Schließlich ist Kuzbass eine der weltweit größten Kohlelagerstätten und einer der größten Industrieregionen Russlands. Der Feinstaub, der den Schnee schwarz färbt, kommt laut dem Guardian aus den Tagebaugruben.
Den im Artikel zitierten Umweltschützern zufolge beeinflusst das auch die Gesundheit der 2,6 Millionen Einwohner der Region: Ihre Lebenserwartung läge im Schnitt drei bis vier Jahre unter dem russischen Durchschnitt von 66 bzw. 77 Jahren für Männer und Frauen. Außerdem seien auch andere Krankheiten wie beispielsweise Krebs überdurchschnittlich verbreitet.
Kohlekraftwerke: Sicherheitsvorkehrungen wurden ignoriert
Der Schnee enthalte verschiedene Schwermetalle wie Arsen und Quecksilber, so die Umweltschützer. Durch die offenen Transporte gelängen diese auch in die Umwelt. Kritikern zufolge würden Sicherheitsvorkehrungen in den Kohlegebieten Russlands zu oft ignoriert. Laut dem Gouverneur der Region, Sergei Tsivilew, seien die Tagebaukohleminen in den vergangenen Jahren näher an die Städte gerückt. Der stellvertretende Gouverneur von Kuzbass, Andrei Panov, sagte dem Guardian zufolge selbst, dass auch Kohle-Verbrennungsanlagen sowie Verschmutzung durch den Transport Gründe für den schwarzen Schnee seien.
Der schwarze Schnee tritt nicht zum ersten Mal in der Region auf. Dem Newsportal Tag24 zufolge wurde russischen Behörden im Dezember 2018 der Versuch vorgeworfen, den Schnee mit einem Pigment wieder weiß zu färben und so die Belastung zu vertuschen.
„Es ist schwerer, im Winter weißen Schnee zu finden, als schwarzen.“, so Vladimir Slivyak, Mitglied der Umweltorganisation Ecodefense. Momentan scheint die Situation aber besonders schlimm zu sein. Es wird vermutet, dass in einer der Anlagen ein Rückhaltesystem für Emissionen versagt hat. Wie der Direktor der Prokopyevskaya-Fabrik, Anatoly Volkov, gegenüber Vesti-Kuzbass TV sagte, sei ein Schild in seiner Anlage ausgefallen, welches die Luft vor Kohlestaub schützen solle.
Weitere Szenen aus Kuzbass findest du in diesem Video:
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Ökostromanbieter: Die besten im Vergleich
- 5 Gründe, warum nichts die Umwelt so radikal zerstört wie Braunkohle
- Erdöl: Darum ist es für die Umwelt und das Klima so problematisch
War dieser Artikel interessant?