Bei Selfnation kann man maßgeschneiderte Jeans über das Internet bestellen. Das Unternehmen verspricht: die Jeans wurden lokal, fair und nachhaltig produziert.
Der Grundstein des Zürcher Start-Ups wurde schon vor drei Jahren in Berlin gelegt. Richtig bekannt wurde das Unternehmen in den letzten Monaten, als sämtliche Modeblogs über die Unikat-Jeans berichteten. Bei Selfnation kann man sich Jeans nach Maß ganz einfach online bestellen – aus hochwertigen Materialien und in deutscher und schweizer Handarbeit produziert.
Das Ganze funktioniert so: Farbe aussuchen, Bundhöhe und Form (schmal, gerade, usw.) auswählen und danach die eigenen Maße eintippen – vom Hüft- bis zum Knöchelumfang. Die Jeans kosten zwischen 179 und 199 Euro – je nach Denimsorte. Nicht gerade günstig, allerdings verspricht das Unternehmen eine „lokale, faire und nachhaltige Produktion.“ Zudem hat man eine garantiert gut sitzende Jeans, deren Lebensdauer sicherlich länger ist als bei Hosen vom Modediscounter.
Selfnation: Denim aus Italien
Das beste Denim kommt, wenn es nach Jeanskennern geht, aus Italien. Selfnation bezieht sein Denim aus dem kleinen Dorf Inveruno in Norditalien – von dem Unternehmen Italdenim. Dieses ist der erste Jeansstoffhersteller der Welt, der dem Greenpeace Detox Commitment beigetreten ist. Das bedeutet: In der Produktion soll soweit wie möglich auf giftige Chemikalien verzichtet werden. Außerdem soll wasser- und stromsparend produziert werden.
Bei dem Detox-Commitment von Greenpeace machen bisher 32 Modemarken weltweit mit – von H&M bis Aldi. Sie alle haben sich dazu verpflichtet, bis 2020 nur noch ungefährliche Substanzen bei der Produktion von Kleidung zu verwenden. Das Programm von Greenpeace ist sehr erfolgreich und hat bei großen Modeketten schon viel Gutes bewirkt. Einziger Mangel: Die Umsetzung (bis 2020) dauert relativ lange, hier bleibt Greenpeace allerdings nur realistisch. Mit einer Mischung aus Strenge und Machbarkeit.
Einen Minuspunkt bekommt Selfnation bei der Herkunft der Baumwolle: Diese stammt im besseren Fall aus Spanien und Griechenland, was zumindest noch in der EU liegt – sie kann aber auch aus den USA kommen. Und das ist für Baumwolle dann doch ein recht weiter Weg.
Garn aus einem Breisgauer Familienunternehmen
Der Garn für die Selfnation-Jeans wird dafür gleich um’s Eck produziert: von Gütermann aus Gutach im Breisgau. Das Familienunternehmen stellt schon seit 150 Jahren Garn und Faden her, ist Öko-Tex Standard 100 zertifiziert und erfüllt die EU-Verordnung Reach, die das Chemikalienrecht aller Mitgliedstaaten regelt. Zudem hat das Unternehmen auch Nähfäden aus recyceltem Polyester im Sortiment: Die Reihe „rPET“ ist aus wiederaufbereiteten PET-Flaschen. Das alles ist gut, ginge aber natürlich noch besser – zum Beispiel mit GOTS-zertifizierter Bio-Baumwolle.
Verarbeitet werden die Jeans in zwei Manufakturen: Eine steht im italienischen Tessin, eine im bayerischen Neualbenreuth. Auch hier gibt es ein Nachhaltigkeits-Plus, denn die Transportwege bleiben so relativ kurz. Zudem arbeiten in den Manufakturen nur ausgebildete Fachkräfte.
Reißverschluss, Knöpfe und Verpackung
Die Reißverschlüsse der Selfnation-Jeans kommen nicht von irgendwem, sondern vom Erfinder persönlich – Riri aus St. Gallen ist seit 80 Jahren Reißverschluss-Spezialist. Hier bestellen sowohl Privatkunden als auch internationale Modehäuser aus Paris, London und New York.
Die Knöpfe bezieht Selfnation von Berning aus Wuppertal – ebenfalls einem Traditionsunternehmen, das seit 120 Jahren produziert. Die Herstellung der Lederlabels geschieht in der kleinen Manufaktur Okinawa, die sich im Nordosten Italiens befindet. Die Verpackung stammt aus Mittelsachsen – von der Lindner Feinkartonagen aus Mühlau. Seit 1909 werden hier im kleinen Familienbetrieb Verpackungen und Kartonagen hergestellt. Auch gut: Die verwendeten Materialien werden von namhaften Firmen aus Europa geliefert.
Selfnation-Jeans: lokal, fair und nachhaltig?
Die Idee von Selfnation ist definitiv nachhaltig – denn Jeans nur auf Bestellung zu produzieren, verhindert Überproduktion. Und das in einer Welt, in der täglich Berge von unverkaufter Kleidung einfach weggeworfen werden. Zudem halten Jeans, die in Handarbeit in Deutschland und der Schweiz entstehen und die von ausgebildeten Fachkräften hergestellt werden sicherlich länger als eine H&M-Jeans „made in China“. Außerdem sind die Selfnation-Jeans auf den Leib geschneidert, sie passen also wie angegossen, was die Tragedauer der Jeans noch einmal verlängern könnte.
Auch gut: Selfnation arbeitet ausschließlich mit kleinen Traditionsunternehmen zusammen. Und das Denim kommt von Italdenim, dem weltweit ersten Jeansstoffhersteller, der dem Greenpeace Detox Commitment beigetreten ist. So gut wie alle Zulieferer von Selfnation tragen das Öko-Tex-Zertifikat, das eine möglichst schadstofffreie Textilproduktion gewährleistet, aber auch nicht mehr. Wünschenswert wäre zum Beispiel GOTS-zertifizierte Bio-Baumwolle.
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