Der Lebensmittelkonzern Nestlé fordert auf Twitter zum Dialog– und erntet nichts als die Missgunst der Nutzer.
Wer Twitter auch nur ein wenig kennt, weiß, dass die aktuell erfolgreichsten Tweets auf der Startseite gelistet werden. Darüber steht häufig ein gesponserter Tweet. Heute heißt dieser „FragNestlé“. Offenbar hat der häufig kritisierte Schweizer Lebensmittelkonzern dafür Geld ausgegeben, um darauf aufmerksam zu machen, dass er für das Social Web erreichbar ist, Dialog sucht und reden will. Wahrscheinlich wollte Nestlé (auch) auf seine gleichnamige FAQ-Seite hinweisen, auf der das Unternehmen häufiggestellte, heikle Fragen beantwortet. Doch mehr als die fünf Worte des gesponserten Tweets sind von Nestlé auf Twitter zu dieser Aktion auf den ersten Blick nicht zu lesen. Und auch die Antworten des Unternehmens auf die rege eingehenden Fragen sind nur schwer zu finden, dafür muss man erst auf das Twitterprofil des Unternehmens klicken und dann den Reiter „Tweets & Antworten“ wählen.
Alles in allem keine gute Idee: Nestlé ist, milde gesagt, ein kritisches Unternehmen, das für Skandale mindestens so bekannt ist wie für seine Marken (z.B. Maggi, Wagner, Schöller) und seine Produkte (z.B. Kitkat und Nespresso). Dementsprechend fallen die Antworten auf Twitter aus.
„Wann fangt ihr an, im Sinne der gesamten Menschheit und Umwelt zu handeln? Geht es nur darum, den eigenen Geldbeutel zu füllen?“, heißt es da zum Beispiel.
Oder: „In meinen Augen sollte Wasser ein öffentliches Gut sein, auf das jeder Anrecht hat. Wieso sieht Nestlé das anders?“.
Und: „Warum hasst ihr Regenwälder? Warum liebt ihr Kinderarbeit? Warum habt ihr ein Monopol für Schokolade und Wasserflaschen?“.
Andere Twitter-Nutzer machen sich Gedanken um den Sinn des Twitter Sponsorings:
„Habt ihr bereits die Leute aus eurem Marketing gefeuert, die meinten der Hashtag #FragNestlé wäre eine gute Idee?“
„Habt ihr eigentlich ernsthaft erwartet, Ihr würdet mit diesem Hashtag etwas anderes erreichen, als kritisiert zu werden?“.
Utopia meint: Konzerne wie Nestlé sind für viele kritische Konsumenten ein rotes Tuch – aber sie sind Teil unserer Konsumwelt und so mächtig, dass sie ein Teil der Lösung sein müssen, wenn wir eine nachhaltige Zukunft wollen. Darum macht es Sinn, mit ihnen reden. Aber ein blinder gesponserter Tweet ist definitiv der falsche Weg.
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