Plastikbecher und Essensverpackungen: In der Corona-Pandemie produzieren wir so viel Verpackungsmüll wie nie. Auf viele Verpackungen könnten wir verzichten. Doch in einigen Fällen sind sie wichtig – fünf Fakten, die du noch nicht über Verpackungen wusstest.
Mülleimer, aus denen Plastikgeschirr, Kaffee-to-go-Becher und Essensverpackungen überquellen – während der Corona-Pandemie ist das kein seltener Anblick. Viele stellen fest: Der Verpackungsmüll ist durch Corona teilweise stark angestiegen. Die Frankfurter Müllentsorgung FES meldete für März und April 2.608 Tonnen Verpackungsabfall – das sind elf Prozent mehr als in den Vormonaten.
Doch auch ohne die Coronakrise nimmt der Verpackungsmüll in Deutschland Jahr für Jahr zu. 2018 produzierte jede:r Deutsche laut Umweltbundesamt (UBA) 227,5 Kilogramm. Aber sind denn alle Verpackungen unnötig und per se schädlich für die Umwelt? Wir zeigen fünf bislang wenig bekannte Fakten über Verpackungen.
Wo wir Verpackungsmüll produzieren – und ihn einsparen können
Die Gründe für die gestiegenen Mengen an Verpackungsmüll sind vielfältig: Der Online-Handel boomt – während der Corona-Pandemie mehr denn je. Wir konsumieren mehr Speisen und Getränke „to go“ und die Verpackungen für Produkte sind teilweise sehr aufwendig.
1. Weniger Verpackungen im Online-Handel
Beim Online-Shopping kommt es auf uns Kund:innen genauso an wie auf die Hersteller. Denn wir entscheiden, was und wie viel wir online einkaufen und haben damit einen großen Einfluss darauf, wie viel Verpackungsmüll letztlich anfällt. Du kannst deshalb darauf achten, dir nicht jedes Teil extra zu bestellen, sondern Produkte im Warenkorb lassen, bis du mehrere zusammenhast und die Online-Bestellung erst dann abschicken. Das hat noch zwei weitere Vorteile: Ab einem bestimmten Bestellwert sparst du meist die Versandkosten und wenn du nach ein paar Wochen wieder in deinen Warenkorb schaust, merkst du, dass du das ein oder andere Kleidungsstück, Accessoire oder Technikspielzeug doch nicht mehr so dringend brauchst.
Doch auch die Versandhändler sind hier gefragt: Bei manchen Shops kannst du auswählen, dass du alle Produkte in einem Paket zugeschickt bekommen möchtest. Das dauert womöglich etwas länger, spart aber viel Verpackungsmaterial. Einige Anbieter testen zudem gerade Mehrweg-Versandtaschen aus recyceltem Kunststoff.
2. Essen und Getränke „to go“ – aber unverpackt?
Durch die Corona-Beschränkungen ist ein Restaurantbesuch im Moment nicht möglich, viele bestellen ihr Essen deshalb zum Mitnehmen oder lassen es sich liefern. Wir sollten die Gastronomie auch weiterhin unterstützen, allerdings geht das auch mit weniger Verpackungsmüll.
Frag deshalb bei der Bestellung ruhig nach, ob du deine Box selbst mitbringen darfst und das Restaurant dir dein Essen darin einpackt. Und der Kaffee-to-go schmeckt im eigenen Thermobecher ohnehin viel besser und bleibt länger warm.
Packt dir das Lokal dein Gericht nicht in deine eigenen Behälter, dann verzichte zumindest auf die Plastiktüte, die viele Restaurants zusätzlich verwenden und weise sie darauf hin, dass du dein Essen weiter gerne bei ihnen holen würdest, aber ungern wieder so viel Verpackungsmüll verursachen möchtest. Vielleicht findet ihr gemeinsam eine Lösung.
Verpackung ist dabei nicht gleich Verpackung: Viele Lokale greifen bereits auf recycelte Kunststoffverpackungen oder Papier- und Pappverpackungen zurück. Und was nie sein muss: Plastikbesteck – das hast du zu Hause oder du packst dir Gabel, Messer und Löffel für unterwegs ein.
Einige Restaurants bieten zudem die Möglichkeit, Essen in Mehrwegschalen liefern zu lassen oder abzuholen. Deutschlandweit kannst du beispielsweise Mehrwegbehälter von Rebowl, reCirCLe Deutschland und VYTAL nutzen. Die VYTAL-Schalen kannst du auch für die Salatbar in REWE-Filialen verwenden: Die Supermarktkette testet das Mehrwegsystem gerade im Großraum Köln.
3. Optimierte Verpackungen im Supermarkt
Beim Einkaufen im Supermarkt begegnen uns allerlei (Plastik-)Verpackungen. Doch nicht jede Verpackung ist wirklich nötig und einige Supermärkte arbeiten bereits daran, Verpackungen zu vermeiden.
Ob Orange, Banane oder Kartoffel: Viele Obst- und Gemüsesorten haben schon eine Verpackung – nämlich ihre Schale! Du kannst sie deshalb ohne Bedenken lose in deinen Einkaufswagen packen oder einfach ein Mehrweg-Frischenetz verwenden. Bei REWE und PENNY kommt das Bio-Obst und -Gemüse beispielsweise schon nahezu komplett unverpackt daher.
Bei empfindlicheren Sorten wie Beeren oder Salat verfolgt die Verpackung jedoch einen bestimmten Zweck: Das Obst und Gemüse länger frisch halten. Ohne Verpackungen verderben diese Lebensmittel schneller und viele Kund:innen kaufen sie nicht mehr.
Eine gute Zwischenlösung sind deshalb optimierte Verpackungen, die deutlich weniger Kunststoff verbrauchen, Recycling-Verpackungen und Papierverpackungen aus Altpapier. Wenn es nicht ganz ohne Verpackung geht – zum Beispiel bei Getränken oder Reinigungsmitteln – sind Verpackungen aus Rezyklat eine umweltfreundlichere Lösung.
4. Umweltfreundlichere Verpackungen
Um Lebensmittel zu transportieren und auf eine bestimmte Einkaufsmenge zu begrenzen, werden Verpackungen dennoch zumindest in vielen Bereichen weiterhin benötigt werden. Doch für nicht recycelte oder recycelbare Kunststoffverpackungen gibt es eine bessere Alternative: umweltfreundlichere Verpackungen.
Dazu zählen beispielsweise Verpackungen aus Graspapier. Aus dem schnell nachwachsenden Rohstoff Gras werden dabei ohne Chemieeinsatz Graspellets hergestellt, die später als Obst- und Gemüseverpackungen dienen. Das Graspapier besteht zu 40 Prozent aus sonnengetrocknetem Gras und zu 60 Prozent aus Holz, die Produktion verbraucht weniger Wasser und Energie als die von Frischefasern oder Altpapier. Bei PENNY werden zum Beispiel die Bio-Äpfel und Bio-Rispentomaten damit verpackt, bei REWE die Bio-Birnen.
5. Coating – ein Schutzmantel für Lebensmittel
Coating heißt ein neues Verfahren, das Lebensmittel vor dem Verderben schützen und gleichzeitig Verpackungsmüll einsparen soll. Obst und Feldfrüchte erhalten dazu einen hauchdünnen, essbaren Überzug (einen „coat“, englisch für Mantel), der die Zellatmung reduziert. Die Früchte sollen damit länger frisch bleiben.
Die REWE Group testete Coating bereits 2019 als erster deutscher Lebensmittelhändler: Limetten, Avocados, Mangos und Pomelos bekommen testweise einen unsichtbaren Mantel, der sie doppelt so lange frisch halten soll wie unbehandeltes Obst. Der britische Hersteller AgriCoat NatureSeal stellt den essbaren, geschmacksneutralen Überzug mit dem Namen „Semperfresh“ aus natürlichen Zuckerresten, Zellulose und pflanzlichen Ölen her.
Mehr Informationen findest du hier
Neben dem Coating testet und entwickelt die REWE Group weitere Ansätze, um konsequent Verpackungen einzusparen. Das Unternehmen hat Foodwaste und Plastikmüll den Kampf angesagt und sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2030 alle Eigenmarkenverpackungen umweltfreundlicher zu gestalten. So wurden bereits die Verpackungen von über 2.000 Artikeln verbessert oder ganz weggelassen – auf diese Weise sparen REWE und PENNY jedes Jahr über 8.800 Tonnen an Kunststoff ein.
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