„Wer von euch kackt regelmäßig in sein Wohnzimmer?“, fragt Mediziner und Komiker Eckart von Hirschhausen öfter mal sein Publikum. Keiner, will man meinen. Warum haben wir dann in unserem Haushalt immer noch so viele Dinge, die nicht nur der Umwelt schaden und Ressourcen verbrauchen, sondern uns sogar krank machen?
Humor kann die Welt retten, ist von Hirschhausen überzeugt. Wissen auch, möchten wir ergänzen. Scheu dich deshalb niemals zu hinterfragen, was in deinem Weltverbesser-Zuhause besser laufen könnte.
Hier 7 Dinge, die Weltverbesserer kritisch sehen:
1. Kritisch: Aluminium
Das silbrige Leichtmetall ist in der Herstellung besonders aufwendig und darüber hinaus belastend für die Umwelt. Rein theoretisch wäre Alu gut zu recyceln, faktisch ist das aber oft schwierig, etwa wenn Aluminium Teil von Verbundwerkstoffen ist.
Das Alu-Recycling ist stets energieaufwendig, und oft wird Alu nicht in gleicher Qualität recycelt, was bedeutet: Aus Kaffeekapseln (Primäraluminium) werden vielleicht zum Teil Fensterprofile (Sekundäraluminium) – aber nicht umgekehrt. Und „zum Teil“ heißt, das eben keineswegs wirklich alles recycelt wird, auch wenn der Hersteller mit dem Wort „recycelbar“ wirbt: Das Umweltbundesamt etwa gibt als Ziel an, bei Alu 50% zu recyceln – und auch das hat noch Zeit bis 2025 (UBA).
Das kannst du tun: Alufolie zum Abdecken von Lebensmitteln kannst du problemlos durch Wachstücher ersetzen. Kaffeekapseln, ob aus Alu oder Plastik, braucht kein Mensch – loser Kaffee ist in vielen Variationen (aufgebrüht, Durchdrückkanne, Vollautomat) auch noch bis zu zehnmal billiger.
Bei der Sommerparty einen Einweggrill aus Alu zu verwenden, ist nicht nur uncool, sondern könnte auch gesundheitsschädigend sein. Und wenn du bei einem romantischen Abend nicht auf Teelichter verzichten möchtest, dann kauf solche ohne Aluhülle. Sinnvoll ist Alu nur für die dauerhafte Anwendung, aber nicht bei Wegwerfprodukten.
2. Kritisch: Chemiekeulen beim Putzen
Sie duften manchmal mehr, manchmal weniger gut, sind zuhause aber eine große Hilfe und werden deswegen geduldet: Die Rede ist von chemischen Haushaltshilfen wie Schimmelentferner, Abflussreiniger, Ameisenfallen usw.
Doch auch wenn sie noch so effizient sind, enthalten sie oft bedenkliche Substanzen, die nicht nur für unsere Gesundheit, sondern auch für die Umwelt extrem schädlich sind, weil sie aus toxischen und nicht abbaubaren Zusätzen bestehen. Einige Produkte sind auch schlicht unsinnig, etwa stark ätzende Rohrreiniger, die die Rohre schädigen, statt die Verstopfung zu beseitigen.
Das kannst du tun: Greif zu ökologischen Alternativprodukten, dessen Inhaltsstoffe biologisch abbaubar sind. Achte zum Beispiel auf Siegel für ökologischere Putzmittel, zu den wichtigsten gehören NCP, EcoCert und Eco Garantie. Inzwischen haben viele Bio-Supermärkte in deiner Nähe eigene Abteilungen für Öko-Reinigungsmittel. Heißer Tipp bei Verstopfungen: Ein „Pömpel“ kostet nur wenige Euro und kann, regelmäßig eingesetzt, über Jahrzehnte hinweg Verstopfungen vorbeugen und beseitigen.
3. Kritisch: Mikroplastik
Mikroplastik ist fast noch bedenklicher als Plastik, weil es in Dingen enthalten ist, in denen wir es kaum vermuten. So erweisen sich die praktischen Mikrofasertücher beispielsweise als gemeine Übeltäter, genauso wie viele Putz- und Spültücher. Auch viele Pflegeprodukte, etwa Körperpeelings, Duschgels, Shampoos, Sonnencremes, Lippenstifte, Puder usw. enthalten flüssige Kunststoffe, die einerseits über die Haut in unsere Blutbahn geraten und andererseits schlecht aus dem Abwasser gefiltert werden können.
Das kannst du tun: Meide Produkte, die Mikroplastik enthalten. Verwende Putztücher aus biologisch abbaubaren Stoffen. Achte auf Siegel wie Flustix (generell plastikfrei), Mikroplastikfrei (Edeka, Netto), Frei von Mikroplastik (Aldi) sowie Rezeptur ohne Mikroplastik (Rossmann) und Ohne Mikroplastik (dm). Zertifizierte Naturkosmetik enthält generell keine Kunststoffe (Verbraucherzentrale).
4. Kritisch: Werbemüll
Hierzulande landet unerwünschte Werbepost tonnenweise ungelesen im Müll. Die meisten Menschen ärgern sich darüber, machen aber nichts dagegen, weil es ihnen zu kompliziert ist. Dabei vergrößert die Werbeflut nicht nur die Müllberge, sondern verursacht auch CO2-Emissionen und steigert den Verbrauch von Wasser, Chemikalien und Papier – für Werbung, die wir ungelesen wegwerfen!
Das kannst du tun: Besorg dir einen Aufkleber mit dem Hinweis „Stop! Bitte keine Werbung“. Du bekommst sie in manchen Postfilialen und auch online. Wenn du mehrere hast, schenk sie deinen Nachbarn und Freunden – sie werden dir dankbar sein.
Wenn du auch die Gratis-Wochenzeitungen nicht willst, muss auch der Hinweis „Keine kostenlosen Zeitungen“ zu lesen sein. Trag dich außerdem in die Deutsche Robinsonliste und die DDV-Robinsonliste ein.
5. Kritisch: Stand-by
Die Diskussion, ob man Elektrogeräte im Stand-by-Modus lässt, statt sie auszuschalten, klingt erstmal kleinlich. Doch die Zahlen sprechen für sich: In einem durchschnittlichen Drei-Personen-Haushalt sorgen Geräte im Stand-by-Modus laut co2online für eine 10 bis 20 Prozent höhere Stromrechnung.
Anders herum formuliert: Mindestens jedes zehnte Kraftwerk (auch Kohle und Atom) läuft nur, um „ausgeschaltete“ Geräte zu betreiben!
Das kannst du tun: Kauf keine elektronischen Geräte ohne echten Ein/Aus-Schalter. Erwäge bei Geräten mit Stand-by die Anschaffung einer Steckdose oder Steckerleiste mit Kippschalter. Schalte Spielekonsolen wie Xbox und Playstation aus und zieh den Stecker, statt sie im Stand-by zu betreiben.
Meide Internetradios und Sprachassistenten wie Amazons Alexa, denn diese müssen permanent mit dem Internet verbunden sein, um zu funktionieren. Wenn du deine Geräte tatsächlich ausschaltest, statt Stand-by zu verwenden, kannst du laut Utopia im Jahr um die 100 Euro sparen.
6. Kritisch: konventioneller Strom
Apropos Stand-by: Unser Strom ist etwas, das alle Weltverbesserer sehr kritisch sehen sollten. Noch immer verwendet Deutschland einen Strommix, der zum größten Teil aus Kohle oder Kernenergie besteht. Was das Problem an Atommüll ist, müssen wir dir hoffentlich nicht mehr erklären. Braun- und Steinkohle dagegen gehören immer noch zu den größten Produzenten von klimaschädlichen Gasen (UBA).
Das kannst du tun: Steig um auf Ökostrom. Damit verbesserst du vielleicht nicht gleich die ganze Welt, aber mit einem Schlag ist dein persönlicher Strom kohle- und atomfrei und damit so klimafreundlich, wie es derzeit möglich ist. Eine Liste von Anbietern findest du hier beim Öko-Institut e.V., bei utopia.de gibt es auch einen Öko-Stromvergleich nur für zertifizierte Ökostrom-Angebote.
7. Kritisch: Raumdüfte
Ob Räucherstäbchen oder Duftlampen: Wir lieben es, unsere Wohnungen zu beduften. Was viele dabei nicht bedenken: Selbst natürliche Duftstoffe können schädlich sein. So gibt es eine halbe Million Duftstoff-Allergiker allein in Deutschland (UBA), diese Kontaktallergie ist die zweithäufigste nach der Nickel-Allergie.
Putz- und Reinigungsmittel verwenden diese Duftstoffe ebenso häufig wie Kosmetika. Viele Duftstoffe gelten als „hormonell wirksam“ und daher besonders problematisch für Kleinkinder, Kinder und Schwangere. Weil die Wirkungszusammenhänge aber komplex sind, führen Erkenntnisse hier nicht immer zu Verboten …
Das kannst du tun: Meide Duftstoffe, die nicht wirklich notwendig sind. Eigentlich reicht es, sauber zu sein – sich mit Parfüm einzustäuben, ist oft gar nicht nötig, und wenn, dann sei eben sparsam. „Raumdüfte“ und Duftkerzen sind – obwohl natürlich gemütlich – besonders unnötig. Einfach mal lüften ist meist die bessere Wahl!
Gute Infos findest du beim WECF in der Broschüre Vorsicht! Schadstoffe im Alltag und mithilfe der App Nestbau – Giftfrei einkaufen. Eine Liste von duftstofffreien Kosmetika, Putz- und Waschmitteln bietet außerdem der DAAB.
Was Weltverbesserer noch kritisch sehen:
- Wäsche waschen – es geht auch öko, logisch!
- Das unkritische Badezimmer – die Anleitung
- Auch kritisch: Klimaleugner – und wie man mit ihnen umgeht
War dieser Artikel interessant?