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Stromschlucker Standby: 12 Fakten zum fiesen Energiefresser

Standby
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Standby kostet dich oft mehr Geld und Strom als die eigentliche Nutzung des Geräts in Betrieb. Wir zeigen dir dreiste Stromsünder, nennen traurige Zahlen und Fakten – und liefern hilfreiche Standby-Tipps.

Bitte nicht falsch verstehen, natürlich solltest du hinter dir immer das Licht ausmachen. Aber jeder Haushalt verpulvert so viel Energie durch den Bereitschaftsmodus wie fünf Energiesparlampen im Dauereinsatz verbrauchen. Die fünf Lampen würden wir niemals Tag und Nacht ein ganzes Jahr lang brennen lassen, sondern sie ganz schnell ausschalten.

Warum also nicht auch den Standby-Modus abschalten, der nicht umsonst auf Amtsdeutsch „Schein-Aus-Modus“ heißt? Bei vielen Geräten hilft es schon, den Stecker zu ziehen …

1. Der größte Stromschnorrer: die Stereoanlage

35 Euro im Jahr für Standby: Die Stereoanlage toppt selbst Fernseher und Computer mit einem horrenden Stromverbrauch im Standby-Modus. Mini-HiFi-Anlagen sind nicht viel besser. Auch hier zahlst Du jedes Jahr 25 Euro dafür, dass die Anlage auf Knopfdruck bereit ist. Jetzt überlege mal, wie häufig du die Stereoanlage wirklich in Betrieb hast,– etwa zwei Stunden pro Woche?

Das bedeutet: Die Anlage verbraucht jährlich mehr Strom im Bereitschaftsmodus als im Betrieb!

Also am besten die Stereoanlagen nur dann einstöpseln, wenn du gerade Musik hören willst.

Im Standby-Modus kostet dich die Stereoanlage 35 Euro im Jahr.
Im Standby-Modus kostet dich die Stereoanlage 35 Euro im Jahr. (Foto: CC0 Public Domain / unsplash - Jason Mitrione)

Du willst Zahlen (statt zahlen)? Zwei Stunden Musik pro Woche aus der Stereoanlage kosten im Jahr rund 20 Euro. Bei gestiegenen Preisen ist es noch mehr. Ist die Anlage die übrige Zeit auch angeschlossen, verbraucht sie zusätzlich Strom für mindestens 35 Euro.

2. Teurer Spaß: So viel kostet Standby jedes Jahr

Jetzt kommen die versprochenen nackten Zahlen, und sie werden dich überraschen: Je nach Anzahl und Art der Geräte kann der „Leerlauf“ der Geräte in einem drei-Personen-Haushalt bis zu 20 Prozent der Stromkosten ausmachen. Jedes Jahr fallen so mindestens 100 Euro Stromkosten nur wegen des Standby-Modus an. In Deutschland sind „Leerlaufverluste“ in Privathaushalten und Büros für einen Stromverbrauch in Höhe von mindestens 22 Milliarden kWh pro Jahr verantwortlich (UBA). Durch vollständigen Verzicht auf den Standby-Modus könnten in einem Einfamilienhaus im Jahr bis zu 360 Kilowattstunden (kWh) und mindestens 115 Euro gespart sowie 170 kg CO2 vermieden werden, rechnet co2online vor. 

Insgesamt verursacht Standby in Haushalten jährlich Kosten von mindestens vier Milliarden Euro. Zum Vergleich: Für den Strom, der allein im Standby-Modus verbraucht wird, wären in Deutschland zwei mittelgroße Atomkraftwerke notwendig.

Atomkraftwerk Philippsburg
Allein für den Stromverbrauch im Standby-Modus in Deutschland bräuchte es den Strom von zwei mittelgroßen Atomkraftwerken. (Foto: "Atomkraft" von Metropolico.org unter CC BY-SA 2.0)

Übrigens: Besonders Computer, Spielekonsolen und andere Unterhaltungselektronik sind echte Stromfresser im Standby-Modus. Du solltest diese besser ausschalten, wenn du sie nicht nutzt. Auch Router, Repeater und Festnetztelefone können bedenkenlos ausgeschaltet werden, wenn sie nicht in Betrieb sind. Denn: Viele Router verbrauchen ähnlich viel Strom wie ein sparsamer Kühlschrank. Bei Dauerbetrieb kommen schnell jährlich bis zu 40 Euro zusammen. Bei steigenden Strompreisen natürlich entsprechend mehr.

Stromvergleich Ökostrom: der Ökostrom-Vergleich von Utopia

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3. Fernseher im Standby: Harmlos oder Energieschleuder?

Fernseher waren früher große Stromfresser – auch im Bereitschaftsmodus. Denn die Flimmerkiste wartete die ganze Zeit auf ein Signal von der Fernbedienung.

Inzwischen haben die Hersteller aber nachgebessert: Neue Fernseher schlucken maximal ein halbes Watt im Wartemodus. Auf ein Jahr umgerechnet macht das etwa einen Euro. Viel Strom verbrauchen die neuen Fernseher also erst, wenn sie auch wirklich in Betrieb sind.

Jetzt bitte nicht in Euphorie ausbrechen, denn es gibt einen großen Haken an der Sache: Wenn du einen DVB-T-Receiver oder -Rekorder hast, verbraucht der etwa genauso viel Strom im Standby wie früher der Fernseher. Deshalb gilt auch hier: Stecker raus.

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4. Standby: Gibt es bald eine EU-Verordnung?

Dass sich die EU nicht nur um krumme Gurken kümmert, zeigt dir schon diese revolutionäre Verordnung zur Standby-Stromverschwendung: Neue Haushaltsgeräte und alle Unterhaltungselektronik dürfen seit 2014 nicht mehr als ein bis zwei Watt im Standby verbrauchen. Ist das Gerät länger ausgeschaltet, muss der Stromverbrauch sogar auf unter ein Watt sinken.

Auch für Computer oder Zubehör gibt es eine EU-Verordnung, die alle Hersteller dazu zwingt, den Stromverbrauch bei abgeschalteten Geräten auf ein halbes Watt zu reduzieren. Oft tricksen Hersteller aber und führen einen eigenen Ruhemodus ein. Einige Geräte haben dagegen gar keinen „Aus“-Schalter. Da hilft dann die beste Verordnung nichts.

Kaufe also nichts, was nicht auch einen echten „Aus“-Schalter hat – egal, ob es sich um einen Fernseher, eine Stereoanlage oder eine externe Festplatte handelt.

5. Tückisch: Geräte, die immer in Betrieb sind

Die Waschmaschine verbraucht Strom, obwohl sie nicht wäscht? Ja, leider – denn sie wartet darauf, dass du irgendwann einmal den Schalter von „Aus“ auf eines der Waschprogramme drehst.

Genauso befinden sich viele andere Haushaltsgeräte im Standby-Modus, von denen du vielleicht nicht einmal wusstest, dass sie einen Standby-Modus haben. Beim DVD-Player kann man sich das ja denken, aber auch das Smartphone-Ladegerät verbraucht ununterbrochen Strom, wenn es in der Steckdose steckt.

Das Gleiche gilt für Amazon Echo, Google Home und ähnliche Geräte mit Stimmsteuerung: Sie alle müssen ununterbrochen „zuhören“ und Spracherkennung durchführen, meist mit Netzwerkverbindung. Entsprechen verbrennen sie über den Daumen gepeilt zwischen 2 und 7 Watt – Tag und Nacht, die gesamte Woche hindurch. Eigentlich sollten wir solch verschwenderische Geräte gar nicht mehr nutzen – oder, wenn wir schon solche Stromschleudern verwenden, dann sollten wir im Sinne des Klimaschutzes wenigstens zu Ökostrom wechseln.

Standby
Wenn du Smartphone-Ladegeräte ständig an die Steckdose gestöpselt lässt, zahlst du für vier Netzteile pro Jahr etwa 50 Euro. (Foto: © kropekk_pl / Pixabay)

Pro Jahr kosten dich Ladegeräte je nach Schätzung und Typ bis zu 50 Euro (UBA), ohne dass es dein Mobiltelefon auch nur ein einziges Mal aufgeladen hat. Je höher der Strompreis, desto höher die versteckten Kosten. Noch ein Beispiel? Die Gegensprechanlagen und Klingeln stehen immer unter Strom. Im Bereitschaftsmodus verbrauchen sie jedes Jahr die Leistung eines kleinen Kraftwerks (45 MW).

Noch ein Beispiel für Geräte, die immer im Betrieb sind: Automatische Öffnungshilfen für Kühlschränke und anderes Küchenmobiliar. LeserInnen berichteten uns von einzelnen Systemen, die 6 Watt im Standby verbrannten. Besonders ärgerlich sei das, weil die Herstellerinformationen den Standby-Stromverbrauch überhaupt nicht sichtbar gemacht hätten und man ihn daher erst nach Anschaffung einer neuen Küche und eigener Messung festgestellt habe. Woraus sich der Rat ergibt: Achte auch beim Kauf von kompletten Küchen oder Möbeln mit Elektrogeräten (z.B. Schrankwände mit Lampen) auf Standby-Angaben – und nimm etwas anderes, wenn diese fehlen.

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6. Stromschlucker: Radiowecker, Spielekonsolen, Internet-Radio

Bei einigen Geräten unterschätzen wir gerne den Stromverbrauch, zum Beispiel

  • klassische Radiowecker
  • Spielekonsolen
  • Internet-Radios

Sie alle schlucken auch im Standby richtig viel Strom. Besonders ältere Radiowecker mit großem Display sind im Bereitschaftsmodus sehr stromintensiv. Auch den damit verbundenen „Elektrosmog“ möchte vielleicht nicht jeder neben dem Kopfkissen wissen.

Spielekonsolen wie Xbox und Playstation verbraten im Betrieb über 100 Watt. Doch ausgerechnet der Standby-Modus schluckt bei neuen Spielkonsolen enorm viel Strom. So viel, dass die Konsolen von Sony und Microsoft über das Jahr gesehen mehr Strom im Standby-Modus verbrauchen können als während des eigentlichen Spielens. Ein wenig Linderung schaffen die Power-Einstellungen der Geräte, richtig gut wird’s erst mit Stecker-ziehen oder Aus-Steckdosenschalter.

Internet-Radios sind ein relativ neues Problem. Weil sie letztlich kleine Computer sind, die digitale Musikdaten als Stream aus dem Internet holen, brauchen sie viel Strom. Und das auch im ausgeschalteten Zustand, denn beim „echten Einschalten“ müssten sie sich erst ins WLAN einwählen, dann beim Router eine Internet-Adresse besorgen, im Internet ein Radio-Verzeichnis abrufen und erst dann kann es losgehen.

Das dauert oft einige Minuten – und niemand wartet heute gerne. Die Schattenseite ist aber, dass die Netzradios ständig eine aufwändige WLAN-Verbindung aufrecht erhalten. 24 Stunden am Tag, auch im Standby. Also lieber mit Kippschalter ausstatten und ein bisschen warten.

Strom sparen geht übrigens auch mit LED-Lampen:

Carus LED-Lampen
LED-Lampen helfen Strom sparen (Foto © Carus)

7. Standby-Killer: Was taugt die Steckerleiste?

In so gut wie jeder Wohnung gibt es Mehrfachstecker und wer schon einmal etwas von Standby gehört hat, der hat sich einen Mehrfachstecker mit Kippschalter gekauft. Gefahr erkannt – Gefahr gebannt, könnte man meinen.

Leider haben auch die Steckdosenleisten einen eigenen Energieverbrauch, wenn das Glimmlämpchen leuchtet. Nicht viel, aber eben auch Strom für nichts und wieder nichts – vor allem, wenn man zwar die Steckerleiste verwendet, aber die Geräte selten bis nie damit abschaltet.

Es gibt aber eine Alternative, die nur wenige kennen: sogenannte „Master-Slave-Steckdosen“. Dies sind automatische Mehrfachstecker, die einen „Master“- und mehrere „Slave“-Stecker haben. Dein Haupt-Gerät steckst du in den „Master“-Anschluss, zum Beispiel den PC oder Fernseher. Zusätzliche Geräte schließt du dagegen bei „Slave“ an, wie etwa einen DVD-Player oder Drucker und Monitor. Erst wenn du dein Hauptgerät einschaltest, werden die Zusatz-Geräte ebenfalls (automatisch) eingeschaltet. So sparst du 95 Prozent des Standby-Verbrauchs ein.

Steckdosenleiste schaltet auch Standby ab
Steckdosenleiste schaltet auch Standby ab (© Pixabay CC0)

8. Standby-Killer für den Fernseher

Wenn du neben deinem Fernseher noch einen DVD-Player, eine Spielekonsole oder Lautsprecher angeschlossen hast, kann es sich lohnen, den Stromverbrauch im Standby zu reduzieren. Die „Master-Slave-Steckdosen“ sind für den Fernseher ideal, aber nicht die einzige Lösung.

Es gibt spezielle Standby-Killer für den Fernseher, die einen Infrarot-Empfänger haben. Diese Geräte haben die Größe einer Zeitschaltuhr und werden zwischen Steckdose und Fernseher (oder Mehrfachstecker) gesteckt. Wenn du dann einmal auf den roten Power-Knopf der TV-Fernbedienung drückst, aktivierst du den Standby-Killer.

Um nun auch den Fernseher einzuschalten, drückst du ein zweites Mal auf den roten Power-Knopf. Später schaltest du den Fernseher dann wie gewohnt ebenfalls über den roten Knopf aus. Nach einigen Sekunden fährt dann auch der Standby-Killer herunter und unterbricht die Stromzufuhr zum Fernseher.

Aber: Das Ganze ergibt natürlich nur Sinn, wenn der Standby-Killer weniger Strom verbraucht als die Geräte, die im Standby laufen. Auch berichten viele Nutzer von Problemen, etwa wenn die Geräte zusammen so viel Strom verbrauchen, dass der Standby-Killer den Standby-Modus gar nicht mehr erkennt.

  • Standby-Killer kaufen bei Amazon

9. Standby-Sünder aufspüren mit Stromzähler

Du bist dem Standby-Modus nicht schutzlos ausgeliefert. Einige Strom-Sünder haben wir dir schon gezeigt, andere kannst du selber in der Wohnung aufspüren.

Bei Verbraucherzentralen und Umweltverbänden kannst du ein Strommessgerät ausleihen und die elektrischen Geräte überprüfen. Das schaltest du zwischen Steckdose und den Stecker des Geräts und bekommst dann den Stromverbrauch angezeigt. So siehst du, wie viel dein konkretes Gerät wirklich verbraucht, im Betrieb und auch im Standby.

Es lohnt übrigens, gleich stromsparende Geräte zu kaufen, hier einige Anregungen:

10. Tipps & Tools gegen Standby-Schnorrer

Bei manchen Geräten wirst du schockiert sein, wie viel Strom sie im Bereitschaftsmodus verbrauchen. Bares Geld sparst du mit unseren Tipps:

  • Zeitschaltuhr für den WLAN-Router (oder zumindest über die Router-Software das WLAN per Zeitschaltung nachts deaktivieren)
  • Master-Slave-Steckdosen für PC und Fernseher
  • Standby-Killer mit Infrarot für Fernseher
  • Stecker bei Haushaltsgeräten und der Waschmaschine ziehen
  • Stromanschluss hinter dem Regal? Mehrfachstecker sind die Lösung
  • Auf Timer-Funktionen verzichten
  • Vor dem Urlaub Stromsicherung herausnehmen/abschalten
  • Beim Neukauf auf Stromverbrauch im Standby achten
Standby - Zeitschaltuhr
Eine Zeitschaltuhr für die schlimmsten Stromschlucker amortisiert sich schnell. (Foto: © Orca / Pixabay)

Wenig Arbeit macht dir außerdem eine automatische Standby-Abschaltung: Die Energiespar-Steckdose AES3 von Ansmann (kaufen z.B. bei Conrad oder Amazon) beispielsweise kappt automatisch den Strom, wenn das Gerät in den Standby-Modus wechselt. Geeignet ist sie zum Beispiel für den Computer oder HiFi-Anlagen.

11. Standby-Falle: Warmwasser-Boiler

Ein Warmwasser-Boiler in der Küche oder im Bad sorgt für ein großes Problem: Der Boiler hält das Wasser konstant auf einer bestimmten Temperatur und muss das Wasser ständig nachwärmen – sogar in der Nacht. Die einfachste Lösung ist ein Stecker mit Kippschalter, mit dem du den Boiler selber ein- und ausschalten kannst.

Schließt du einen Thermo-Stopp an, bekommst du einen Signalton, wenn das Wasser heiß ist. Alternativ kannst du auch mit einer Zeitschaltuhr regeln, dass du morgens und abends heißes Wasser hast. Jedes Jahr sparst du so etwa 30 Euro.

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12. Standby beim Smartphone: Viele Dienste saugen am Akku

Auch wenn du das Smartphone den ganzen Tag nicht anrührst, verbraucht es ununterbrochen Strom im Standby-Modus. WLAN, Bluetooth und Ortungsdienste solltest du nur einschalten, wenn du sie auch gerade benötigst. Die automatische Aktualisierung von Apps im Hintergrund lehrt den Akku ebenfalls schnell, ebenso eine hohe Displaybeleuchtung.

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