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Artensterben: Diese 3 Dinge solltest du jetzt wissen

Artensterben
© Axel Kirchhof - Greenpeace

Weltweit verlieren wir Tier- und Pflanzenarten. Das Artensterben hat längst eine Dimension erreicht, die einige von einer „Artenkrise“ sprechen lässt. Hier die wichtigsten Fakten dazu.

Auf der Weltnaturschutzkonferenz COP15, die vom 7. bis 19. Dezember 2022 in Montreal stattfand, drehte sich alles um den Schutz der globalen Biodiversität. Denn die ist in höchster Gefahr: Millionen von Arten könnten in den kommenden Jahrzehnten für immer verschwinden.

Das aktuelle Artensterben ist eine der größten Krisen der menschlichen Geschichte. Es bedeutet eine ernsthafte Gefahr für unser Leben – aber warum eigentlich und wo liegt das Problem?

Definition Artensterben:

  • Artensterben bedeutet das unwiederbringliche Verschwinden ganzer Arten. Sie gelten als „ausgestorben“, wenn das letzte Individuum der Art gestorben ist.
  • Der Artenschwund beginnt, wenn der Bestand mit jeder Generation kleiner wird, es also immer weniger Nachkommen gibt. Hält der Populationsrückgang dauerhaft an, führt er langfristig zum Aussterben.
  • Schon immer sind Arten ausgestorben. Der Unterschied heute, im Vergleich zu früher, ist die rasante Geschwindigkeit, mit der wir heute Artenvielfalt verlieren.
Artensterben
Nicht nur ”niedliche” Tiere sind vom Artensterben bedroht. (© Markus Mauthe)

Beim Artensterben geht es also nicht nur um den Verlust einer stupsnasigen Bärenart – auch wenn das schon schlimm genug ist. Es geht um den immer weiter fortschreitenden, globalen Verlust der biologischen Vielfalt.

Das Artensterben in Fakten und Zahlen

Die folgenden Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der Krise:

  • Das Artensterben geschieht fast im Minutentakt: Schätzungen gehen davon aus, dass täglich 130 bis 150 Arten sterben.
  • Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina geht davon aus, dass die aktuelle Aussterberate um mehrere Hundertmal größer ist als die natürliche.
  • Der internationale Biodiversitätsrat IPBES schätzt, dass wir bis 2030 von den geschätzten acht Millionen Pflanzen-, Tier- und Pilzarten fast eine Million verlieren werden – wenn wir nichts dagegen tun.
  • Im Tierreich sind vor allem Säugetiere bedroht: Laut International Union for the Conservation of Nature (ICUN) ist etwa jede vierte Säugetierart auf dem Land und jede dritte im Meer vom Aussterben bedroht (Cordis).
  • Bekannte ausgestorbene Arten sind zum Beispiel das Mammut, die Säbelzahnkatze, der Dodo oder die Riesenseekuh. Auffällig: Insbesondere große und schwere Säugetierarten sind ausgestorben – seitdem der Mensch sich auf der Erde breit macht.
  • Das Artensterben bedroht nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen und Pilze. So ist die Größe der weltweiten Waldfläche auf 68 Prozent der Größe geschrumpft, die die Wälder der Erde noch im vorindustriellen Zeitalter hatten. Mit der abnehmenden Waldfläche sinkt auch die Artenvielfalt der schrumpfenden Waldökosysteme.
  • Besonders betroffen sind Feuchtgebiete wie Küsten, Moore, Sümpfe und so weiter: In den vergangenen 300 Jahren sind weltweit 85 Prozent solcher Feuchtgebiete verschwunden – und mit ihnen auch die jeweils komplexen Ökosysteme mit ihrem hohen Artenreichtum.

Weil diese Zahlen auch bei Experten große Bedenken auslösen, sprechen einige bereits vom „6. Massenaussterben“ – das „5. Massenaussterben“ war das Ende der Dinosaurier.

Das Artensterben hat Auswirkungen für uns alle

Alle Tier-, Pflanzen- und Pilzarten interagieren miteinander und weben ein dichtes Netz des Lebens. In gesunden, stabilen Ökosystemen stellt das Zerreißen einzelner Fäden dieses Netzes kein Problem dar. Sinkt aber die Biodiversität in einem Ökosystem, wird es zunehmend instabil.

Artensterben
Gesund Ökosysteme bilden die Grundlage für Artenvielfalt. (© Christian Braga - Greenpeace)

Mit schwerwiegenden Folgen auch für uns: Das Artensterben gefährdet nämlich auch die sogenannten Ökosystemdienstleistungen, auf die wir für unser Überleben angewiesen sind. Hier einige Beispiele:

  • Atemluft und Trinkwasser haben wir, weil die Ökosysteme sie zur Verfügung stellen. Zerstören wir diese Ökosysteme, sägen wir den Ast ab, auf dem wir sitzen.
  • Gärten und Äcker sind ohne die Einbettung in Ökosysteme nicht lebensfähig. Unsere Obst- und Gemüsesorten, Getreidearten und Nutzpflanzen sind von Bestäubern wie Bienen, Wespen, Schmetterlingen und anderen Insekten abhängig.
  • Die Gesundheitsversorgung von Milliarden Menschen basiert überwiegend auf Heilpflanzen als Basis natürlicher Medikamente.
  • Fast zwei Milliarden Menschen decken ihren primären Energiebedarf mit Brennholz, sind also auf Wald und Bäume angewiesen.
  • Etwa 70 Prozent der gegen Krebs eingesetzten Medikamente sind natürliche oder synthetisierte Produkte aus der Natur.

Die Folgen der Artenverluste sind unkalkulierbar: Denn Ökosysteme haben sogenannte Kipppunkte, an denen plötzliche, unumkehrbare Prozesse auftreten können. Sind diese Kipppunkte überschritten, kann der Ursprungszustand des Ökosystems nicht mehr (oder nur mit hohem Aufwand) wiederhergestellt werden.

Eine Reise zu den Kipppunkten

Zugleich kennt die Wissenschaft weder alle weltweiten Arten noch alle Wechselwirkungen zwischen Arten und Ökosystemen. Wir wissen also nicht mal richtig, was wir da gerade kaputt machen.

Das sind die Ursachen des Artensterbens

Wir wissen, warum Arten aussterben:

  • Viele Arten werden von Menschen mehr oder weniger direkt vernichtet, etwa durch Überjagung. Ein Beispiel ist das amerikanische Bison, das vor etwas über 100 Jahren um ein Haar ausgerottet wurde.
  • Die Artenverluste im Meer haben ihre Ursache vor allem in der Fischerei und ihren immer offensiveren Methoden des Fischfangs, wodurch unsere Meere förmlich „leergefischt“ werden.
  • Die Veränderung oder Zerstörung von Lebensräumen verursacht oder verstärkt Biodiversitätsverluste. Ein Beispiel dafür ist die Rodung der Regenwälder im Amazonasbecken, denn sie beherbergen mehr Arten als die meisten anderen Wälder der Welt – das Artensterben dort kann in seinem Ausmaß so beispiellos werden wie die Vernichtung der Amazonas-Waldflächen selbst.

Mehr dazu im Projekt grad.jetzt und auf dem Instagram-Kanal grad.jetzt.

Die Klimakrise ist ebenfalls ein Treiber der Artenkrise. Laut IPCC hat die Klimaerhitzung die Ökosysteme an Land, im Meer und Süßgewässern auf der ganzen Welt verändert. Mit jedem Zehntelgrad Erwärmung nimmt die Bedrohung der Artenvielfalt zu, weil sich viele Arten nicht schnell genug an die rasante Klimaveränderung anpassen können. Der IPCC schätzt, dass schon bei einer globalen Erwärmung von 1,5 °C in tropischen Landschaften und Küstengebieten mit einem Verlust von 20 Prozent der Arten zu rechnen ist.

Artensterben
Durch die globale Erwärmung schaffen es viele Arten nicht sich den neuen Bedingungen anzupassen und sterben aus. (© Greenpeace)

Umgekehrt tragen Artensterben und Biodiversitätsverlust zur Klimakrise bei. Zum Beispiel speichern Monokulturen weniger Kohlenstoff als hoch diverse Lebensräume. Die zunehmenden Waldbrände schädigen Ökosysteme direkt und setzen ihrerseits klimaschädliche Gase frei.

Was du gegen das Artensterben tun kannst

Wir können den Artenschwund aufhalten, denn wir verursachen ihn. Hier ein paar Tipps dazu:

  1. Artensterben sichtbar machen: Während Expert:innen seit Jahren warnen, passiert weiterhin wenig bis nichts. Es ist daher wichtig, auf das Problem der Biodiversitätsverluste der Kipppunkte aufmerksam zu machen. Du kannst dabei helfen, mit einer Spende für das Projekt grad.jetzt.
  2. Bäume und Wälder schützen: Urwälder und Regenwälder sind sozusagen die Behausungen, in denen eine reiche Artenvielfalt in robusten Ökosystemen leben kann. Aufforsten ist nicht falsch, richtiger wäre aber, vorher gar nicht erst abzuholzen. Du kannst dich auf vielfältige Weise für den Schutz von Wäldern einsetzen, zum Beispiel mit der Greenpeace-Petition Waldsterben stoppen.
  3. Bewusster ernähren: Viele Waldflächen werden gerodet, um Nutzflächen mit Monokulturen zu ersetzen. Artenreiche Wälder weichen also artenarmen Äckern für beispielsweise Sojaanbau, um Futtermittel für die Massentierhaltung bereitzustellen. Möglichst oft auf Fleisch, Milch, Butter und Käse zu verzichten, reduziert die Notwendigkeit, Bäume für Soja abzuholzen.
  4. Aus fossilen Energien aussteigen: Erneuerbare Energiearten sind klimafreundlich und reduzieren so den Druck auf die Artenvielfalt. Hausbesitzer:innen können Ölheizungen durch Wärmepumpen ersetzen, wer in einer Mietwohnung lebt, kann auf Ökostrom umsteigen.
  5. Weniger heizen: Der größte Teil des Klimaschadens entfällt in Deutschland auf das Heizen. Energiesparen, Dämmen und weniger Heizen ist daher auch ein Weg, die Klimakrise zu entschärfen und das Artensterben aufzuhalten.
  6. Verkehrsmittel wechseln: Kreuzfahrtschiffe, Flugzeuge und Autos befeuern die Klimaerhitzung und schädigen so auch die Biodiversität. Nicht jede:r kann auf das Auto verzichten, aber man kann sich bei jeder einzelnen Fortbewegung fragen, ob Busse, Bahnen oder das Fahrrad heute nicht die bessere Wahl wären.
  7. Die Meere schützen: Die Ursachen für das Artensterben in den Meeren reichen von kippenden Öltankern über gigantische Schleppnetze bis hin zum rücksichtslosen Umgang mit Beifang. Fische möglichst oft vom Speiseplan zu nehmen ist ein Weg, die Vielfalt der Meere zu erhalten. Du kannst dich außerdem für den Schutz von Meeren einsetzen, zum Beispiel mit der Greenpeace-Petition Artenschutz statt Ausbeutung.
  8. Elektronik reduzieren: In jedem Smartphone stecken verschiedene Metalle und Mineralien. Selbst für wenige Gramm müssen tonnenweise Erde und Gestein bewegt und mit Chemikalien behandelt werden. Die umliegenden Ökosysteme werden dabei oft direkt zerstört. Elektronik „grüner“ zu machen ist schwer – aber wir können einfach unseren Verbrauch reduzieren. Du kannst Geräte zum Recycling geben, Elektronik reparieren lassen, gebrauchte Geräte kaufen – all das reduziert die Notwendigkeit, für neue Geräte noch mehr Lebensräume der Artenvielfalt zu zerstören.
  9. Bio kaufen: Es mag wie ein sehr kleiner Schritt erscheinen, aber Bio schützt die Artenvielfalt. Dazu dient der Verzicht auf Herbizide, Insektizide, Fungizide – also all jene Mittel, die Arten direkt schädigen. Dazu dienen aber auch vielfältige Fruchtfolgen und das Nein zu genetisch verändertem Saatgut. Indem du Bio kaufst, schützt du also ebenfalls die Artenvielfalt.

Greenpeace setzt sich weltweit für den Schutz der Biodiversität und der natürlichen Lebensgrundlagen von Menschen und Natur sowie für Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein. Außerdem arbeitet Greenpeace unabhängig von Regierungen, Parteien und wirtschaftlichen Interessengruppen und lässt sich Projekte weder von der EU noch von der UNO bezahlen. Du kannst helfen, indem du an aktuellen Greenpeace-Aktionen und Petitionen teilnimmst, Geld spendest oder Mitglied wirst.

Artenvielfalt jetzt schützen

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