Wie funktioniert eigentlich eine Bank? Die Frage wird im Alltag selten gestellt, obwohl sie sehr berechtigt ist. Denn Banken spielen für jeden Einzelnen von uns privat und für unsere Gesellschaft als Ganzes eine zentrale Rolle.
Entgegen der allgemeinen Vermutung ist die Antwort auf die Frage nicht unbedingt komplex – zumindest, wenn es um eine klassische Bank geht. Und genau darum soll es hier gehen. Abgesehen von der Bereitstellung von Zahlungsverkehrsdienstleistungen geht es bei einer Bank auf der einen Seite vor allem darum, Spareinlagen sicher zu verwahren. Und auf der anderen Seite, Geld an Privatpersonen, aber auch speziell an Unternehmer zu verleihen, die zum Beispiel in den Ausbau ihrer Produktion oder ihres Dienstleistungsangebots investieren möchten. Damit bringt eine Bank Sparer, die gerade Geld übrig haben, mit Unternehmern zusammen, die gerade Geld benötigen, um ihre Projekte zu finanzieren. Anders ausgedrückt, nimmt eine Bank eine Mittlerrolle zwischen Privatpersonen und der Wirtschaft ein. Für Banken ist es wichtig, diese Verbindung in ein Gleichgewicht zu bringen. “Das Bankgeschäft ist die Kunst des Ausbalancierens”, hat der ehemalige Finanzvorstand (CFO) der Triodos Bank, Pierre Aeby, vor einigen Jahren gesagt.
Im Zentrum eines Kräftefelds stehen
Das Basismodell einer Bank ist übersichtlich, weil sie im Prinzip in einer Art Kräftefeld steht, das im Wesentlichen von vier Parteien bestimmt wird. Neben Sparer*innen und Kreditnehmer*innen sind das die Mitarbeitenden und die Anteilseigner*innen. Letztere sind bei der Triodos Bank übrigens die Inhaber*innen Aktienähnlicher Rechte.
Mehr zum Thema: Was steckt hinter den Aktienähnlichen Rechten der Triodos Bank?
Alle vier betroffenen Parteien haben ihre eigene Funktion in diesem Kräftefeld: Eine Sparerin oder ein Sparer vertraut der Bank ihr/sein Geld an und erhält als Gegenleistung einen Sparzins (der ist derzeit allerdings sehr niedrig). Kreditnehmer*innen leihen sich Geld bei der Bank und bezahlen dafür einen Zins auf die Kreditsumme. Anteilseigner*innen investieren ihr eigenes Vermögen in die Bank, die dadurch die Grundlage erhält, Kredite vergeben zu dürfen und wachsen zu können. Als Teilhaberin oder Teilhaber an der Bank partizipieren sie an dem Gewinn (oder aber auch an dem Verlust) der Bank. Angestellte erhalten ein Gehalt dafür, dass sie der Bank ihr Wissen und ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen.
Die Bank selbst steht dabei im Zentrum dieses Kräftefelds. Sie verdient an der Differenz zwischen den eingenommenen Zinsen aus dem Kreditgeschäft und den ausgegebenen Zinsen für die Sparer*innen. Aus dieser Differenz werden unter anderem die Betriebskosten der Bank und Gehälter der Mitarbeitenden bezahlt. Ein Teil bleibt übrig als Gewinn für die Anteilseigner*innen.
Eine Bank, die ihr Geschäftsmodell transparent gestaltet, gewährt allen Betroffenen bzw. Interessengruppen Einsicht in die Art und Weise, wie sie deren Belange in Beziehung gesetzt und gewichtet hat.
“Kurzfristiges” und “langfristiges” Geld
Indem sie Spareinlagen an Kreditnehmer verleiht, verwandelt eine Bank „kurzfristiges“ in „langfristiges Geld“. Hier spricht man auch von Fristentransformation. Aber: Eine Bank muss immer, zu jedem Zeitpunkt, in der Lage sein, Sparer*innen ihre Einlagen auszuzahlen, wenn sie das Geld abheben möchten. Um das gewährleisten zu können, sorgt sie dafür, dass immer ein ausreichender Anteil der Einlagen in liquiden Mitteln zur Verfügung steht, sprich Geld in einem kurzfristigen Kreislauf vorgehalten wird. Das nennt sich in der Fachsprache auch “Liquiditätsreserve”. Sie wird in Form von Einlagen bei der Bundesbank, als Bank- bzw. Staatsanleihen oder auf Konten (und in kurzfristigen Sparprodukten) bei anderen Banken gehalten.
Mit dem anderen, weit größeren Teil der Einlagen finanziert die Bank Privatpersonen und insbesondere Unternehmer. Damit sie wiederum ihre Investitionen finanzieren können, benötigen sie das Geld allerdings für eine längere Zeit. Die Kredite werden über mehrere Jahre zurückgezahlt. Dieses Geld bewegt sich in einem langen Kreislauf. Zu den Aufgaben einer Bank gehört es, das optimale Verhältnis zwischen dem kurzfristigen und dem langfristigen Geldkreislauf zu finden. Übrigens: Die Triodos Bank in Deutschland vergibt keine Kredite an Privatpersonen, sondern ausschließlich an nachhaltige Unternehmen oder Projekte.
Das Gleichgewicht halten
Zurück zum Basismodell der Bank. Sparer*innen, Kreditnehmer*innen, Anteilseigner*innen und Mitarbeitende sind also sehr eng miteinander verbunden, auch wenn das nicht immer für alle so sichtbar ist, sagt Georg Schürmann, Geschäftsleiter der Triodos Bank Deutschland. „Wenn man zum Beispiel die finanziellen Belange einer der Parteien höher gewichtet, hat das unmittelbar Folgen für die anderen. Es ist Aufgabe der Bank, immer die Balance aller Belange zu erhalten.“
Wenn das Gleichgewicht verloren geht, hat das fühlbare Konsequenzen: Bietet eine Bank einen relativ hohen Sparzins an, müssen Unternehmer*innen, die Geld leihen, einen höheren Zins zahlen. Ein Ungleichgewicht entsteht auch dann, wenn eine Bank die Interessen der Anteilseigner*innen zu sehr in den Mittelpunkt stellt. Das kann sie dazu verleiten, höhere finanzielle Risiken mit so wenig Eigenkapital wie möglich einzugehen. So wird ein Hebel, auch leverage genannt, kreiert mit dem Zweck, die Rendite pro Anteil zu erhöhen. Das Problem dabei ist, dass dies nur in guten Zeiten funktioniert. Wenn die „Wette“ nicht aufgeht und sich das höhere Risiko nicht durch eine höhere Rendite auszahlt, sondern es sogar zu Verlusten führt, entsteht eine negative Spirale. Es kann sogar zu Zweifeln an der Stabilität der Bank kommen. Dadurch geraten die Interessen der Sparer,*innen Kreditnehmer*innen und Mitarbeitenden ebenfalls unter Druck. Dass dieses Szenario keine graue Theorie ist, konnte jeder in den letzten Jahren während der Finanzkrise erkennen.
Zu einer nachhaltigen Bank wechseln
Banken sind also nicht dazu da, maximale finanzielle Resultate zu erzielen. Sie haben eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Das sichere Verwahren von Spareinlagen, ein effizienter Zahlungsverkehr und zuverlässige Kreditvergabe sind – bislang – unentbehrlich für unser Zusammenleben und unsere Ökonomie.
Positiv verändern
Die Besonderheit bei der Triodos Bank ist, dass sie mit dem Geld der Sparerinnen und Sparer ausschließlich nachhaltige Unternehmen und Projekte finanziert. Neben dem Ausbalancieren des klassischen Bankgeschäfts, kommt bei der Triodos Bank deshalb eine weitere Dimension des Gleichgewichts hinzu: Die Balance der sogenannten drei Ps. Sie stehen für People (Menschen), Planet (Umwelt) und Prosperity (Wohlstand) und müssen im Einklang stehen. Weder die soziale Nachhaltigkeit (Mensch) noch die ökologische Nachhaltigkeit (Umwelt) dürfen durch Geschäfte der Triodos Bank leiden. Gleiches gilt für die finanzielle Nachhaltigkeit: Auch die wirtschaftliche Dimension bei einer Kreditvergabe muss stimmen. Die Kunst des nachhaltigen Bankings ist, könnte man sagen, eine Kunst des doppelten Ausbalancierens.
Der Beitrag erschien ursprünglich im Triodos-Bank-Blog diefarbedesgeldes.de
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